Neuroblastome

Diclofenac gegen Krebs

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Berlin -

Diclofenac könnte in der Krebstherapie an Bedeutung gewinnen. Wissenschaftler aus Belgien und den USA haben nach einer umfangreichen Analyse von In-vitro- und In-vivo-Studien Belege gefunden, dass der Wirkstoff in der Krebsbehandlung eine gute Wirksamkeit hat. Nun sollen klinische Studien folgen.

Diclofenac gehört als entzündungshemmendes und schmerzlinderndes Mittel zu den am häufigsten verwendeten nichtsteroidalen Antirheumatika (NSAID). Gemeinsam mit anderen Vertretern der Wirkstoffgruppe wird das Medikament immer wieder mit der Prävention von Krebserkrankungen in Verbindung gebracht.

Tatsächlich gibt es Hinweise aus präklinischen Studien und Fallberichten, dass durch die Hemmung der Cyclooxygenase (COX) durch Diclofenac oder Acetylsalicylsäure (ASS) die Entstehung von Tumoren verhindert werden kann. Im vergangenen Jahr startete eine groß angelegte Studie mit mehr als 11.000 Teilnehmern, in der die präventive Wirkung von ASS in der Krebsbehandlung klinisch bestätigt werden soll.

Für eine Wirksamkeit bei bereits erkrankten Patienten fehlen bislang allerdings für beide Moleküle handfeste Belege Das Wissen um den Wirkmechanismus von Diclofenac ist dabei noch immer relativ vage. Zwar sind seine schmerz- entzündungshemmenden Eigenschaften durch die COX-Hemmung gut bekannt. Wissenschaftler vermuten aber, dass der Wirkstoff über weitere Mechanismen in die Angiogenese von Tumorzellen eingreifen und das Immunsystem beeinflussen könnte.

Vereinzelte Hinweise auf eine tumorhemmende Wirkung waren Anlass für die Forscher des „Repurposing Drugs for Onclology Project“ (RDOP), sich das Molekül genauer anzusehen. Die Wissenschaftler aus den USA, Belgien und Großbritannien haben es sich zur Aufgabe gemacht, bereits bekannte Arzneimittel auf zytostatische Eigenschaften zu untersuchen. Wenn bekannte und bereits gut untersuchte Wirkstoffe für neue Indikationen genutzt werden können, könnten teure präklinische Untersuchungen gespart werden, so die Überlegung. Auch die Herstellung der Wirkstoffe ist einfach und kostengünstig – ein großer Vorteil gegenüber den neuen, oft aufwändig zu produzierenden Onkologika.

Die Forscher führten eine gezielte Literaturrecherche durch und suchten nach Daten aus Labor- und Tierversuchen, in denen Diclofenac einen Einfluss auf das Wachstum von Tumorzellen gezeigt hatte. Dabei stießen sie auf überraschend viele Ergebnisse: Mehr als 20 Studien trugen die Wissenschaftler zusammen, in denen Diclofenac sowohl als Einzelsubstanz als auch in Kombination mit anderen Wirkstoffen, getestet worden war, in unterschiedlichen Krebsarten. Auch einige Fallstudien mit Krebspatienten flossen in die Analyse ein.

Alle untersuchten Studien zeigten ähnliche Ergebnisse: Diclofenac trägt effektiv zu einer Tumorhemmung bei. Der Wirkmechanismus scheint dabei vielfältiger zu sein als von anderen NSAID, für die eine Wirkung zur Krebsprävention vermutet wird: Zum einen inhibiert Diclofenac die Aktivitäten der COX-1 und COX-2, deren potenziell tumorfördernde Wirkung bekannt ist. Darüber hinaus scheint es auch COX-unabhängige Effekte zu geben. So wurde in mehreren Studien eine Apoptose-induzierende Wirkung des Mittels beobachtet, andere Untersuchungen zeigten eine Wirkung auf den Glucose-Metabolismus in einigen Krebszelllinien, die zum Absterben der Tumorzellen führten.

Besonders stark zeigte sich Diclofenac in Untersuchungen mit Neuroblastomzellen. Neuroblastome sind eine der häufigsten Krebsarten bei Kindern und ein wichtiges Ziel für die Entwicklung neuer Wirkstoffe. In Tierversuchen zeigte sich nach einer zweitätigen Gabe des NSAID eine signifikante Reduktion der Tumorzellen.

In Kombination mit bereits etablierten Krebsmitteln konnte das Antirheumatikum die tumorhemmenden Effekte unter anderem in Darm-, Eierstock- und Pankreas-Krebszellen deutlich verstärken.

Nach ihrer Analyse der präklinischen Tests drängen die Autoren darauf, den Wirkstoff in klinische Studien zu testen, und zwar mindestens als Zusatzbehandlung zu etablierten Chemotherapeutika. Erste Studien haben bereits begonnen: So wird derzeit die orale Gabe von Diclofenac in einer festen Kombination mit Cimetidin, Sulfasalazin und Cyclophosphamid zur Behandlung von Prostata- und Pankreaskrebs untersucht.

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