Omega-3-Fettsäuren werden blutdrucksenkende und gesundheitsprotektive Eigenschaften zugeschrieben, sie werden bei verschiedenen Beschwerdebildern eingesetzt. Deutsche Wissenschaftler haben nun mit US-Kollegen herausgefunden, dass sie auch eine Rolle im Immunsystem spielen. Ihrer Studie zufolge liefern diese Substanzen Grundbausteine, um Entzündungen aufzulösen.
Omega-3-Fettsäuren zählen zu den mehrfach ungesättigten Verbindungen (PUFA, polyunsaturated fatty acid) und sind essenzielle Nahrungsbestandteile. Sie kommen vor allem in Algen, Pflanzen oder Fischen vor. Einen hohen Gehalt an Omega-3-Fettsäuren enthalten beispielsweise Leinöl und Chiaöl. Pflanzen enthalten hauptsächlich α-Linolensäure, wohingegen die Quellen aus dem Meer vorwiegend aus Docosahexaensäure (DHA) und Eicosapentaensäure (EPA) bestehen. Bisher sind positive Effekte auf das Herz-Kreislauf-System belegt. Zudem werden Wirkungen auf die altersbedingte Demenz, Autoimmunerkrankungen sowie Karzinome diskutiert.
Den im Fachjournal „Nature Communications“ veröffentlichten Studienergebnissen zufolge können Omega-3-Fettsäuren mehr: Demnach nehmen pathogene Bakterien gezielt Einfluss auf die Funktion von Makrophagen und steuern so den gesamten Prozess der Entzündung. Die Fettsäuren spielen bei der Auflösung dieser Kaskade eine Rolle. Das berichtet ein internationales Forscherteam um Professor Dr. Oliver Werz von der Friedrich-Schiller-Universität Jena und Professor Dr. Charles N. Serhan von der Harvard Medical School in Boston. In ihrer Untersuchung stellen die Wissenschaftler nun den zugrunde liegenden zellulären Mechanismus vor.
„Bei einer Entzündung handelt es sich um eine Abwehrreaktion des Körpers auf einen schädlichen Reiz, etwa eindringende Krankheitserreger oder eine Gewebeverletzung“, erläutert Werz, Lehrstuhlinhaber für Pharmazeutische und Medizinische Chemie. Ziel sei die Bekämpfung der Keime oder die Regeneration des Gewebes. „Dazu ist es aber notwendig, dass sowohl die Auslösung des Entzündungsgeschehens als auch dessen Abklingen vom Immunsystem genau reguliert werden.“ Ein Ungleichgewicht dieser Mechanismen kann zu chronischen Entzündungen wie Arteriosklerose oder Autoimmunerkrankungen führen.
Die Forscher nutzten für ihre Studie Krankheitserreger wie Staphylococcus aureus und Escherichia coli. Sie stellten fest, dass die Bakterien in unterschiedlichen Makrophagen-Populationen (M1- und M2-Makrophagen) gegensätzliche Wirkungen hervorrufen. Die verschiedenen Populationen spielen entweder eine Rolle in der Anfangs- oder in der Abklingphase der Entzündung. „Die Aktivierung beider Phasen der Entzündung macht durchaus Sinn, denn so sorgt das Immunsystem dafür, dass nach einer erfolgreich abgewehrten Infektion die unschädlich gemachten Bakterien aus dem Gewebe beseitigt und die Entzündungsreaktion gestoppt werden“, so Werz.
Bisher ist bekannt, das die Erreger die M1-Makrophagen stimulieren, die proinflammatorische Mediatoren wie Prostaglandine und Leukotriene produzieren. Die Bakterien bringen aber außerdem M2-Makrophagen dazu, vermehrt entzündungsauflösende Substanzen wie Resolvine, Lipoxine sowie Protektine aus Omega-3-Fettsäuren zu bilden. Resolvine besitzen funktionell eine Lipidstruktur und sind Dihydroxy- oder Trihydroxy-Metaboliten von Omega-3-Fettsäuren. Beispielsweise gehören EPA und DHA dazu. Künftig könnten die Erkenntnisse für die Behandlung von chronisch-entzündlicher Erkrankungen von Bedeutung sein.
Bislang werden Omega-3-Präparate in Therapie der Hypercholesterin- und Triglyceridämie eingesetzt. Rezeptpflichtige Arzneimittel sind beispielsweise Eicosan (Med Pharma), Omacor (Mylan) oder Zodin (Trommsdorff). Weiterhin sind Omega-3-Präparate in Form von Nahrungsergänzungsmitteln erhältlich, beispielsweise Omega3-Loges (Dr. Loges) und Omega-3 Konzentrat (Doppelherz). Außerdem gibt es Produkte, die als diätetische Lebensmittel im Handel sind.
Omega-3-Fettsäuren spielen aber auch bei der Stabilisierung des Tränenfilms eine Rolle. Seit Längerem ist bekannt, dass sie bedeutend für den Aufbau der Zellhüllen sind. Außerdem ist dokumentiert, dass die Retina einen hohen Gehalt an diesen Substanzen enthält. Daher werden sie es auch in Form von Augentropfen oder Kapseln angeboten. Aus der Apotheke sind beispielsweise Remogen Omega (TRB Chemedica), Centrovision Lutein Forte Omega 3 (Omnivision) und Ocuvite Lutein Plus (Dr. Gerhard Mann) bekannt.
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