In den USA wurde eine Tablette zur Behandlung der schubförmigen Multiplen Sklerose (MS) zugelassen: Der schweizerische Pharmakonzern Novartis kann sein Arzneimittel Gilenya (Fingolimod) in den Handel bringen. Das Produkt ist allerdings nicht die erste orale Therapieoption für MS-Patienten: Merck Serono hatte im Juli in Russland und im September in Australien die Zulassung für das Präparat Movectro (Cladribin) - eigentlich als Zytostatikum gegen Leukämie auf dem Markt - erhalten.
Gilenya wird mit einer Dosis von 0,5 Milligramm einmal täglich eingenommen. In den Zulassungsstudien reduzierte das Medikament Rezidive um mehr als 52 Prozent innerhalb eines Jahres im Vergleich zu Interferon beta 1a beziehungsweise Placebo. Zudem verringerte Gilenya die Krankheitsaktivität.
Fingolimod ist der erste Wirkstoff in der Klasse der Sphingosin 1-Phosphat Rezeptor Modulatoren (S1PR). Die Substanz hindert die Lymphozyten daran, aus den Lymphdrüsen in das Blut überzutreten und die für MS typischen entzündlichen Prozesse am Nervensystem auszulösen. Der genaue Wirkmechanismus ist laut Novartis noch unbekannt.
Zu den unerwünschten Wirkungen des Arzneimittels zählen Kopfschmerzen, grippale Infekte und Husten, Diarrhoe sowie Rückenschmerzen. Nach Angaben von Novartis kann Gilenya insbesondere sechs Stunden nach der ersten Einnahme Bradykardie auslösen und dadurch zu Schwindel oder Müdigkeit führen. Weitere schwerwiegende Nebenwirkungen sind Infektionen, Makuladegeneration, Atem- und Leberprobleme.
Novartis hatte im Dezember 2009 gleichzeitig die Zulassung bei der FDA und der europäischen Arzneimittelagentur EMA beantragt. Die Bewertung durch die Behörde steht noch aus.
APOTHEKE ADHOC Debatte