Mit einem neuartigen Testverfahren soll Prostatakrebs in Zukunft wesentlich zuverlässiger diagnostiziert werden können als bisher. Dadurch könnten fehlerhafte Diagnosen und unnötige Operationen verhindert werden, berichteten US-Forscher im Fachblatt „Science Translational Medicine“.
Bisher gilt ein erhöhter Wert des Prostataspezifischen Antigen (PSA) als Indikator für eine mögliche Krebserkrankung. Dieses wird jedoch auch in einer gesunden Prostata gebildet. Entzündungen oder Fahrradfahren können beispielsweise den PSA-Wert steigen lassen. Eine zuverlässige Unterscheidung zwischen gesunden und erkrankten Patienten ist daher oft nicht möglich.
Scott Tomlins und seine Kollegen von der University of Michigan entwickelten einen Urintest, der die Erkennung von Risikopatienten vereinfachen soll. Ihr Test spürt Zellen auf, in denen zwei bestimmte Gene miteinander verschmolzen sind. Frühere Untersuchungen haben den Forschern zufolge gezeigt, dass Prostatakrebs oft mit höheren Konzentrationen dieser mutierten Gene einhergeht.
Die Wissenschaftler verglichen die Resultate des neuen Urintests bei etwa 1300 Männern, die alle erhöhte PSA-Werte hatten, mit den Ergebnissen anschließender Biopsien. Das Ergebnis: Die neue Methode konnte tatsächlich zahlreiche Tumoren aufspüren. So hatten 69 Prozent jener Männer, bei denen das neue Verfahren ein besonders hohes Risiko anzeigte, tatsächlich Krebs. Die Methode lieferte den Forschern zufolge auch Hinweise auf die Aggressivität der bösartigen Tumoren.
Als einen „Hoffnungsschimmer am Horizont“ sieht der Präsident der Deutschen Urologischen Gesellschaft, Professor Dr. Joachim Steffens, die Ergebnisse der US-Kollegen. Für einen routinemäßigen Einsatz sei es jedoch noch zu früh. Zunächst müsse die Alltagstauglichkeit des neuen Tests in weiteren klinischen Studien untersucht und bewertet werden.
Auch wenn der Test noch nicht offiziell als Untersuchungsmethode eingesetzt wird, sehen die US-Mediziner für die Zukunft darin einen wichtigen diagnostischen Zwischenschritt vor einer Operation. Einige Patienten könnten so vor überflüssigen Eingriffen bewahrt werden, schreiben die Wissenschaftler.
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