Forxiga trifft Onglyza Dr. Kerstin Neumann, 30.05.2016 12:32 Uhr
Drei neue Arzneimittel sind von der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA) zur Zulassung empfohlen worden. Mit Qtern (Saxagliptin/Dapagliflozin) soll eine neue Fixkombination zur Diabetes-Behandlung auf den Markt kommen. Gilead kann sich auf die Vermarktung von Epclusa (Sofosbuvir/Velpatasvir) vorbereiten, MSD bringt Zepatier (Grazoprevir/Elbasvir). Beide Mittel sollen zur Behandlung von Hepatitis C eingesetzt werden. Einen negativen Bescheid erhielt dagegen Takeda für sein Krebsmittel Ninlaro (Ixazomib).
AstraZeneca kann sich über die Zulassungsempfehlung für Qtern freuen. Die Fixkombination zur Behandlung des Diabetes Mellitus Typ 2 soll als Filmtablette mit 5 mg Saxagliptin und 10 mg Dapagliflozin erhältlich sein. Eingesetzt werden soll das Mittel bei Erwachsenen zur Verbesserung der Blutzuckerkontrolle, wenn die Behandlung mit Metformin beziehungsweise Sulfonylharnstoffen nicht zu einer ausreichenden Kontrolle geführt hat.
Saxagliptin ist seit 2009 unter dem Handelsname Onglyza zugelassen. Der Dipeptidyl-peptidase 4 (DPP-4) Inhibitor hemmt den Abbau des Hormons Glucagon-like Peptid 1, das wiederum die Insulin-Freisetzung anregt. Auch Dapagliflozin ist unter dem Namen Forxiga bereits als Monosubstanz erhältlich. Der Wirkstoff greift am renalen Natrium-Glucose-Co-Transporter (SLGT2) im proximalen Tubulus der Nieren an: Etwa 180 Gramm Glucose werden dort täglich zurückgewonnen.
Damit trägt der Transporter erheblich zur Glukoneogenese bei. Bei Typ-2-Diabetikern ist der Transport verstärkt, dadurch kommt es zur diabetischen Hyperglykämie. Durch Hemmung des Transporters wird eine kontrollierte Glukosurie verursacht, der Blutzucker wird gesenkt.
Gilead baut sein Portfolio mit Medikamenten zur Behandlung von Hepatitis C aus und hat nun die Zulassungsempfehlung für die Fixkombination Sofosbuvir/Velpatasvir erhalten. Sofosbuvir ist bereits unter dem Namen Sovaldi als Einzelsubstanz zugelassen. Der Polymerasehemmer greift in den Vermehrungszyklus des Virus vom Genotyop 1 ein und stoppt diesen nach einigen Wochen.
Der Genotyp 1 ist in Europa für etwa zwei Drittel aller Hepatitis-Erkrankungen verantwortlich. Der zweite Wirkstoff, Velpatasvir, wird bisher noch nicht therapeutisch genutzt. Der NS5A-Inhibitor greift in die Replikationsmechanismen der Virus-RNA ein und verhindert die Vermehrung. Dieser Vorgang ist Genotyp-unabhängig – Epclusa kann daher bei allen sechs HCV-Genotypen eingesetzt werden.
Mehr als 2000 Patienten wurden in den Zulassungsstudien mit Epclusa behandelt, ein Teil der Probanden erhielt zusätzlich Ribavirin. Nach Angaben des Herstellers sprach die Therapie bei mehr als 90 Prozent der Patienten an und führte nach 12 Wochen zu einer vollständigen Virusfreiheit (SVR). Die Ansprechrate über alle Genotypen hinweg war sehr gut, lediglich Patienten mit dem Genotyp 3 sprachen etwas schlechter auf die Therapie an. Bei ihnen betrug die SVR-Rate lediglich etwa 90 Prozent. Häufigste Nebenwirkungen waren Kopfschmerzen, Fatigue und Übelkeit.
Mit Zepatier wird nach dem Willen der EMA eine weitere Kombination aus zwei neuen Wirkstoffen in der Therapie von Hepatitis C zum Einsatz kommen. Die Fixkombination von Merck Sharp & Dohme (MSD) richtet sich gegen die Genotypen 1, 3, 4 und 6 und soll einmal täglich oral eingenommen werden. Die Inhaltsstoffe sind direkt antiviral wirkende Substanzen: Grazoprevir hemmt die Proteasen NS3 und NS4A. Elbasvir interagiert mit dem Replikationskomplex NS5A des Virus. Das Produkt soll einmal täglich eingenommen werden.
Die zulassungsrelevanten klinischen Studien umfassten knapp 2000 Patienten. Bei mehr als 90 Prozent der Behandelten konnte eine vollständige Virenfreiheit erreicht werden, darunter insbesondere auch Patienten mit chronischer Nierenerkrankung, eine Gruppe mit sonst schlechter Prognose. Als häufigste Nebenwirkungen wurden auch hier Fatigue, Kopfschmerzen und Übelkeit berichtet.
Eine endgültige Entscheidung über die Zulassung durch die EU-Kommission erwarten Gilead und MSD in den nächsten Monaten. MSD will Zepatier spätestens Anfang 2017 auf den Markt bringen. In den USA und Kanada ist das Mittel bereits seit Januar zugelassen.
Eine Niederlage muss dagegen Takeda einstecken. Die EMA beurteilte den Antrag für Ninlaro zur Behandlung des Multiplen Myeloms als nicht ausreichend, um eine Zulassungsempfehlung auszusprechen. Bei Blutkrebs sollte der Wirkstoff voraussichtlich in Kombination mit der etablierten Therapie aus Lenalidomid und Dexamethason eingesetzt werden. Der oral einzunehmende Proteasominhibitor ist auch in der Entwicklung für andere Krebs- und Immunerkrankungen.
Die Daten der Zulassungsstudie reichten jedoch nicht aus, um die EMA zu überzeugen: Die Studienergebnisse zeigten keinen ausreichenden Benefit bei der Myelombehandlung, so die Behörde. Takeda hatte vorgeschlagen, die Anwendung des Medikamentes auf solche Patienten zu beschränken, bei denen eine Vorbehandlung mit ein oder zwei anderen Medikamenten nicht angeschlagen hatte.
Die eingereichten Daten für die Subgruppe hatten die EMA allerdings nicht überzeugt. Zum einen seien die Ergebnisse nicht stimmig, andererseits habe der japanische Hersteller nicht schlüssig darlegen können, warum er sich für die spezielle Patientengruppe einen größeren Benefit erwarte, so die EMA. Es sei nicht klar, dass der Nutzen des Krebsmittels die Risiken überwiege. Eine Empfehlung zur Zulassung könne daher nicht gegeben werden.