Omikron: Booster schützt nicht vor Impfdurchbruch APOTHEKE ADHOC/ dpa, 10.12.2021 14:16 Uhr
In Südafrika haben sich sowohl genesene als auch vollständig geimpfte Personen mit der neuen Variant of Concern Omikron angesteckt. Auch bereits mit Comirnaty geboosterte Personen hatten einen positiven PCR-Test. Selbst wenn schwere Verläufe in fast allen Fällen durch die Immunisierung verhindert würden, sei die Überlegung nach einem kürzeren Abstand bis zu Booster-Impfung dennoch sinnvoll, urteilen Expert:innen.
Eigentlich sollte eine dritte Impfung sicher vor Omikron schützen. Biontech bezog sich Anfang der Woche auf erste Labordaten denen zufolge zwei Dosen nicht ausreichend vor einer Infektion mit der kürzlich entdeckten Variante schützen würden, eine Booster-Impfung den Antikörpertiter jedoch stark anheben würde, sodass Omikron ausreichend neutralisiert werden kann.
Nun zeigt sich in Südafrika ein anderes Bild. Laut dem Forscher Wolfgang Preiser, der Teil des Forschungskonsortiums ist, das die Variante entdeckt hat, können Impfdurchbrüche bei Omikron auch bei dreimaliger Comirnaty-Impfung nicht verhindert werden. „Durchbruchsinfektionen gibt es sehr viele. Was wir nicht wussten ist, dass auch eine Booster-Impfung mit Biontech/Pfizer das nicht verhindert“, sagte Preiser gegenüber dem „Tagesspiegel“. In einer ersten Untersuchung wurden bei sieben jungen Personen Durchbruchsinfektionen festgestellt. Zwar habe keiner dieser sieben Infizierten einen schweren Verlauf gehabt, dennoch unterstreichen diese ersten Erkenntnisse die Notwendigkeit der Impfstoffanpassung, so Preiser. Noch sind die Forschungsergebnisse in keinem Fachjournal veröffentlicht.
Reduzierter Impfschutz – Wirksamkeit rund 70 Prozent
Forschungen des südafrikanischen Professors Alex Sigal zeigen, dass Omikron zwar den Impfschutz reduziert, der aber je nach Zahl der entwickelten Antikörper eine Wirksamkeit von bis zu 70 Prozent habe. „Wir sehen keinen Grund zu glauben, dass Impfungen nicht vor schweren Omikron-Erkrankungen schützt“, sagte er. Sigal gilt mit seinem Team vom Afrikanischen Gesundheits-Forschungsinstitut AHRI als weltweit erster Wissenschaftler, der das Virus künstlich gezüchtet hat. Dabei stand die Forschung nach dem Schutz durch Antikörper im Vordergrund. „Das Virus nutzt die gleichen Rezeptoren wie die anderen Varianten“, sagte er. Zwar habe es seine DNA geändert, aber kaum sein Verhalten.
Auch Krankenhausmanager bestätigten aufgrund ihrer Beobachtungen diese Erkenntnisse – wiesen aber auch darauf hin, dass es für wissenschaftlich fundierte Schlüsse noch zu früh sei. Das Land befindet sich in einer von der Omikron-Variante getriebenen vierten Infektionswellen und hat gerade Booster-Impfungen erlaubt. Laut der Afrikanischen Union haben mittlerweile elf Länder auf Europas Nachbarkontinent Omikron-Infizierungen nachgewiesen.
Biontech-Gründer Ugur Sahin hat sich angesichts der Ausbreitung der Omikron-Variante des Coronavirus für eine frühere dritte Impfung ausgesprochen. „Mit Blick auf Omikron sind zwei Dosen noch keine abgeschlossene Impfung mit ausreichendem Schutz. Wenn sich Omikron, wie es aussieht, weiter ausbreitet, wäre es wissenschaftlich sinnvoll, bereits nach drei Monaten einen Booster anzubieten.“