Die AOK Niedersachsen hat für ihre etwa 2,7 Millionen Versicherten die quadrivalenten saisonalen Grippeimpfstoffe im Open-House-Modell ausgeschrieben, denn Rabattverträge für Impfstoffe sind verboten. Die Kasse nutzt nun den Weg der nicht-exklusiven-Rabattverträge.
Die Kasse schreibt erstmals die quadrivalenten Vakzine aus und bezieht sich in der Entscheidung auf die Empfehlung der Ständigen Impfkommission (STIKO). Ausgeschrieben ist die von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) festgelegte Stammzusammensetzung für die Grippesaison 2018/2019. Der nicht-exklusive-Rabattvertrag nach § 130a Abs. 8 Sozialgesetzbuch (SGB-V) soll am 1. April starten und hat eine Laufzeit von 13 Monaten. Somit endet der Vertrag am 30. April 2019 – eine Verlängerung ist nicht möglich.
Ziel sei es, mit möglichst allen Impfstoffherstellern einen Rabattvertrag im Open-House-Modell abzuschließen. Darum werde jedem interessierten Unternehmen ein identisches Vertragsangebot unterbreitet. Individuelle Verhandlungen gibt es beim Open-House-Modell nicht; Konditionen, Zugangsverfahren und Vertragsinhalte sind für alle Hersteller gleich. „Der Preis ist nicht das einzige Zuschlagkriterium“, ist in der Ausschreibung zu lesen.
Wer zum 1. April dem Vertrag beitreten möchte, muss seine Unterlagen bis zum 31. März einreichen. Pharmazeutische Unternehmen können aber auch während der Laufzeit dem nicht-exklusiven Rabattvertrag beitreten, dies ist jeweils zum Ersten eines Monats möglich. Wer aus der Vereinbarung austreten möchte, kann vom Kündigungsrecht von sechs Wochen zum Monatsende Gebrauch machen.
Die Zusammensetzung der Vakzine hat die WHO Ende Februar bereits bekannt gegeben. Für die Saison 2018/19 müssen A/Michigan/45/2015 (H1N1)pdm09-like virus, A/Singapore/INFIMH-16-0019/2016 (H3N2)-like virus, B/Colorado/06/2017-like virus und B/Phuket/3073/2013-like virus enthalten sein. Insgesamt wurden zwei Bestandteile ausgetauscht. Der tetravalenten Vakzine fehlt die B/Puket-Komponente.
Zugelassene quadrivalente saisonale Grippeimpfstoffe laut Robert-Koch-Institut (PEI) sind Fluenz Tetra (AstraZeneca), Influsplit Tetra (GSK), Vaxigrip Tetra (Sanofi Pasteur) sowie Influvac Tetra (Mylan). Für die Herstellung der Impfstoffe werden Hühnereier als Brutstätte eingesetzt, die Produktionszeit beträgt etwa sechs bis acht Monate.
Für Ärger sorgte erst vor Kurzem die von der AOK Nordost mit den Apothekern geschlossene Impstoffvereinbarung. Betroffen sind etwa 1,8 Millionen Versicherte in Berlin, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern. Für den quadrivalenten Impfstoff ist ein Betrag von 10,95 Euro pro Mehrwertsteuer vorgesehen. Den Zuschlag hat vermutlich Mylan bekommen, GSK und Sanofi sind mit ihren Impfstoffen teurer. Die Ärzte sollen generisch verordnen. Konkrete Verordnungen und Kinderimpfungen müssen gesondert genehmigt werden. Der Bundesverband der Pharmazeutischen Industrie (BPI) sieht den Vertrag als Umgehung geltenden Rechts und fürchtet eine Versorgungslücke. Auch Ärzte sehen die Sparpolitik der Kassen als Hindernis.
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