Bei einer Demenzerkrankung kann die Diagnose von Schmerzen unter Umständen schwierig sein: Die Betroffenen sind je nach Ausmaß der Erkrankung nicht in der Lage, ihre Beschwerden zu äußern oder zu lokalisieren. Eine neue Skala erlaubt nun die Fremdbeurteilung von Schmerzen bei Demenzpatienten anhand von Gesichtsausdruck, Körperbewegung und Lautäußerungen.
Die Selbstauskunft von Demenzerkrankten ist häufig eingeschränkt: Häufig führen die üblichen Methoden zur Schmerzbeurteilung zu einer erheblichen Unterschätzung der Schmerzintensität. Die Folge ist eine unzureichende Therapie mit Medikamenten wie Analgetika. Um diese Hürde zu überwinden und die Schmerztherapie von Demenzpatienten zu verbessern, wurden verschiedene Fremdbeurteilungsskalen entwickelt. Diese sollen Schmerzzustände anhand von bestimmten Verhaltensweisen beurteilen. Hauptsächlich werden dafür Gesichtsausdruck, Bewegungen und Lautäußerungen verwendet.
Ein Team der medizinischen Fakultät Augsburg hat die „Pain Assessment in Impaired Cognition (PAIC) 15 Skala“ entwickelt: Diese Fremdbeurteilungsskala beurteilt jeweils fünf Verhaltensweisen aus den Kategorien Gesichtsausdruck, Bewegungen und Lautäußerungen. Im Bereich Gesichtsausdruck wird beispielsweise Zusammenkneifen der Augen, Hochziehen der Oberlippe oder Öffnen des Mundes beurteilt. Jede Verhaltensweise ist mit einer kurzen Erklärung veranschaulicht.
Jede der 15 Verhaltensweisen wird nach Auftreten und Intensität beurteilt: Null Punkte stehen dabei für überhaupt nicht zutreffend, drei Punkte stellen mit einer starken Ausprägung das Maximum dar. Zum Schluss werden die Punkte addiert – ein Gesamtwert von über fünf Punkten deutet auf mögliche Schmerzen hin. Wichtig ist, dass die Beurteilung in Ruhe und während Aktivitäten des täglichen Lebens vorgenommen wird – denn das Auftreten von Schmerzen bei körperlicher Aktivität ist wahrscheinlicher. Über eine Zeitspanne von mindestens drei Minuten sollten die Patienten beobachtet werden.
Entstanden ist die „PAIC 15 Skala“ aus der interdisziplinären Zusammenarbeit von Ärzten, Psychologen, Physiotherapeuten, Pflegewissenschaftlern und Epidemiologen. Im Zuge des von der EU geförderten Projektes „COST Action TD 1005“ wurden verschiedene Parameter aus bereits existierenden Fremdbeurteilungsskalen untersucht und geprüft, welche der Parameter eine zuverlässige Schmerzbeurteilung bei Patienten mit Demenz zulassen. Der Beurteilungsbogen ist in verschiedenen Sprachen – darunter Deutsch, Englisch, Niederländisch, Italienisch, Spanisch, Chinesisch und Dänisch – verfügbar und steht auf der Website zur Verfügung. Dort wird ebenfalls ein kostenfreies etwa 30-minütiges E-Training angeboten, um Sicherheit im Umgang mit der Schmerzbewertung zu entwickeln.
Bei einer Demenzerkrankung, werden nach und nach Nervenzellen im Gehirn zerstört, was zu einem Verlust der geistigen Fähigkeiten führt. Die Ursachen sind bis heute nicht vollständig geklärt. Das macht eine gezielte Prävention von Demenzerkrankungen besonders schwierig.
Einige Faktoren können jedoch das Risiko mindern, an Demenz zu erkranken: Gesunde Ernährung, regelmäßige Bewegung, niedrige Cholesterinspiegel und ein gut eingestellter Blutdruck sind Faktoren, die selbst beeinflusst werden können und eine gute Basis liefern, nicht an Demenz zu erkranken. Ein ganz natürlicher Vorgang ist hingegen die Abnahme der Fähigkeit zur Bildung neuer Verknüpfungen zwischen den Nervenzellen mit zunehmendem Alter.
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