Nuvaxovid ist da: Seit vergangener Woche wird der Corona-Impfstoff des US-Herstellers Novavax an die Apotheken ausgeliefert. Beim Impfstart konnte die Nachfrage die vorherigen Erwartungen nicht erfüllen, doch Senior Vice President Silvia Taylor zeigt sich überzeugt, dass sich der proteinbasierte Impfstoff durchsetzt. Denn seine Handhabung sei anderen Impfstoffen überlegen.
Aktuellen Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) zufolge wurden bisher 1,4 Millionen Dosen Nuvaxovid an Impfzentren, Arztpraxen oder Apotheken ausgeliefert. Hohe Erwartungen waren in den Impfstoff gesetzt worden, der anders als die beiden am häufigsten verimpften Vakzine von Biontech und Moderna nicht auf mRNA-Technologie beruht, sondern auf dem klassischen Konzept eines Proteinimpfstoffs. Viele Menschen, die Vorbehalte gegen die neue Technologie haben, würden sich mit Novavax doch noch impfen lassen, so die Hoffnung. Doch der große Run auf den Impfstoff blieb bisher aus.
Taylor zeigt sich trotzdem optimistisch, dass das Argument greift. „Wir glauben, dass es einen Teil der Bevölkerung gibt, den wir mit unserem Impfstoff zu einer Impfung bewegen können“, erklärt sie. „Es sind diejenigen, die sagen, dass es für sie wichtig ist, welche Art von Impfstoff sie sich in den Körper injizieren lassen, und die sagen, dass es ihnen wichtig ist, da eine Wahl zu haben.“ Es sei interessant, wie viele Menschen während der Pandemie angefangen haben, sich selbstständig über Impfstoffe zu informieren. „mRNA-Impfstoffe sind eine spannende Technologie, aber proteinbasierte Impfstoffe sind den Menschen vertrauter – sie wissen, was sie kriegen. Denn diese Technologie gibt es seit Jahrzehnten.“
Bisherige Studiendaten würden zudem belegen, dass Nuvaxovid in der Anwendung verträglicher ist als andere Impfstoffe. „Das Kennzeichen unseres Impfstoffs ist seine Sicherheit“, sagt Taylor. „Unsere klinischen Studien haben gezeigt, dass er sehr gut verträglich ist und nur sehr leichte Nebenwirkungen auftreten.“ Die größten Nebenwirkungen seien ein leichter Schmerz an der Einstichstelle und leichte Kopfschmerzen – „nichts, was das Alltagsleben der Geimpften unterbrechen würde“, so Taylor.
Hinzu kämen die erfolgreichen Wirksamkeitsdaten. Ende Februar veröffentlichten Studiendaten würden zeigen, dass die Schutzwirkung des Impfstoffs über einen Zeitraum von sechs Monaten sehr stabil ist und eine Infektion wirksam verhindern kann. „Außerdem haben wir Daten aus Australien, die zeigen, dass der Immunschutz nach einer Auffrischungsimpfung um das 4,6-Fache erhöht ist. Das ist absolut signifikant“, sagt Taylor.
Als Erfolgsrezept sieht sie aber nicht nur Wahrnehmung und Wirkung auf Patientenseite, sondern vor allem den unkomplizierten Umgang der Leistungserbringer. „Ein besonderer Vorteil ist die einfache Handhabung unseres Impfstoffes“, sagt Taylor. So müsse er nicht tiefgefroren werden und sei anders als die mRNA-Imfpstoffe nicht erschütterungssensibel, was Vertrieb und Auslieferung sehr erleichtere. „Es muss nichts gemischt oder konstituiert werden, sie nehmen ihn einfach aus dem Kühlschrank und können ihn verimpfen. Wir wollten es so einfach wie möglich für die Apotheken machen.“
Diese erleichterte Handhabung, decke sich vor allem mit der globalen Strategie von Novavax: Sie erleichtere es nämlich, den Impfstoff auch in abgelegenere und wirtschaftlich schwächere Regionen der Welt zu bringen, insbesondere in afrikanischen und südostasiatischen Ländern. Das werde mit Blick auf die Entstehung neuer Varianten von großer Bedeutung sein, denn die Pandemie werde nicht überwunden werden, solange nicht weltweit eine hohe Durchimpfungsrate erreicht wurde. „Niemand ist sicher, wenn nicht alle sicher sind“, sagt Taylor. „Unsere Priorität war es also, den Impfstoff denjenigen zukommen zu lassen, die ihn am dringendsten benötigen.“
Gut angebunden sei Novavax dabei auch durch einen seiner Hauptpartner, das Serum Institute in Indien. „Es kann sehr schnell und effizient produzieren. Außerdem verfügt es über die entsprechenden Netzwerke für den globalen Vertrieb des Impfstoffs“, so Taylor. Neben asiatischen und afrikanischen Länder soll aber Europa eine der wichtigsten Abnehmerregionen bleiben. Strategie sei es dort, Partnerschaften mit Behörden und Regierungen einzugehen.
So habe Novavax einen Vertrag mit der EU-Kommission über 200 Millionen Dosen abgeschlossen. Im ersten Quartal ruft die EU davon 27 Millionen Dosen ab, im zweiten Quartal werden es 42 Millionen sein. „Danach wird der Bedarf für das dritte und vierte Quartal ermittelt. Das Vertriebszentrum für Europa ist in den Niederlanden.“ Was die EU dafür ausgibt, macht Novavax nicht öffentlich. „Über den Preis reden wir nicht, aber er bewegt sich ungefähr in dem Bereich, in dem sich auch unsere Mitbewerber bewegen.“
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