Transfusionsmedizin

Neuer Test bei Bluttransfusion dpa, 28.12.2009 13:36 Uhr

Berlin - 

Deutsche Forscher haben nach eigenen Angaben die Ursache für die häufigste tödliche Komplikation bei Bluttransfusionen gefunden. Mediziner der Universität Greifswald und des DRK-Blutspendedienstes in Hagen haben ein neues Blutgruppenprotein auf Granulozyten entdeckt. An dieses Protein im Körper des Patienten können sich nach einer Transfusionen Antikörper aus dem Blut des Spenders binden, wie der Greifswalder Transfusionsmediziner Professor Dr. Andreas Greinacher sagte.

Die weißen Blutkörperchen des Patienten können dadurch verklumpen und verstopfen die feinen Blutgefäße der Lunge. Dabei werde die Lunge bis hin zu einem Lungenödem geschädigt, sagte Greinacher. Die Entdeckung werde wesentlich dazu beitragen, der schwerwiegenden Lungenschädigung durch diese sogenannten TRALI-Reaktion (Transfusions-assoziierte akute Lungeninsuffizienz) vorzubeugen.

Mit einfachen Bluttests können potenzielle Spender, die diesen Antikörper tragen, künftig von Blutspenden ausgeschlossen werden. Nach Schätzungen des Transfusionsmediziners kommt es bisher bei ein bis zwei von 10.000 Bluttransfusionen zu einer TRALI-Reaktion. Das Risiko ist damit um ein Vielfaches höher als das Risiko für die Übertragung einer HIV- oder Hepatitis-C-Infektion. Rund 5 Prozent der Bevölkerung können nach Schwangerschaft - oder wenn sie selbst Bluttransfusionen erhalten haben - diese Antikörper bilden und sind dann laut Greinacher unbemerkt Träger dieses Antikörpers.

Die Antikörper sind seit Jahrzehnten bekannt, bisher wussten die Mediziner jedoch nicht, wogegen sie gerichtet sind und konnten deshalb Blutspender nicht
vorbeugend auf diese gefährlichen Antikörper hin untersuchen. Die Ergebnisse wurden im Fachjournal „Nature Medicine“ veröffentlicht.

Die Greifswalder und Hagener Wissenschaftler hatten innerhalb des dreijährigen Forschungsprojektes große Mengen weißer Blutkörperchen aufbereitet und anschließend mit den gefährlichen Antikörpern (HNA-3a) molekularbiologisch nach möglichen Zielstrukturen gesucht. Aus einer winzigen Menge des Proteins haben die Forscher dann dessen Bausteine identifiziert und mit Hilfe der Daten des
Humangenomprojekts von der Reihenfolge der Bausteine auf das entsprechende Gen geschlossen. Künftig sei es möglich, diese Antikörper bei Blutspendern durch einfache automatisierte Tests nachzuweisen, um die tödliche Bluttransfusionsreaktion zu vermeiden.