Neuraxpharm holt Buccolam Alexandra Negt, 17.09.2020 15:01 Uhr
Neuraxpharm hat die Marke Buccolam von Takeda übernommen. Mit der Übernahme erweitert das Unternehmen sein Portfolio innerhalb der Indikation Epilepsie. Bei Buccolam handelt es sich um das einzige zugelassene Midazolam-haltige Präparat zur Notfallbehandlung von Kindern mit Epilepsie.
Buccolam ist das einzige in Europa zugelassene Midazolam zur Anwendung in der Mundhöhle. Das Arzneimittel besitzt den Zusatznutzen für die Notfallbehandlung von epileptischen Kindern mit anhaltenden akuten Krampfanfällen. Nun hat Neuraxpharm die Produkte von Takeda übernommen und erweitert das Portfolio an Epilepsie-Medikamenten.
Epileptische Notfälle gehören mit einer Inzidenz von 18 bis 23 Fällen pro 100.000 pro Jahr zu den häufigsten neurologischen Notfällen bei Kindern. Mehrere Studien konnten die überlegende Wirkung von buccalem Midazolam gegenüber rektalem Diazepam bestätigen. Die rektale Applikation wurde von den Eltern zudem oft als unangenehm empfunden. Mit Buccolam können länger anhaltende Krampfanfälle von Kindern ab drei Monaten behandelt werden. Die Unbedenklichkeit und Wirksamkeit von Midazolam bei Kindern unter drei bis 3 Monaten ist nicht erwiesen.
„Als ein führendes europäisches Pharmaunternehmen, das sich auf das ZNS spezialisiert hat, freuen wir uns, den Erwerb der weltweiten Rechte für eine Epilepsie-Notfallbehandlung für Kinder von Takeda bekannt zu geben. Buccolam bietet einen echten Wert für die ZNS-Gemeinschaft, ist in vielen Ländern Europas gut etabliert und verfügt über erhebliches weiteres Potenzial,“ kommentierte Dr. Jörg-Thomas Dierks, CEO von Neuraxpharm, die Übernahme. Die Vereinbarung sei eine bedeutende Transaktion für Neuraxpharm. Buccolam passe perfekt in das bereits bestehende Portfolio. Laut Dierks stärke die Übernahme zudem die Position als europäischer ZNS-Spezialist.
Anwendung
Die Anwendung ist nur bei Kindern zwischen drei Monaten und 18 Jahren vorgesehen. Es handelt sich um ein Notfallmedikament, was von einer außenstehenden Person gegeben werden muss. Kinder zwischen drei und zwölf Monaten erhalten 2,5 mg Midazolam. Ab zwölf Monaten bis zu einem Alter von fünf Jahre erhält das Kind 5 mg Midazolam. Bis zum zehnten Lebensjahr sind es 7,5 mg und für alle Kinder über 10 Jahre beträgt die Dosierung 10 mg. Wichtig: Es handelt sich um eine Einmalgabe. Die Betreuungspersonen dürfen nur eine einzige Midazolam-Dosis verabreichen. Geht der Krampfanfall binnen zehn Minuten nicht zurück, muss der Notarzt kontaktiert werden. Die leere Applikationsspritze sollte dem Arzt zur Information über die vom Patienten erhaltene Dosis übergeben werden.
Bei Kindern oft nicht rechtzeitig erkannt
Die Zeichen von bestimmten Formen der Epilepsie sind nur schwer zu deuten. Darum sollten Eltern lieber schnell zum Arzt gehen, wenn sie Auffälligkeiten feststellen. Bei Säuglingen werden vor allem sogenannte BNS-Anfälle häufig nicht rechtzeitig erkannt. BNS steht dabei für Blitz-Nick-Salaam. Dabei nicken die Säuglinge kurz mit dem Kopf, dann gehen die Arme nach vorne und auseinander. Etwa fünf bis zehn von 1000 Kindern leiden an einer der verschiedenen Ausprägungen der Epilepsie. Diese reichen von großen Anfällen, bei denen die Arme und Beine heftig zucken bis hin zu kurzfristigen Abwesenheiten, die von außen kaum wahrgenommen werden. Bei diesen sogenannten Absencen sei das Problem, dass sie relativ häufig auftreten und mit wiederkehrenden Filmrissen einhergehen. Zu Problemen könne es im Straßenverkehr kommen, wenn die Betroffenen nicht mitbekommen, dass ein Auto naht.
Langzeittherapie nötig – Compliance unter neuen Wirkstoffen
Epilepsie-Patienten benötigen in der Regel eine Langzeittherapie, um die Anfälle besser kontrollieren oder sogar gänzlich verhindern zu können. Oft besitzen die Wirkstoffe jedoch massive Nebenwirkungen, die die Compliance beeinflussen und sogar zu Therapieabbrüchen führen können. Neuere Wirkstoffe gelten häufig als besser verträglich. Die Auswertung von Daten einer Kohortenstudie des Glasgower Epilepsiezentrums wurde geprüft, ob sich die Verträglichkeit nach der Einführung von zahlreichen neueren Antiepileptika verbessert hat. Das Ergebnis: Es konnten keine signifikanten Unterschiede bei der Anzahl der Therapieabbrüche in Bezug auf neuere oder ältere Wirkstoffe festgestellt werden: Obwohl die Verordnungen neuer Wirkstoffe über die Jahre zunahmen, wurden die Abbrüche nicht weniger.