Cochrane-Review

Omega-3: Kein Schutz vor Herz-Kreislauf-Erkrankungen

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Berlin -

Weltweit wird davon ausgegangen, dass sich Omega-3-Fettsäuren positiv auf die Herzgesundheit auswirken sollen. Die Europäische Arzneimittelagentur (EMA) hatte bereits im März dieses Jahres ein Bewertungsverfahren eingeleitet, da jüngste Untersuchungen dem widersprochen hatten. Nun bringen die Wissenschaftler des renommierten Cochrane-Journals Licht ins Dunkel. Denn ihre aktuellen Studienergebnisse stellen die bisherigen Annahmen auf den Kopf.

Bislang war Stand der Wissenschaft, dass mehrfach ungesättigte Omega-3-Fettsäuren aus fettem Fisch (langkettiges Omega-3 (LCn3) einschließlich Eicosapentaensäure (EPA) und Docosahexaensäure (DHA)) sowie aus Pflanzen (Alpha-Linolensäure (ALA)) der kardiovaskulären Gesundheit nutzen. Richtlinien empfehlen die erhöhte Zufuhr von Omega-3-reichen Lebensmitteln und manchmal auch eine Supplementation. Damit könnte bald Schluss sein, denn aktuellere Studien die positive Wirkung nicht bestätigt haben.

Um die Auswirkungen der erhöhten Aufnahme von Omega-3-Fettsäuren verschiedener Quellen für die Gesamtmortalität, kardiovaskuläre Ereignisse, Adipositas und Lipide zu beurteilen, haben die Forscher verschiedene Datenbanken durchforstet. In ihrem aktuellen systematischen Review fassen sie die Ergebnisse von 79 randomisiert kontrollierte Studien (RCT) zusammen, davon hatten 25 Studien ein geringes Risiko für Bias. Die einzelnen Untersuchungen dauerten 12 bis 72 Monate und umfassten 112.059 Erwachsene mit unterschiedlichen kardiovaskulären Risiken, hauptsächlich in Ländern mit hohem Einkommen. Bei diesen Untersuchungen wurden die Auswirkungen des Verzehrs von zusätzlichen Omega-3-Fettsäuren von Fisch und Pflanzen im Vergleich zum normalen oder niedrigeren Verzehr auf Herz-Kreislauf-Erkrankungen bewertet. Die meisten von ihnen untersuchten die Wirkung von Nahrungsergänzugsmitteln (NEM) mit langkettigen Omega-3-Fettsäuren in Kapselform und verglichen diese mit einem Placebo.

Die Analysen (Konfidenzintervall 95 Prozent) der Forscher zeigten, dass eine erhöhte Zufuhr langkettiger Omega-3-Fettsäuren von Fischen keinen oder lediglich einen geringen Effekt auf die Gesamtmortalität (RR 0,98), kardiovaskuläre Mortalität (RR 0,95), kardiovaskulären Ereignissen (RR 0,99), Mortalität der koronaren Herzkrankheit (KHK) (RR 0,93), Schlaganfall (RR 1,06) oder Arrhythmie (RR 0,97) hatten. Auch die pflanzlichen Omega-3-Säuren schnitten bei der Analyse ähnlich ab: Eine erhöhte Zufuhr macht den Wissenschaftlern zufolge wahrscheinlich keinen oder nur einen geringen Unterschied zur Gesamtmortalität (RR 1,01) und kardiovaskulären Mortalität (RR 0,96) aus.

Bei KHK-Ereignissen sieht es nicht viel anders aus; hier lag das Relative Risiko bei 1,00. Weiterhin kann eine erhöhte Zufuhr von ALA das Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse zwar leicht senken (von 4,8 auf 4,7 Prozent), allerdings betonen die Forscher in diesem Zusammenhang die geringe Evidenzqualität. Wahrscheinlich wird auch das Risiko einer KHK-Mortalität (von 1,1auf 1,0 Prozent) und Arrhythmie (von 3,3 auf 2,6 Prozent) reduziert (RR 0,79). Auswirkungen auf den Schlaganfall sind den Ergebnissen nach unklar.

Es gab keine Hinweise darauf, dass eine erhöhte Zufuhr von pflanzlichen und tierischen Omega-3-Fettsäuren das Risiko für schwerwiegende unerwünschte Ereignisse, Adipositas oder Lipide veränderte, obwohl die tierischen Substanzen die Triglyceride leicht reduzierten und das HDL, das „gute Cholesterin“ erhöhten. ALA hingegen würde hingegen das HDL reduzieren.

„Die Ergebnisse dieser Überprüfung widersprechen der weit verbreiteten Meinung, dass langkettige Omega-3-Präparate, einschließlich Fischöl, das Herz schützen. Diese große systematische Übersichtsarbeit umfasste Informationen von vielen Tausenden von Menschen über lange Zeiträume. Trotz all dieser Informationen sehen wir keine schützenden Effekte“, sagte Studienautor Dr. Lee Hooper von der UEA Norwich Medical School. Die Analyse liefere einen guten Beweis dafür, dass Omega-3-Fettsäuren nicht förderlich für die Herzgesundheit seien und das Risiko für Schlaganfälle oder Todesfälle nicht verringerten.

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