EMA

Neue Wechselwirkungen bei Clarithromycin Nadine Tröbitscher, 22.05.2024 15:11 Uhr

Die Packungsinformationen von Clarithromycin-haltigen Arzneimitteln müssen angepasst werden. Foto: Wikipedia / Crulina 98 CC BY-SA 3.0
Berlin - 

Unter Clarithromycin sind verschiedene Wechselwirkungen mit anderen Arzneistoffen möglich. Ein europäisches Bewertungsverfahren bringt Änderungen der Packungsinformationen mit sich. Diese werden um „neue“ Wechselwirkungen ergänzt.

Clarithromycin ist ein potenter Inhibitor von Cytochrom-P450-(CYP-) Isoenzymen genau von CYP3A4. Daher sollte bei der Abgabe auf Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln geprüft werden. Unter anderem sind Interaktionen mit Simvastatin und Oxycodon möglich, aber auch mit oralen Antidiabetika, Antiepileptika oder oralen Antimykotika sind Wechselwirkungen.

Packungsinformation wird angepasst

Im August vergangenen Jahres hat die Europäische Arzneimittelagentur (EMA) ein Bewertungsverfahren in puncto Wechselwirkungen gestartet. Der Ausschuss für Risikobewertung im Bereich Pharmakovigilanz (PRAC) hat Anpassungen der Produktinformationen empfohlen.

  • Die Kombination von Clarithromycin und Ivabradin ist kontraindiziert. Der Grund: Eine erhöhte Plasmakonzentration von Ivabradin birgt das Risiko einer übermäßigen Bradykardie.
  • Vorsicht bei der Kombination aus Clarithromycin und Hydroxychloroquin/Chloroquin. Der Grund: Das Risiko von Herzrhythmusstörungen und schweren kardiovaskulären Nebenwirkungen durch QT-Verlängerung.
  • Vorsicht bei der Kombination aus Clarithromycin und systemischen und inhalativen Glucocorticoiden, die primär durch CYP3A metabolisiert werden. Der Grund: Das Risiko einer erhöhten systemischen Exposition. Patient:innen sollten engmaschig auf unerwünschte systemische Nebenwirkungen des Glucocorticoids überwacht werden.
  • Unter Clarithromycin und dem direkten oralen Antikoagulans Edoxaban ist ebenfalls Vorsicht geboten – insbesondere bei Patient:innen mit hohem Blutungsrisiko.

Clarithromycin gehört zu den Makroliden und wird zur Behandlung verschiedener bakterieller Infektionen wie beispielsweise der Atemwege, des Hals-Nasen-Ohren-Bereichs oder der Haut eingesetzt. Außerdem ist Clarithromycin Bestandteil der Triple-Therapie zur Eradikation von Helicobacter pylori. Der Wirkstoff ist ein säurestabiles Methylderivat von Erythromycin mit bakteriostatischen und bakteriziden Eigenschaften – sowohl gegen grampositive als auch gramnegative Keime. Clarithromycin hemmt die Proteinbiosynthese durch Bindung an eine Untereinheit des bakteriellen Ribosoms. Der Wirkstoff wird in der Regel zweimal täglich im Abstand von zwölf Stunden unabhängig von der Nahrungsaufnahme verabreicht. Die Dosierung erfolgt in Abhängigkeit vom klinischen Zustand.