Bestimmte Gene sorgen einer Studie zufolge dafür, dass Herpes- Viren jahrelang in menschlichen Nervenzellen persistieren können. In dieser latenten Phase sind die Viren für Medikamente unerreichbar. US-Forscher präsentierten jetzt im Journal „Nature“ ihre Untersuchungen verschiedener Genabschnitte, die die Bildung von Eiweißen zur Reaktivierung verhindern.
Die Wissenschaftler hoffen, mit Hilfe ihrer Ergebnisse einen Wirkstoff entwickeln zu können, der die Viren reaktivert und sie so für die vorhandenen antiviralen Medikamente angreifbar macht. Dr. Bryan Cullen vom Duke University Medical Center in Durham und seine Mitarbeiter hatten in ihren Experimenten das Herpes simplex Virus 1 (HSV-1) untersucht, das beim Menschen unter anderem den klassischen Lippenherpes hervorruft.
Wie der Wechsel zwischen der aktiven und der ruhenden Infektion herbeigeführt und der Ruhezustand aufrechterhalten wird, war bislang weitgehend unklar. Bekannt war, dass ein Gen namens LAT daran beteiligt ist. Anders als die meisten anderen Gene bildet LAT aber kein Eiweiß, seine genaue Funktion blieb deshalb rätselhaft. Das Team um Cullen zeigte nun, dass das LAT-Gen die Informationen zur Herstellung von microRNAs (miRNAs) in sich trägt. Diese verhindern, dass bestimmte Botenmoleküle der Zelle die Eiweiße bilden, die für eine aktive Infektion nötig sind.
Erst unter bestimmten Stress-Bedingungen steigt die Zahl der Botenmoleküle so stark an, dass nicht mehr genügend miRNAs vorhanden sind, um die Bildung der Eiweiße zu unterdrücken: Das Virus wird aktiv. Cullen und seine Mitarbeiter arbeiten bereits an der Entwicklung eines Medikaments, dass die microRNAs abfängt und so die Inaktivität aufhebt. Im Prinzip sei es möglich, die Viren zu aktivieren und dann abzutöten, so Bryan Cullen. „Damit wäre die infizierte Person vollständig geheilt.“
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