Erste Resistenzen gegen Tecovirimat

Nitroxolin: Ein Antibiotikum gegen Affenpocken?

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Berlin -

Die Affenpocken haben sich in den vergangenen Monaten weltweit ausgebreitet. Zielgerichtete Behandlungsmöglichkeiten sind rar. Nun hat die Goethe-Universität Frankfurt einen möglichen Kandidaten ermittelt: Nitroxolin konnte zwar bislang nur in vitro überzeugen – der Wirkstoff soll nun jedoch in klinischen Studien weiter erforscht werden.

Die Verbreitung der Affenpocken erfolgt von Mensch zu Mensch. Vor allem Männer sind bislang betroffen. Fachleute betonen jedoch seit einiger Zeit, dass sich jeder Mensch bei engem Kontakt zu einem Infizierten mit dem Erreger anstecken kann – auch wenn Übertragungen laut RKI bislang in erster Linie im Rahmen von sexuellen Aktivitäten auftreten.

Imvanex & Tecoviri­mat gegen Affenpocken

Die Zahlen sind seit dem Herbst rückläufig, auch aufgrund eines Impfstoffes gegen die sogenannten Mpoxviren: Seit Juli 2022 wird Imvanex (Bavarian Nordic) im Kampf gegen die Affenpocken eingesetzt. Die WHO warnt allerdings davor, dass sich die Lage schnell und zunächst unbemerkt verschlimmern könnte, wenn die Überwachung zu früh nachlässt.

Als erster Kandidat gegen die Affenpocken kristallisierte sich der Wirkstoff Tecoviri­mat heraus. Er verfügt über antivirale Eigenschaften und wurde Anfang 2022 zur Behandlung von Pocken, Affenpocken und Kuhpocken bei Erwachsenen und Kindern zugelassen. Bei einer Infektion mit Affenpocken ist es in Europa das einzige zugelassene Medikament.

Tecovirimat hemmt die Aktivität eines speziellen peripheren Membranproteins des Virus, sodass die Produktion extrazellulärer Virusformen zum Erliegen kommt. Die Viren können sich nicht vermehren. Pockenviren gehören zur Gattung der Orthopoxviren. Sie besitzen eine lineare doppelsträngige DNA und gehören zu den behüllten Viren. Tecovirimat greift am Membranprotein VP37 des Orthopoxvirus an.

Nitroxolin liefert vielversprechende Ergebnisse

Die Goethe-Universität Frankfurt hat nun einen weiteren Wirkstoff herausgestellt, der gegen die Viren wirksam sein könnte. Demnach hemmt das Antibiotikum Nitroxolin die Vermehrung der Mpoxviren in Zellkulturen und menschlichen Gewebeproben effektiv. Die Ergebnisse wurden im „Journal of Medical Virology“ vorgestellt.

Wie das Team berichtet, komme es bei Tecovirimat bereits zu ersten Resistenzen. Daher ist die Suche nach Alternativen wichtig, um künftige Ausbrüche rechtzeitig eindämmen zu können. Im Labor habe Nitroxolin auch einen gegen Tecovirimat resistenten Stamm der Mpoxviren effektiv in seiner Vermehrung hemmen können. Außerdem seien auch weitere bakterielle und virale Erreger eingedämmt worden. Häufig treten diese gebündelt mit den Affenpocken auf, da vor allem Menschen mit einem geschwächten Immunsystem betroffen sind.

Nitroxolin gehört zur Wirkstoffgruppe der 8-Hydroxychinolin-Derivate. Es wird bislang zur Behandlung akuter und chronischer Infektionen der ableitenden Harnwege angewendet. Da es bereits beim Menschen zur Anwendung kommt, kann es vom Forschungsteam direkt im Rahmen von klinischen Studien weiteruntersucht werden, um die Wirkung in Bezug auf Affenpocken zu bestätigen.

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