Physikalische Reize wie Kälte oder Reibung können auf der Haut juckende Quaddeln hervorrufen und das Leben der Betroffenen einschränken. Zwei klinischen Studien der Berliner Charité zufolge könnten die von Nesselsucht geplagten Patienten künftig von dem gegen Asthma eingesetzten Wirkstoff Omalizumab profitieren. Die Wissenschaftler haben die Studienergebnisse im „Journal of Allergy and Clinical Immunology“ veröffentlicht.
Die Wissenschaftler um Professor Dr. Martin Metz führten zwei selbst initiierte, multizentrische, randomisierte und Placebo-kontrollierte Studien an der Klinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie durch. Unter den Teilnehmern waren 61 Patienten mit Urticaria factitia – der Nesselsucht durch Reibung – und 31 Patienten mit Kälteurticaria. Die Betroffenen wurden über einen Zeitraum von drei Monaten mit Omalizumab behandelt.
Um die Effektivität der Behandlung mit dem monoklonalen Antikörper zu beurteilen, wurde bei allen Probanden vor Beginn der Studie der individuelle Schwellenwert bestimmt, der die Symptome auslöst. Eine erneute Messung fand jeweils vier Wochen nach Gabe der ersten zwei Applikationen und zwei Wochen nach der letzten Anwendung statt. Knapp die Hälfte der Patienten beider Erkrankungen war am Ende der Behandlung vor dem Auftreten der Symptome durch den entsprechenden physikalischen Reiz geschützt.
„Unsere Ergebnisse zeigen, dass schwer betroffene Patienten, die unter einer induzierbaren Urtikaria leiden, von einer Therapie mit Omalizumab profitieren können“, sagt Metz. Bislang ist der Wirkstoff in Xolair (Novartis) allerdings nur für allergisches Asthma und die chronische spontane Urtikaria zugelassen. „Durch den Nachweis der Wirksamkeit im Rahmen unserer Studien ist jedoch zu hoffen, dass auch Patienten, die unter Kälteurtikaria und Urticaria factitia leiden, künftig eine Therapie mit dem Medikament erhalten können“, fügt Metz hinzu.
Der monoklonale Antikörper steht in zwei Wirkstärken als Injektionslösung zur Verfügung. Die Dosierung zu 75 mg kann ab sechs Jahren verwendet werden. Ab einem Alter von zwölf Jahren ist die Wirkstärke 150 mg im Handel.
Omalizumab inaktiviert das menschliche Immunglobulin E (IgE) und verhindert dessen Bindung an seinen Rezeptor. Dadurch wird ein entscheidender Schritt in der allergischen Kaskade unterbunden.
Die beiden Formen der Nesselsucht können die Betroffen stark in ihrem Alltag einschränken und bestimmte Dinge gar unmöglich machen. So kann ein Patient mit einer Kälteurticaria nicht in der Ostsee baden. Die Kälte des Wassers könnte zu einem anaphylaktischen Schock führen und zu Quaddeln am ganzen Körper. Löst Reibung die quälenden Symptome auf der Haut aus, müssen die Betroffenen enge Kleidung und Körperkontakt meiden.
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