Cannabinoid gegen Übelkeit

Berlin -

Übelkeit und Erbrechen können Begleiterscheinungen einer Chemotherapie sein. Seit Jahresbeginn steht für die Behandlung mit Canemes (Nabilon, AOP Orphan) ein synthetisches Cannabinoid zur Verfügung. Das Präparat ist in Österreich bereits seit einiger Zeit auf dem Markt.

Nabilon kann gegen Emesis und Nausea als Begleiterscheinungen einer Chemotherapie eingesetzt werden. Erwachsene Krebspatienten, die unter malignen Neoplasien leiden und mit anderen antiemetischen Therapien nicht adäquat behandelt werden können, zählen zur Indikationsgruppe.

Das Arzneimittel steht in Form von Kapseln à 1 mg zur Verfügung und kann ein zweimal täglich eingenommen werden. Der Wirkmechanismus ist noch nicht genau geklärt. Unter Therapie kann es rasch zu einer reversiblen Toleranz kommen. Daher sollte die Therapie auf ein zeitliches Minimum begrenzt sein. Die Kapseln sollen anfangs niedrig dosiert eingenommen werden und dann in der Dosis bei Bedarf gesteigert werden. Es wird empfohlen, am Abend vor der Chemotherapie eine Kapsel einzunehmen und etwa drei Stunden vor der Behandlung eine zweite. Canemes kann auf einem BTM-Rezept verordnet werden.

In Deutschland war bislang neben Dronabinol als Rezepturarzneimittel zur Behandlung von Schmerzen noch Sativex (Nabiximol, Almirall) als „Cannabis-Präparat“ verfügbar. Nabimixol ist eine Mischung aus Pfanzenextrakten der Blätter und Blüten. Das Gemisch enthält Tetrahydrocannabinol und Cannabidiol und soll mittelschwere bis schwere spastische Symptome von MS-Patienten mildern.

Zur Prävention und Therapie von Übelkeit und im Zusammenhang mit einer Zytostatikatherapie oder Bestrahlung können beispielsweise die Präparate Emend (Aprepitant, MSD), Vergentan (Alizaprid, Sanofi) oder Ivemend (Fosaprepitant, MSD) eingesetzt werden.

Laut Arzneimittelverordnungsreport 2016 wurden etwa 0,5 Millionen Tagestherapiedosen (DDD) Emend im Wert von etwa 28 Millionen Euro verordnet. Auf Vergentan entfallen 470.000 DDD, Ivemend spielt mit etwa 60.000 DDD eine ehre untergeordnete Rolle.

Weitere eingesetzte Antiemetika sind: Ondansetron mit etwa 1,3 Millionen DDD, Granisetron auf 480.000 DDD, Palonosetron auf 140.000 DDD. Die generell gegen Übelkeit und Erbrechen unterschiedlicher Genese zugelassenen H1-Antihistaminika wie Dimenhydrinat, Diphenhydramin, Flunarizin und Cinnarizin summieren sich auf 16,5 Millionen DDD, das Histaminanalogon Betahistin auf 63,1 Millionen DDD. Der Muscarinantagonist Scopolamin kommt als TTS auf 43.000 DDD. Diese Präparate werden auch unabhängig von der Krebstherapie eingesetzt.