Krebsmedikamente top, Antiemetikum flop APOTHEKE ADHOC, 16.11.2015 18:02 Uhr
Drei Präparate haben die Nutzenbewertung hinter sich – mit unterschiedlichem Erfolg. Bristol-Myers Squibb (BMS) erhält auch für eine weitere Indikation seines Onkolytikums Opdivo (Nivolumab) einen erheblichen Zusatznutzen. Merck kann sich für sein Onkologikum Keytruda (Pembrolizumab) zumindest in Teilbereichen mit einer positiven Bewertungen durch den Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) rechnen. Das Antiemetikum Akynzeo (Netupitant/Palonosetron) konnte indes beim Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) nicht punkten.
Erst vor einem Monat hatte das IQWiG Opdivo bewertet und für Patienten mit schwarzem Hautkrebs einen beträchtlichen Zusatznutzen bescheinigt. Jetzt folgt die Bewertung für ein weiteres Anwendungsgebiet: Auch für Patienten mit nicht-kleinzelligem Lungenkarzinom (NSCLC) nach Chemotherapie sieht das IQWiG positive Effekte. Für Patienten unter 75 Jahren fällt der Zusatznutzen sogar erheblich aus. Auch für ältere Patienten gibt es Hinweise auf einen Zusatznutzen im Vergleich zur Therapie mit Docetaxel, dieser war aber nicht quantifizierbar.
Grundlage für die Bewertung war eine klinische Vergleichsstudie zwischen Nivolumab und Docetaxel mit 272 eingeschlossenen Patienten. Für das Gesamtüberleben zeigte sich in klinischen Studien ein signifikanter Vorteil gegenüber der zweckmäßigen Vergleichstherapie. Weitere Endpunkte der Studie, darunter die gesundheitsbezogene Lebensqualität, konnten die Anforderungen der Gutachter nicht erfüllen: Ein Zusatznutzen wurde für diese Teilbereiche nicht festgestellt.
Opdivo ist seit Juni zur Behandlung des schwarzen Hautkrebses zugelassen. Einen Monat später folgte die Zulassung für NSCLC. Nivolumab ist der erste Vertreter der Klasse der PD-1-Hemmer (Programmed Cell Death 1 Protein). PD-1 wird auf Immunzellen exprimiert; bindet der Rezeptor an bestimmte Liganden auf der Tumorzelle, kommt es zur Inaktivierung. Der Tumor wird nicht angegriffen.
Aus der gleichen Wirkstoffklasse stammt Keytruda (Pembrolizumab). Das Produkt von Hersteller Merck soll bei nicht resezierbarem oder metastasierendem Melanom eingesetzt werden. Das IQWiG hatte den Nutzen für den Einsatz des Mittels bei vorbehandelten und nicht vorbehandelten Patienten mit bestimmten Hautkrebs-Mutationen untersucht.
Für vorbehandelte Patienten, die nach Standard-Therapie weiterer Behandlung bedürfen, besteht im Vergleich zu Ipilimumab der Hinweis auf einen beträchtlichen Zusatznutzen. Schwere Nebenwirkungen und Therapieabbrüche traten unter Keytruda-Behandlung später auf. Für nicht vorbehandelte Patienten sieht das IQWiG immerhin für die Behandlung von Tumoren ohne BRAF-V600-Mutation einen geringen Zusatznutzen. Die betroffenen Patienten überleben länger und zeigen eine leicht verbesserte Lebensqualität.
Bemängelt wurde allerdings, dass in der vorgelegten Studie im Vergleich zur Zulassung eine zu hohe Dosierung gewählt worden war. Für die Bewertung der Nebenwirkungsrate entschieden die Gutachter dennoch, dass die Daten verwendet werden könnten. Eine niedrigere Dosierung gehe in der Regel auch mit niedrigeren Nebenwirkungsraten einher, sodass die Daten aus der Studie eher zum Nachteil für den Hersteller seien.
Das Antiemetikum Akynzeo von Helsinn Birex fiel hingegen durch: Das IQWiG bemängelte, dass die eingereichten Studien nicht passend für alle benatragten Indikationsstellungen seien. In den Studien wurde das Produkt nur für die stark emetogene Chemotherapie eingesetzt. Dementsprechend könne für die mäßig emetogene Chemotherapie keine Bewertung durchgeführt werden. Auch für die stark emetogene Therapie reichten die Studiendaten nicht aus. Lediglich im Bereich der Nebenwirkungen zeigten sich geringe Vorteile gegenüber der Vergleichstherapie, so die Gutachter. Dies reiche aber in der Gesamtschau nicht für einen Zusatznutzen aus.
Akynzeo ist seit Mai zugelassen und wird zur Vorsorge vor akuter und verzögerter Übelkeit und Erbrechen bei hoch emetogener, auf Cisplatin basierender Chemotherapie sowie bei mäßig emetogener Chemotherapie eingesetzt. Das Präparat ist als Hartkapseln in 300/0,5 mg auf dem Markt.
Netupitant ist ein NK1-Rezeptor-Antagonist, Palonosetron ist ein 5-HT3-Rezeptor-Antagonist. 5-HT3-Rezeptoren stimulieren selektiv die emetische Reaktion. Verzögerte Emesis wurde weitgehend mit der Aktivierung der NK1-Rezeptoren verbunden. Die Zugabe von Netupitant zu Palonosetron führt zu einer erhöhten therapeutischen Wirksamkeit, vor allem in der verzögerten Phase von Erbrechen. Die häufigsten Nebenwirkungen sind Kopfschmerzen, Verstopfung und Müdigkeit.