In den Stadtstaaten Berlin, Bremen und Hamburg wird die „Pille danach“ seit dem OTC-Switch besonders oft abgegeben. Das zeigen Analysen des Marktforschungsunternehmens Insight Health. Im April war die Ausgabe der
„Pille danach“ pro Einwohner demnach in Berlin fünfmal so hoch wie im umliegenden Brandenburg.
Während die Pro-Kopf-Ausgaben der neuen Bundesländer Insight Health zufolge deutlich unter dem deutschen Durchschnitt liegen, sind dort die höchsten Anstiege zu beobachten. Brandenburg beispielsweise weise im Bundesvergleich die geringste Ausgabe der „Pille danach“ pro Einwohner auf, mit einem Zuwachs von 85 Prozent sei dort jedoch einer der stärksten Absatzanstiege in Deutschland zu beobachten. Nur in Thüringen sei der Absatz stärker angestiegen: Hier habe sich die Absatz seit der Entlassung aus der Rezeptpflicht mehr als verdoppelt.
Insgesamt wurden nach Zahlen von Insight Health bereits im März mehr als 50.000 Packungen abgegeben. Im April stiegen die Absätze demnach um weitere 10 Prozent auf mehr als 55.000 Packungen. Im Vergleich zu den umsatzstärksten Monaten im Jahr 2014 entspricht das Insight Health zufolge einem Anstieg um 25 Prozent. Im vergangenen Jahr lagen die Absätze demnach auf einem relativ konstanten Level zwischen 37.000 und 44.000 Packungen.
Fast alle abgegebenen Packungen entfallen laut Insight Health auf die beiden Präparate EllaOne (Ulipristal) und PiDaNa (Levonorgestrel) des Herstellers HRA Pharma. Während sich der monatliche Absatz von EllaOne in den vergangenen sechs Monaten mehr als verdoppelt habe, seien bei PiDaNa Rückgänge von über einem Drittel zu verzeichnen. Diese Umsatzentwicklungen seien auch dem Umstand geschuldet, dass der Wirkstoff Levonorgestrel erst einen Monat nach Ulipristal rezeptfrei wurde.
Außerdem verzeichnen die Marktforscher einen Wechsel hin zur Selbstmedikation: Während deren Anteil im März noch bei 46 Prozent gelegen habe, sei er im April auf 78 Prozent gestiegen.
Auch das Marktforschungsunternehmen IMS Health hat die Entwicklung in den Bundesländern untersucht. Demnach entfallen 57 Prozent des gesamten Absatzes im März und April auf Bayern, Baden-Württemberg, Nordrhein und Westfalen-Lippe. In den Bundesländern, die den Vorstoß für die Freigabe machten – Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen –, zeigt sich demnach aber nicht der stärkste Zuwachs.
In Baden-Württemberg und Nordrhein sei der Anstieg mit 31 beziehungsweise 34 Prozent recht hoch. Im Stadtstaat Hamburg erhöhten sich die Abgaben aber sogar um 50 Prozent, in Niedersachsen um 36 und in Sachsen um 38 Prozent. In Berlin lag der Anstieg „nur“ bei 16 Prozent. Diese Ergebnisse dürften laut IMS Health für die in den jeweiligen Gebieten tätigen Apotheker besonders interessant sein, da dort ihre Beratungskompetenz entsprechend stärker nachgefragt werden dürfte.
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