Wundversorgung

Neuer Silikonverband: Blutstillung ohne Verkleben

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Berlin -

Bei tiefen Wunden ist oft eine Blutstillung mit Hilfsmitteln notwendig. Schweizer Wissenschaftler wollen nun einen neuartigen Wundverband entwickelt haben, der zuverlässig Blutungen stoppen kann, gleichzeitig jedoch nicht mit der Wunde verklebt. Insgesamt könnte dadurch auch das Infektionsrisiko gesenkt werden.

Damit eine Wunde begutachtet werden kann, muss zunächst die Blutung gestoppt werden. Denn nur so kann das Ausmaß der Verletzung sichtbar werden. Bisher erfolgt eine Blutstillung meist mit einem Druckverband aus Baumwollgaze. Das Gewebe wird dazu fest auf die Wunde gedrückt. Der Nachteil: Das Baumwollgewebe verklebt häufig mit der Wunde und trocknet gemeinsam mit dem aufgenommenen Blut ein.

Beim Entfernen reißt die Wunde dann wieder auf. Das kann zum einen sehr schmerzhaft sein, zum anderen wird auch das Eindringen von Keimen begünstigt. Mittlerweile werden bereits Gazen mit verschiedenen Beschichtungen wie Chitosan oder Tonerde eingesetzt: Diese sollen zwar ein Verkleben verhindern, allerdings können die Substanzen in die Wunde eindringen und die Bildung von kleinsten Blutgerinnseln begünstigen.

Ein Forscherteam aus der Schweiz und Singapur will nun die Lösung für das Problem gefunden haben: Eine Beschichtung aus Silikon und Kohlenstoff-​Nanofasern. Das neuartige Material soll extrem flüssigkeitsabweisend sein – weder Wasser noch Blut haften an der Beschichtung. Gleichzeitig wirkt sie jedoch blutstillend: Denn beim Kontakt mit menschlichem Serum bilden sich feinste Fibrinfasern, die auf der Wundoberfläche eine Art Gerüst bilden und so die Blutstillung fördern.

Verschiedene Labortests konnten zeigen, dass es bei einem Kontakt von Blut mit der beschichteten Gaze innerhalb von wenigen Minuten zur Gerinnung kommt. Im Tiermodell wurde zudem festgestellt, dass das Blut nicht wie bei einem Baumwollmaterial in den Verband eindringt – der mittlere Blutverlust betrug nur 0,3 mg gegenüber 19,8 mg bei einer herkömmlichen Baumwollgaze. Außerdem konnte der Verband mit wesentlich weniger Kraftaufwand von der Wunde entfernt werden: Nämlich mit nur 7,2 Millinewton (mN) im Vergleich zu etwa 315 mN bei Baumwollverbänden.

Die Forscher führten weitere Tests in Bezug auf die Bakterienbesiedlung durch: Sie stellten fest, dass nicht nur Flüssigkeiten kaum an der Beschichtung haften – auch Bakterien können sich kaum ansiedeln. Eine Vermehrung von anhaftenden Keimen kann daher verhindert werden. Deshalb könnte der neuartige Wundverband einen weiteren Vorteil mit sich bringen und das Infektionsrisiko von Wunden senken.

Das neue Material wurde von den Wissenschaftlern bereits zum Patent angemeldet. Dennoch muss es vor dem Einsatz am Menschen noch optimiert werden. Zudem seien weitere Tests an anderen Tierarten notwendig, um die Unbedenklichkeit und Wirksamkeit zu beweisen. Die Einsatzmöglichkeiten eines solchen Verbandes wären vielseitig, auch über die Notfallmedizin und chirurgische Eingriffe hinaus: So könnten auch herkömmliche Heftpflaster mit der Beschichtung versehen werden und zur Blutstillung dienen.

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