Nuvaxovid von Novavax ist seit Ende Dezember offiziell in der EU zugelassen und soll ab Ende Januar ausgeliefert werden. Für den Impfstoff von Valneva soll es voraussichtlich im ersten oder zweiten Quartal grünes Licht geben. Viele Bürger:innen haben auf die Zulassung eines Totimpfstoffes gewartet, da die Technologie seit langem bekannt ist. Dabei kritisieren Wissenschaftler:innen die Einstufung von Nuvaxovid in die Gruppe der Totimpfstoffe. Ein Vergleich.
Nuvaxovid (Novavax) ist ein rekombinanter Proteinimpfstoff. Die Antigene sind gentechnisch hergestellt und basieren auf einer Nanopartikel-Technologie. Als Wirkverstärker ist ein Adjuvans auf Saponin-Basis zugesetzt. Bei rekombinanten Proteinen handelt es sich um biotechnologisch hergestellte Eiweiße, die entweder mit gentechnisch veränderten Organismen oder mit transfizierten Zellkulturen hergestellt worden sind. Im Fall von Nuvaxovid erfolgt die Herstellung der Proteine mit Hilfe eines Baculovirus und Mottenzellen.
Schritt 1: Dem für den Menschen ungefährlichen Baculovirus wird ein Gen zur Produktion des Spikeproteins eingefügt.
Schritt 2: Eine Zellkultur von Mottenzellen wird mit dem veränderten Baculovirus infiziert.
Schritt 3: Die Mottenzellen produzieren das Spike-Protein.
Schritt 4: Die Spike-Proteine schließen sich selbstständig zu Spikes zusammen, die dann „abgeerntet“ werden können.
Schritt 5: Die Spikes werden zu Nanopartikeln „geformt“, die die Struktur von Sars-CoV-2 nachahmen.
Schritt 6: Zugabe eines Adjuvans auf Saponin-Basis. Dieses reizt das Immunsystem, sodass der Körper auf die Nanopartikel aufmerksam wird.
Beim Impfstoff von Valneva hingegen liegt ein Ganzvirusimpfstoff vor. Das heißt , dass der französische Hersteller das gesamte Virus zur Herstellung des Impfstoffes nutzt. Natürlich sind die enthaltenen Viren attenuiert („abgetötet“) und nicht mehr vermehrungsfähig – ein Totimpfstoff eben. Zur Wirkverstärkung ist das Adjuvans CpG 1018 (von Dynavax) und Aluminium beigefügt. Valneva führt aktuell klinische Phase-III-Studien zu zwei unterschiedlichen Impfstoffkandidaten durch: VLA2002 und VLA 2101.
Einige Wissenschaftler:innen sehen die Einordnung von Nuvaxovid zu der Grupper der Totimpfstoffe kritisch. Denn dem Impfling wird kein „Vollvirus“ gespritzt. Die eventuell zu erwartende breitere Immunantwort ist bei Nuvaxovid daher ausgeschlossen. Ob sie beim Impfstoff von Valneva erzielt wird, müssen weiterführende Studien zeigen.
Das Robert Koch-Institut (RKI) hat sich dennoch für die Einstufung von Nuvaxovid in die Gruppe der Totimpfstoffe ausgesprochen. Für das Institut enthält der Impfstoff nicht mehr vermehrungsfähige Virusbestandteile und kann demnach als Totimpfstoff bezeichnet werden. Nach dieser Definition könnten jedoch auch mRNA-Impfstoffe in diese Gruppe einkategorisiert werden. Auch sie enthalten nicht mehr vermehrungsfähige Teile des eigentlichen Virus. Zwar gilt dies nur für die mRNA des Spikeproteins, das dann im Körper hergestellt wird – aber grob gesprochen wäre auch ein mRNA-Impfstoff nach dieser Definition ein Totimpfstoff.
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