Einheitsdosis für Epinephrin Dr. Kerstin Neumann, 15.12.2015 13:53 Uhr
Bei einem anaphylaktischen Schock muss es schnell gehen. Für das Notfallmedikament Suprarenin (Epinephrin, Sanofi) gilt eine Dosierung von 0,01 mg pro Kilogramm Körpergewicht. Damit Ärzte bei der Ersten Hilfe nicht erst das Gewicht bestimmen müssen, wird in der Fachinformation jetzt eine einheitlich Dosis für Kinder von sechs Monaten bis zwölf Jahren angegeben.
Konkret soll unter dem Punkt „Dosierung und Art der Anwendung“ eine Tabelle eingefügt werden, in der die Dosierung des Adrenalin-Präparates je nach Alter des Patienten dargestellt wird. Für Kinder unter sechs Monaten ist demnach eine Dosierung von 0,01 mg pro Kilogramm Körpergewicht als intramuskuläre Injektion indiziert. Für Kinder ab sechs Monaten muss die Dosierung in Zukunft aber nicht mehr berechnet werden: Bis zum Alter von sechs Jahren kann eine Injektion von 0,15 mg verabreicht werden. Sechs- bis zwölfjährige Kinder erhalten eine Dosis von 0,3 mg. Ab einem Alter von zwölf Jahren liegt die empfohlene Dosierung bei 0,5 mg. Die empfohlene Einzeldosis soll je nach Zustand mehrmals in Intervallen zwischen 5 und 15 Minuten wiederholt werden.
Die Tabelle soll für schnelle Hilfe sorgen, wenn beispielsweise das Körpergewicht eines Kindes nicht genau bekannt ist oder der Verabreicher während eines Notfalles die Berechnung nicht unmittelbar durchführen kann. Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) setzt mit dem Bescheid eine EU-Empfehlung um.
Außerdem soll in die Fachinformation der Warnhinweis aufgenommen werden, dass Epinephrin-Injektionen nicht intravenös verabreicht werden dürfen. Einzige Ausnahme sind Lösungen in der Konzentration 0,1 mg/ml, die auch mittels Verdünnung der höheren Dosierung hergestellt werden kann. Die intravenöse Verabreichung soll nur mit größter Vorsicht und möglichst von erfahrenen Spezialisten durchgeführt werden.
Die Hersteller werden aufgefordert, die Fachinformation der betroffenen Produkte innerhalb von 60 Tagen anzupassen. Betroffen ist nur die Dosierung 1 mg/ml; Auf dem Markt gibt es die Notfallpräparate außerdem als Injektionspens in Stärken von 0,3 mg und 0,15 mg
Die Gabe des synthetischen Adrenalin-Analogons zur Behandlung von Anaphylaxien ist seit mehr als 100 Jahren fester Bestandteil der Notfallmedizin. Die Dosierung muss aber mit großer Vorsicht gewählt werden. Das körpereigene Stresshormon bewirkt eine schnelle Steigerung der Herzfrequenz und einen Blutdruckanstieg und kann bei Überdosierung zum lebensbedrohlichen Herzrhythmusstörungen führen.
Als Notfallmedikament ist Epinephrin auch ohne spezifische klinische Studien an Kindern für die pädiatrische Anwendung zugelassen. Im Rahmen des sogenannten „Paediatric Workshare“ werden unter Führung der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA) neue Erkenntnisse für die Anwendung von Arzneimitteln an Kindern gesammelt und allen Mitgliedsstaaten zugänglich gemacht. Auf diese Weise soll unnötige Doppelarbeit verhindert werden.