Rivaroxaban

Neue Indikation für Xarelto 10 mg

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Berlin -

Der orale Faktor-Xa-Inhibitor Rivaroxaban hat in der Stärke 10 mg die Zulassung für ein weiteres klinisches Einsatzgebiet erhalten. Die Entscheidung ist auf die Ergebnisse der Einstein-Choice-Studie zurückzuführen.

Xarelto (Rivaroxaban, Bayer) 10 mg kann nun auch einmal täglich für die Langzeittherapie rezidivierender venöser Thrombosen (VTE) eingesetzt und so zur verlängerten Prävention der VTE verabreicht werden. Bislang war Xarelto 10 mg für die Prophylaxe von VTE bei Erwachsenen nach elektiven Hüft- oder Kniegelenksersatzoperationen zugelassen.

Anwendung findet Xarelto 10 mg bei Patienten, die nach einem thromboembolischen Ereignis bereits mindestens sechs Monate ein Standard-Antikoagulans erhalten haben. Im Vergleich zu Acetysalicylsäure (ASS) 100 mg konnte Rivaroxaban 10 mg das Risiko erneut auftretender Thromboembolien im Anschluss an die mindestens sechsmonatige Standardtherapie signifikant senken. Ärzte können nun neben Xarelto 20 mg mit der neuen Therapieoption zu 10 mg bei gleicher Indikation behandeln.

Die Ergebnisse der Phase-III-Studie Einstein Choice wurden im „New England Journal of Medicine“ (NEJM) veröffentlicht. Die etwa 3400 Probanden erhielten entweder 10 oder 20 mg Rivaroxaban oder 100 mg ASS. Vor Studienbeginn erhielten die Teilnehmer zwischen mindestens sechs und zwölf Monaten eine gerinnungshemmende Therapie zur Behandlung einer Lungenembolie oder einen tiefen Venenthrombose. Die Wirksamkeit wurde am primären Endpunkt „symptomatische rezidivierende tödliche oder nicht tödliche VTE“ gemessen. Für Rivaraxaban 20 mg wurde der primäre Endpunkt bei 1,5 Prozent der Probanden erreicht. Rivaroxaban zu 10 mg steht dem mit 1,2 Prozent entgegen und ASS mit 4,4 Prozent. Somit wurde für Rivaroxaban eine signifikante Verbesserung gegenüber ASS belegt. Die Sicherheit wurde anhand schwerer Blutungen bestimmt. Die Häufigkeit war mit 0,5 Prozent bei 20 mg, 0,4 Prozent bei 10 mg Rivaroxaban und 0,3 Prozent bei ASS.

Rivaroxaban ist ein hoch selektiver, direkter Inhibitor von Faktor Xa. Die Hemmung unterbricht den intrinsischen und extrinsischen Weg der Blutgerinnungskaskade. Die Bildung von Thrombin und Thrombenbildung werden gehemmt. Auf die Thrombozyten nimmt der Arzneistoff keinen Einfluss.

VTE können als Lungenembolie oder tiefen Venenthrombose auftreten. Dabei wird im ersten Fall ein Blutgerinnsel aus einer tiefen Vene in die Lunge geschwemmt. Bei einer tiefen Venenthrombose befindet sich das Gerinnsel in einer tiefen Vene, bevorzugt im Bein. VTE sind nach Herzinfarkten und Schlaganfällen die dritthäufigste Ursache für Herz-Kreislauf-bedingte Todesfälle.

Erst Anfang des Monats brach Bayer eine Phase-III-Studie ab: NAVIGATE ESUS sollte die Überlegenheit von Xarelto gegenüber ASS bei Patienten mit embolischem Schlaganfall unklarer Ursache belegen. Eine Zwischenanalyse führte jedoch zum vorzeitigen Aus.

Embolic stroke of undetermined source (ESUS) ist die Bezeichnung für Schlaganfälle, deren Ursache nach ausgiebigen Untersuchen ungeklärt bleibt. Alle bekannten vaskulären und kardialen Ursachen wurden ausgeschlossen. NAVIGATE ESUS untersuchte die Sicherheit und Wirksamkeit von Rivaroxaban zur Sekundärprävention von Schlaganfällen und systemischen Embolien bei ESUS-Patienten. Die Probanden unterschieden sich somit in ihrer Erkrankung von den bereits zugelassenen Indikationen.

Die Wirksamkeit von Rivaroxaban war mit ASS vergleichbar, daher gab es „nur geringe Aussichten auf einen klinischen Nutzen bei Fortsetzung der Studie“, so Bayer. „Die Blutungsraten waren insgesamt niedrig. In der Rivaroxaban-Gruppe waren sie höher als in der Gruppe, die mit niedrig dosiertem ASS behandelt wurde.“

Ende August meldete Bayer jedoch einen Erfolg für die Compass-Studie. Die großangelegte klinischen Untersuchung lieferte Daten, die belegen, dass Xarelto das Risiko von Schlaganfällen und Infarkten bei chronisch herz- und gefäßkranken Patienten deutlich senken kann. Die Studie zählte 27.400 Probanden in mehr als 60 Ländern und startete 2013.

Bei der untersuchten Dosierung von 2,5 Milligramm Xarelto zweimal täglich kombiniert mit 100 Milligramm Aspirin einmal täglich habe das Risiko von Schlaganfällen, kardiovaskulären Todesfällen sowie Infarkten um 24 Prozent gesenkt werden können, hieß es. Das Risiko von Schlaganfällen alleine sank demnach um 42 Prozent. Bayer arbeitet an den nötigen Genehmigungen für die Indikationserweiterung. „Wir streben an, den Zulassungsantrag noch in diesem Jahr zu stellen“, teilt Bayer mit.

Bayer entwickelt Xarelto zusammen mit dem US-Partner Janssen Research, einer Tochter des US-Gesundheitskonzerns Johnson & Johnson. Bayer besitzt die Vermarktungsrechte außerhalb den USA. Xarelto hat dem Konzern im vergangenen Jahr weltweit etwa drei Milliarden Euro Umsatz in die Kassen gespült und ist damit das umsatzstärkste Medikament.

In den USA sieht sich Bayer jedoch auch Tausenden Patientenklagen gegenüber, die dem Medikament die Schädigung der Gesundheit vorwerfen. Bayer hat die Anschuldigungen stets zurückgewiesen. Ein erstes Urteil im Mai fiel zu Gunsten von Bayer und seinem Partner Janssen aus.

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