Spermidin gegen das Vergessen dpa, 02.09.2013 10:14 Uhr
Im Alter lässt das Erinnerungsvermögen nach – bei Menschen, aber auch bei Fruchtfliegen. In Experimenten mit den Insekten ist es Forschern gelungen, diesen Erinnerungsverlust zu stoppen. Die Ergebnisse gehen auf die polyaminreiche Ernährung der Tiere zurück: Polyamine sind für das Gewebewachstum wichtige Produkte des Zellstoffwechsels. Ob dieser Ansatz auch beim Menschen funktioniert, muss in weiteren Studien untersucht werden.
Die Konzentration des körpereigenen Polyamins Spermidin nehme mit dem Alter sowohl bei Fliegen als auch beim Menschen ab, sagte Professor Dr. Stephan Sigrist von der Freien Universität Berlin. Bei alternden Fruchtfliegen, die mit Spermidin gefüttert wurden, konnte in Experimenten der Verlust des Erinnerungsvermögen gebremst werden.
In der Studie mussten sich die Fliegen zwischen zwei verschiedenen Gerüchen entscheiden und daran erinnern, dass einer der Gerüche mit einer negativen Folge – einem leichten Elektroschock – verbunden war. „Einer der Hauptverdächtigen für die altersabhängige Demenz sind verklumpte Proteine, die sich in alten Gehirnen von Fliegen, Mäusen und Menschen vermehrt anreichern“, sagte Sigrist.
Das körpereigene Molekül Spermidin löse jedoch den zellulären Reinigungsprozess der Autophagie aus. Autophagie räumt generell den zellulären Schrott, unter anderen auch Proteinaggregate, auf und führt sie dem zellulären Magen (Lysosomen) zu. „Das ist ein Effekt, der interessanterweise auch vom Fasten bekannt ist.“
Spermidin wird von Körperzellen selbst produziert, es kommt aber auch in der Darmflora vor und wird durch Nahrung aufgenommen. Hohe Konzentrationen haben etwa Weizenkeimlinge oder auch bestimmte Produkte aus fermentierten Sojabohnen. Die Forscher hoffen nun darauf, mit Spermidin als Nahrungsergänzung eines Tages vielleicht das Einsetzen einer Demenz auch beim Menschen hinauszögern zu können.