Schmerztherapie

Neuer Ansatz gegen Schmerzen APOTHEKE ADHOC, 27.05.2011 11:02 Uhr

Berlin - 

Wissenschaftler des Pharmakologischen Instituts der Universität Heidelberg haben einen wichtigen Mechanismus entschlüsselt, der für die Entstehung chronischer Schmerzen verantwortlich ist und damit einen neuen Ansatz für eine medikamentöse Therapie eröffnet: Werden periphere Glutamat-Rezeptoren blockiert, nimmt die chronische Schmerzempfindlichkeit erheblich ab.

Entzündungen oder Nervenverletzungen können Synapsen derart verändern, dass weitere Schmerzreize als sehr stark empfunden werden. Diese molekularen Veränderungen sind die Grundlage des chronischen Schmerzes und existieren typischerweise weiter, auch wenn der Auslöser nicht mehr vorhanden ist.

Eine wichtige Rolle für die andauernde Schmerzempfindung spielen glutamanerge AMPA-Rezeptoren in Hirn, Rückenmark und peripheren Nerven. Diese an Ionenkanäle gekoppelten Rezeptoren rufen Leitfähigkeitsänderungen in der postsynaptischen Membran hervor.

Die Heidelberger Wissenschaftler fanden heraus, dass Mäuse, bei denen eine Untereinheit des peripheren AMPA-Rezeptors selektiv ausgeschaltet wurde, weniger empfindlich auf chemische und mechanische Schmerzreize in entzündetem Gewebe reagierten. Diese Untereinheit zeichnete sich dadurch aus, dass bei Einwirkung von Glutamat Calcium in die Nervenzelle einströmte.

Bislang galten glutamaterge Rezeptoren im Rückenmark und Gehirn als wichtigste Vermittler des Schmerzgedächtnisses - dessen therapeutisches Potenzial konnte aufgrund schwerer zentraler Nebenwirkungen jedoch nicht ausgenutzt werden. Die Wissenschaftler gehen davon aus, dass glutamaterge Rezeptoren in peripheren Nerven eine wichtige Funktion bei der Weiterleitung von Schmerzsignalen in das zentrale Nervensystem spielen und dass deren gezielte Ausschaltung eine Linderung des chronischen Schmerzes ohne erhebliche zentrale Nebenwirkungen ermöglichen könnte. Die Studie, die in Zusammenarbeit mit dem Max-Delbrück-Zentrum für Molekulare Medizin in Berlin entstanden ist, wurde im „Journal of Clinical Investigations“ veröffentlicht.