Rote-Hand-Brief

Ocaliva: CHMP empfielt Widerruf der EU-Zulassung

, Uhr
Berlin -

Nach Empfehlung des Ausschusses für Humanarzneimittel (CHMP) der Europäischen Arzneimittel-Agentur (EMA) und dem Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) soll die Genehmigung für Ocaliva (Obeticholsäure) in der EU widerrufen werden. Dies wurde via Rote-Hand-Brief mitgeteilt. Der Grund: Eine aktuelle Studie konnte den klinischen Nutzen des ersten Vertreters der selektiven Farnesoid-X-Rezeptor-Agonisten nicht bestätigen.

Intercept informieren in Abstimmung mit der Europäischen Arzneimittel-Agentur (EMA) und dem Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) darüber, dass die Phase-III-Studie COBALT gezeigt hat, dass Ocaliva bei Patienten mit primär biliärer Cholangitis (PBC) keinen klinischen Nutzen im Vergleich zu Placebo bietet. Das geplante Nutzen-Risiko-Verhältnis konnte somit nicht bestätigt werden.

Aufgrund der fehlenden Bestätigung des klinischen Nutzens wird deshalb empfohlen, die Genehmigung für das Inverkehrbringen von Ocaliva in der EU zu widerrufen. Neue Patient:innen sollten außerhalb klinischer Studien nicht mit Ocaliva behandelt werden. Für bereits behandelte Patienten sollen alternative Optionen geprüft werden.

Hintergrund

Die ursprüngliche Zulassung des Orphan-Drug-Präparats in der EU erfolgte 2016 auf Basis von Laborparametern, da zum Zeitpunkt der Zulassung Unsicherheit über die Korrelation dieser Parameter mit leberbezogenen klinischen Ergebnissen bestand.

Die Genehmigung für das Inverkehrbringen von Ocaliva wurde daher unter der Bedingung erteilt, dass zusätzliche Daten aus der COBALT-Studie vorgelegt werden, um die Wirksamkeit und Sicherheit des Arzneimittels zu bestätigen. Diese konfirmatorische, doppelblinde, randomisierte, placebokontrollierte, multizentrische Studie untersuchte den klinischen Nutzen von Ocaliva bei PBC-Patienten, die nicht auf Ursodesoxycholsäure (z.B. Ursofalk, Ursochol) ansprechen oder diese nicht vertragen.

Die Studie konnte keine Unterschiede zwischen Ocaliva und Placebo nachweisen und den klinischen Nutzen somit nicht bestätigen. Auch die unterstützenden Daten aus dem Versorgungsalltag wurden als nicht ausreichend angesehen, um die negativen Ergebnisse von COBALT aufzuwiegen.

Da der klinische Nutzen nicht bestätigt wurde, kam der CHMP zu dem Schluss, dass das Nutzen-Risiko-Verhältnis von Ocaliva nicht mehr positiv ist, und empfahl, dass die bedingte Genehmigung für das Inverkehrbringen in der EU widerrufen werden sollte. Sollte diese Empfehlung von der Europäischen Kommission bestätigt werden, wird Ocaliva die europaweite Zulassung entzogen.

PBC

Bei dieser Erkrankung handelt es sich um eine chronische Lebererkrankung, bei der die Gallengänge innerhalb der Leber entzündet und geschädigt werden. Dies kann bei Nichtbehandlung schließlich zu Leberzirrhose und Leberversagen führen. Die genaue Ursache von PBC ist unbekannt. Es wird angenommen, dass eine Autoimmunreaktion eine Rolle spielt. Die Symptome können Müdigkeit, Juckreiz, Gelbsucht und Bauchschmerzen umfassen. PBC gilt als Orphan Disease.

Newsletter
Das Wichtigste des Tages direkt in Ihr Postfach. Kostenlos!

Hinweis zum Newsletter & Datenschutz

Mehr aus Ressort
20-valenter Impfstoff nicht für Säuglinge
Pneumokokken: Stiko ändert Empfehlung nicht

APOTHEKE ADHOC Debatte