Diabetes-Therapie

Novo Nordisk: Bald einmal wöchentliches Insulin? Alexandra Negt, 16.06.2020 12:11 Uhr

Das einmal wöchentlich anzuwendende Insulin icodec von Novo Nordisk zeigte in der Phase-II-Studie eine ähnliche Wirksamkeit wie Insulin glargin U 100. Novo Nordisk
Berlin - 

Novo Nordisk konnte mit der aktuellen Phase-II-Studie zum Wirkstoff Insulin icodec zeigen, dass einmal wöchentlich zu applizierende Peptidhormon eine vergleichbare Wirksamkeit wie einmal täglich anzuwendendes Insulin glargin U100 hat.

Das basale Insulinanalogon muss nur einmal wöchentlichen injiziert werden. Patienten, die in der Studie auf einmal wöchentliches Insulin icodec randomisiert wurden, erreichten eine ähnliche Blutzuckerkontrolle und ein ähnliches Sicherheitsprofil wie die Personen, die mit Insulin glargin U100 behandelt wurden.

In der 26-wöchigen, randomisierten, doppelblinden klinischen Phase-II-Studie wurden 247 insulinnaive Erwachsene mit Typ-2-Diabetes, die entweder mit Metformin oder mit DPP4-Inhibitoren behandelt wurden, eingeschlossen. Zu den DPP4-Inhibitoren gehören unter anderem Sitagliptin (Januvia, MSD Sharp & Dohme), Vildagliptin (Galvus, Novartis) und Saxagliptin (Onglyza, AstraZeneca). Der primäre Endpunkt zeigte, dass die Änderung der Blutzuckerkontrolle (HbA1c) von Grundlinie zu Woche 26 bei Teilnehmern, die einmal wöchentlich Insulin icodec erhielten, im Vergleich zu einmal täglich Insulin glargin U100 ähnlich war. Zu den sekundären Endpunkten gehörten die Änderung der Nüchternplasmaglucose – auch hier zeigten sich in der 26. Woche Ähnlichkeiten zwischen den beiden Insulin-Gruppen.

„Viele Menschen mit Typ-2-Diabetes zögern, eine Insulintherapie zu beginnen, da tägliche Injektionen erforderlich sind“, sagte Dr. Julio Rosenstock, leitender Studienforscher und klinischer Professor für Medizin am Southwestern Medical Center der Universität von Texas, USA. „Ich bin wirklich begeistert von dem Potenzial solcher innovativer Behandlungen, die die Anzahl der basalen Insulininjektionen für meine Patienten mit Diabetes reduzieren könnten.“ Mads Krogsgaard Thomsen, Chief Science Officer von Novo Nordisk fügte hinzu: „Novo Nordisk ist seit fast 100 Jahren führend in der Insulininnovation. Wir führen kontinuierlich disruptive Forschungen durch, die zu grundlegend bequemeren und verbesserten Behandlungen führen können, die das Leben von Menschen mit Diabetes verändern können. Diese Phase-II-Studie hat gezeigt, dass Insulin-Icodec einmal wöchentlich in Bezug auf Wirksamkeit und Sicherheit mit Insulin Glargin U100 vergleichbar ist. Es könnte Menschen mit Typ-2-Diabetes eine neue Option bieten, die unter anderem die Anzahl der Basalinsuline reduzieren würde Injektionen auf eine pro Woche.“

Die Hypoglykämie war für beide Behandlungsgruppen ähnlich. Innerhalb der Studie wurden keine neuen unerwünschten Arzneimittelwirkungen in Bezug auf einmal wöchentliches Insulin icodec festgestellt. Der Anteil der Patienten mit einem unerwünschten Ereignis war zwischen den Insulin-Icodec- und Glargin-U100-Armen ähnlich. Im Laufe des Jahres will Novo Nordisk mit defr Phase-III-Studie beginnen.

Insulin icodec – ein neues Insulin

Insulin icodec ist ein lang wirkendes basales Insulinanalogon mit einer Halbwertszeit von 196 Stunden. Nach der Injektion bindet es stark und reversibel an Albumin. Dies führt zu dem Effekt der kontinuierlichen, langsamen und stetigen Senkung des Blutzuckers über die Woche. Das Injektionsvolumen von einmal wöchentlichem Insulin icodec entspricht aufgrund der konzentrierten Formulierung dem täglichen Insulin glargin U100 – es ist nicht nötig große Mengen zu injizieren.

Reduktion der Anwendungshäufigkeit

Mit dem Arzneimittel Ozempic (Semaglutid) hat Novo Nordsik vor rund zwei Jahren die Zulassung für ein GLP-1-Analogon erhalten, das die Insulinfreisetzung aus den Langerhans-Inseln stimuliert und die Glukagon-Sekretion unterdrückt. Zudem wird die Magenentleerung verzögert und das Körpergewicht reduziert. Auch hier muss der Patient nur einmal wöchentlich an die Einnahme denken – die Gabe erfolgt zu einem beliebigen Zeitpunkt und unabhängig von den Mahlzeiten. Die häufigsten Nebenwirkungen sind Übelkeit, Erbrechen und Durchfall. Der Arzneistoff würde bei oraler Gabe jedoch schnell verdaut. Novo Nordisk musste den Wirkstoff nicht nur stabil gegen den enzymatischen Abbau machen, sondern gleichzeitig auch gut verfügbar. Die Tablettenformulierung ist daher mit einem Absorptionsverstärker Natrium-N- (8- [2-hydroxybenzoyl] amino) caprylat ( SNAC) versehen. Ozempic ist zur Behandlung von erwachsenen Typ-2-Diabteikern ergänzend zu Diät und körperlicher Bewegung angezeigt. Semaglutid kann sowohl als Monotherapie, wenn Metformin nicht vertragen wird, oder in Kombination mit anderen Antidiabetika eingesetzt werden.