Medikationsfehler möglich

Neue Dosierspritze für Levetiracetam Nadine Tröbitscher, 08.10.2024 08:06 Uhr

Eine neue Dosierspritze könnte bei Levetiracetam zu Medikationsfehlern sorgen. Foto: NICOLAS LARENTO-stock.adobe.com
Berlin - 

Die Levetiracetam-haltigen Lösungen Keppra und Levetiracetam UCB werden künftig mit einer neuen Dosierspritze ausgeliefert. Änderungen gibt es beim Volumen und der Graduierung der Spritze. Die Folge können Medikationsfehler sein. Die Gesundheitsberufe sollen entsprechend informiert werden.

Vor Kurzem tagte der Ausschuss für Risikobewertung im Bereich der Pharmakovigilanz (PRAC) der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA). Medizinisches Fachpersonal soll über das Risiko von Medikationsfehlern aufgrund der geänderten Dosierspritze für orale Keppra- und Levetiracetam-UCB-Lösung informiert werden.

Die oralen Levetiracetam-haltigen Lösungen Keppra und Levetiracetam UCB 100 mg/ml Lösung sind für Kinder im Alter von sechs Monaten bis vier Jahren geeignet. Den Flaschen zu 150 ml lag bislang eine 3-ml-Dosierspritze bei. Diese wird durch eine 5-ml-Dosierspritze ersetzt. Zwar ist die neue 5-ml-Spritze alle 0,1 ml skaliert, weist aber im Vergleich zur 3-ml-Spritze zusätzlich eine 0,25-ml-Skalierungen auf. Dosiert wird gemäß Körpergewicht.

Pflegekräfte und Eltern sollten über die richtige Dosierung und deren Abmessung mit der 5-ml-Spritze informiert werden, so der PRAC. Zudem sollen die Anweisungen in der Packungsbeilage gelesen werden, um Anzeichen und Symptome einer Levetiracetam-Überdosierung erkennen zu können und zu wissen, was im Akutfall zu tun ist. Dazu gehören unter anderem Somnolenz, Agitiertheit und herabgesetztes Bewusstsein sowie Atemdepression und Koma. Ein spezielles Antidot gibt es nicht. Die Behandlung erfolgt symptomatisch und kann eine Hämodialyse einschließen. Nach einer akuten Überdosierung kann der Magen durch Magenspülung oder durch Auslösen von Erbrechen entleert werden.

Levetiracetam gehört zu den Antiepileptika und findet allein bei fokalen Anfällen im Rahmen einer Epilepsie sowie zur Zusatzbehandlung partieller, myoklonischer und primär generalisierter tonisch-klonischer Anfälle Anwendung. Die Wirkung geht auf eine Bindung an das synaptische Vesikelprotein 2A (SV2A) zurück, das wichtig für die Neurotransmitterfreisetzung im zentralen Nervensystem (ZNS) ist, wobei die genaue Funktion noch nicht abschließend geklärt ist. Levetiracetam beeinflusst außerdem die Freisetzung von intraneuronal gespeichertem Calcium.