Die forschenden Pharmahersteller haben in diesem Jahr 35 neue Wirkstoffe auf den Markt gebracht. Allein zwölf davon werden in der Krebstherapie eingesetzt. Außerdem sind je drei Präparate gegen Autoimmunkrankheiten und Antiinfektiva neu vertreten. Aber auch für seltene Krankheiten haben sich die Therapiemöglichkeiten deutlich erweitert. Ein Fokus bei den Herstellern lag auch in diesem Jahr auf biologischen Produkten: Zehn Neueinführungen werden gentechnisch hergestellt. Eine Übersicht über die Newcomer des vergangenen Jahres.
Akynzeo (Netupitant, Palonosetron, Helsinn Birex): Die Fixkombination aus dem NK1-Rezeptor-Antagonist Netupitant und dem 5-HT3-Rezeptor-Antagonist Palonosetron ist seit Mai zugelassen und wird zur Vorsorge von Übelkeit und Erbrechen bei hoch emetogener, auf Cisplatin basierender Chemotherapie sowie bei mäßig emetogener Chemotherapie eingesetzt. Bei der Nutzenbewertung des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) konnte Akynzeo allerdings nicht punkten. Die Studienlage wurde als nicht ausreichend betrachtet, um einen Zusatznutzen festzustellen.
Blincyto (Blinatumomab, Amgen): Entwickelt wurde der Wirkstoff von deutschen Forschern: 2008 hatte die Gruppe um Professor Dr. Patrick Baeuerle Blinatumomab entwickelt. Mittlerweile besitzt Amgen die Vertriebsrechte. Angewendet wird Blincyto bei Patienten mit akuter lymphatischer Leukämie (ALL), die auf herkömmliche Chemotherapie nicht ansprechen oder einen Rückfall erleiden. Etwa 50.000 Patienten in Europa sind davon betroffen. Der Antikörper wirkt als „Adapter“ zwischen Krebs- und T-Zelle. Die aktivierten Abwehrzellen erkennen die schädlichen Zellen und können sie zerstören. Über die Brücke werden zytotoxische Proteine von der T-Zelle in die Tumorzelle geleitet, die dort die Apoptose, den programmierten Zelltod, auslösen.
Brintellix (Vortioxetin, Lundbeck): Das Präparat des dänischen Herstellers Lundbeck wird zur Behandlung der Major Depression bei Erwachsenen eingesetzt. Vortioxetin hemmt die Wiederaufnahme von Serotonin und moduliert die Rezeptoraktivität: Eine agonistische Wirkung gibt es an 5-HT1A, eine partiell agonistische Wirkung an 5-HT1B sowie eine antagonistische Wirkung an 5-HT3, 5-HT1D und 5-HT7. Außerdem könnte es eine Wirkung auf andere Neurotransmitter geben; der genaue Wirkmechanismus ist bis heute nicht bekannt. Ob Brintellix einen Vorteil gegenüber anderen Antidepressiva zeigt, konnte bislang nicht festgestellt werden. Direkte Vergleichsstudien gibt es nicht.
Cerdegla (Eliglustat, Genzyme): Cerdelga ist als orale Therapie zur Langzeitbehandlung von erwachsenen Patienten mit Morbus Gaucher Typ 1 (GD1) indiziert. Der Wirkstoff ist ein Zeramid-Analogon, das die Glukozerebrosid-Synthase inhibiert. Dadurch wird die Produktion der Lipidsubstanz Glukozerebrosid reduziert, die sich in den Zellen der betroffenen Organe ansammelt.
Cosentyx (Secukinumab, Novartis): Biologika waren in der Psoriasis-Therapie bislang nur als Mittel der zweiten Wahl zugelassen. Mit Cosentyx steht nun erstmalig ein humaner monoklonaler Antikörper zur First-Line-systemischen Therapie von moderater bis schwerer Plaque-Psoriasis für erwachsene Patienten zur Verfügung. Der Wirkstoff neutralisiert selektiv Interleukinrezeptoren und blockiert damit die Freisetzung von Entzündungsfaktoren. IL-17A ist in hohen Konzentrationen in von Psoriasis betroffener Haut zu finden und ein bevorzugtes Ziel für experimentelle Therapien.
Cottelic (Cobimetinib, Roche): Cobimetinib inhibiert bestimmte Formen des zellulären Enzyms MEK, welches in Tumorzellen stark aktiv und einer der Gründe für das unkontrollierte Wachstum ist. In Kombination mit dem Proteinkinase-Inhibitor Zelboraf (Vemurafenib) wird Cottelic zur Behandlung von Patienten mit BRAF-V600-Mutation bei nicht operierbarem oder metastasierendem Melanom eingesetzt. Das bei rund der Hälfte aller Melanome mutierte BRAF-Protein führt zu einer überaktiven Signalgebung in den Krebszellen und fördert dadurch das Tumorwachstum.
Cresemba (Isavuconazol, Basilea): Isavuconazol ist ein intravenös oder oral verabreichbares Breitspektrum-Antimykotikum aus der Klasse der Triazole. Laut Hersteller zeigt Isavuconazol in vitro und in vivo eine exzellente Abdeckung bei Hefen wie Candida und Schimmelpilzen wie Aspergillus. In vitro gilt auch die Aktivität gegenüber weniger häufigen, aber oft zu tödlich verlaufenden Erkrankungen führenden Pilzen, wie beispielsweise der Gattung Mucorales, als belegt. Das Antimykotikum ist in Europa gegen invasive Aspergillosen und Mukormykosen zugelassen.
Cyramza (Ramucirumab, Lilly): Der Wirkstoff Ramucirumab ist als Orphan Drug zur Behandlung seltener Leiden einsetzbar. Der monoklonale Antikörper wird bei fortgeschrittenem oder metastasierendem Magenkrebs verwendet. Durch den Tyrosinkinase-Inhibitor werden die Angiogenese und damit die Blutversorgung des Tumors gehemmt.
Farydak (Panobinostat, Novartis): Panobinostat ist eine Hydroxamsäure und wirkt als ein nicht-selektiver Histondeacetylaseinhibitor. Der antiproliferative Wirkstoff wird zur Behandlung des multiplen Myeloms eingesetzt und ist für Patienten indiziert, die vorher mindestens zwei Standardtherapien erhalten haben. Farydak soll in Kombination mit Bortezomib und Dexamethason verwendet werden. Als Angiogenesehemmer führt das Präparat zum Absterben der Krebszellen.
Holocar (Gewebeäquivalent der Hornhaut, Chiesi): Mit Holocar wurde das erste stammzellenhaltige Medikament in Europa zugelassen. Das Patch enthält lebensfähige, autologe menschliche Hornhautepithelzellen und limbale Stammzellen, die kontinuierlich die Hornhaut regenerieren. Das gezüchtete Gewebe kann damit geschädigte Hornhautzellen ersetzen. Eingesetzt wird das Produkt bei Hornhautverbrennungen oder –verätzungen des Auges.
Kanuma (Sebelipase alfa, Synageva): Kanuma hat als Orphan Drug den Zuklassungsprozess durchlaufen. Der Hersteller vertreibt das Enzympräparat zur Behandlung des Mangels von lysosomaler saurer Lipase. Die seltene Erkrankung führt bereits in frühester Kindheit zu einer Anreicherung von Cholesterol und Triglyceriden mit rascher Todesfolge. Kanuma wird als Konzentrat zur Herstellung einer Infusionslösung vertrieben.
Kengrexal (Cangrelor, The Medicines Company): The Medicines Company hat nach dem Thrombininhibitor Angiox (Bivalirudin) und dem Blutdrucksenker Cleviprex (Clevidipin) mit Kangrelor ein drittes Präparat auf den deutschen Markt gebracht. Der P2Y12-Rezeptorantagonist ist eine Alternative zum mittlerweile generischen Clopidogrel sowie zu Efient (Prasugrel, Lilly) und Brilique (Ticagrelor, AstraZeneca). Cangrelor ist nach intravenöser Applikation unmittelbar verfügbar und verhindert reversibel die Aktivierung und Aggregation von Thrombozyten. Damit reduziert der Wirkstoff thrombotische kardiovaskuläre Ereignisse bei Erwachsenen mit koronarer Herzkrankheit. Bislang wird das Präparat nur im Krankenhaus angewendet.
Keytruda (Pembrolizumab, MSD): Nur einen Monat nach dem ersten PD-1-Hemmer, Opdivo (Nivolumab, Bristol-Meyers Squibb), folgte im August der zweite Vertreter dieser Klasse in der Onkologie. Keytruda soll bei nicht resezierbarem oder metastasierendem Melanom eingesetzt werden. PD-1 wird auf Immunzellen exprimiert; bindet der Rezeptor an bestimmte Liganden auf der Tumorzelle, kommt es zur Inaktivierung. Der Tumor wird nicht angegriffen.
Kyprolis (Carfilzomib, Amgen): Carfilzomib ist ein Proteasom-Inhibitor, der den Abbau nicht mehr benötigter Proteine stört. Kyprolis wird in Kombination mit Lenalidomid und Dexamethason zu Behandlung von Patienten mit multiplem Myelom eingesetzt, die mit mindestens einer Behandlungsoption vorbehandelt waren. Kyprolis war bereits vor drei Jahren in de USA zugelassen worden. Die dort eingereichten Daten hatten der Europäischen Arzenimittelagentur (EMA) aber nicht ausgereicht. Amgen musste neue Studien durchführen, die die europäischen Gutachter schließlich überzeugten.
Lenvima (Lenvatinib, Eisai): Das Orphan Drug ist indiziert zur Behandlung von Erwachsenen mit fortgeschrittenem und lokal fortgeschrittenem oder metastasiertem differenziertem Schilddrüsenkarzinom, bei denen die Einnahme von radioaktivem Jod nicht wirkt. Lenvatinib hemmt verschiedene Tyrosinkinasen, die an der Angiogenese und Tumorproliferation beteiligt sind. Papilläre und follikuläre Schilddrüsenkarzinome sind die am häufigsten auftretenden Formen von Schilddrüsenkrebs. Während die meisten Fälle chirurgisch oder mit Radiojodtherapie heilbar sind, gibt es einen geringen Prozentsatz der Patienten, der nicht auf die Therapie anspricht. Für diese schwer zu therapierende, lebensbedrohliche Form von Schilddrüsenkrebs gibt es nur begrenzte Behandlungsoptionen.
Lixiana (Edoxaban, Daiichi Sankyo): Mit Lixiana macht der japanische Hersteller Daiichi Sankyo den Gerinnungshemmern Xarelto (Rivaroxaban, Bayer), Eliquis (Apixaban, BMS) und Pradaxa (Dabigatran, Boehringer) Konkurrenz. Lixiana ist indiziert zur Prävention von Schlaganfällen und systemischen Embolien bei erwachsenen Patienten mit Vorhofflimmern (NVAF) mit einem oder mehreren Risikofaktoren. Als zweite Indikation besteht die Behandlung und Prävention von tiefen Venenthrombose (DVT) und Lungenembolie (PE). Edoxaban ist ein hochselektiver, direkter und reversibler Inhibitor des Faktors Xa. Eine Hemmung dieses Faktors in der Koagulationskaskade reduziert die Thrombinbildung, verlängert die Gerinnungszeit und vermindert das Risiko einer Thrombusbildung.
Lynparza (Olaparib, AstraZeneca): Olaparib ist der erste Poly-ADP-Ribose-Polymerase-Hemmer, der für Patienten mit Platin-sensitivem, rezidiviertem und BRCA-mutiertem Eierstockkrebs zugelassen ist. Durch Hemmung des Enzyms, das für die Reparatur von DNA-Einzelstrangbrüchen benötigt wird, kann das Tumorwachstum gehemmt werden. Die Kapseln mit 400 Milligramm Wirkstoff werden eingesetzt bei Frauen mit Eierstock-, Eileiter- und primären Bauchfellkrebs, bei denen eine BCRA-Mutation nachgewiesen wurde. AstraZeneca will das Mittel auch bei anderen Krebsarten einsetzen. In Phase-III-Studien wird das Potenzial für die Behandlung von Magenkrebs, Bauchspeicheldrüsenkrebs sowie adjuvanten und metastatischen Brustkrebs untersucht.
Mekinist (Trametinib, Novartis): Mekinist ist ein oral zu applizierender Proteinkinasehemmer, der bei erwachsenen Patienten mit nicht-resezierbarem oder metastasiertem Melanom und nachgewiesener BRAF-V600-Mutation eingesetzt werden soll. Das Produkt ist als Filmtablette in den Dosierungen 0,5, 1 und 2 mg auf dem Markt. Der Wirkstoff verbessert das Gesamtüberleben und das progressionsfreie Überleben.
Moventig (Naloxegol, AstraZeneca): Naloxegol ist eine pegylierte Variante des Opioid-Antagonisten Naloxon und damit der erste oral einzunehmende periphere µ-Opiodrezeptor-Antagonist. Das Molekül überwindet die Blut-Hirn-Schranke nicht und blockiert daher nur periphere µ-Rezeptoren. Wegen der verlängerten Halbwertszeit muss Moventig nur einmal täglich oral eingenommen werden. Mit dem Präparat kann die Opioid-induzierte Obstipation (OIC) bei Erwachsenen behandelt werden, die auf Laxantien nicht ausreichend reagiert haben.
Opdivo (Nivolumab, Bristol-Myers Squibb): Opdivo ist als Monotherapie für fortgeschrittene inoperable oder metastasierende Melanome bei Erwachsenen zugelassen. Nivolumab ist ein antineoplastischer monoklonaler Antikörper und der erste Vertreter der PD-1-Hemmer. PD-1 wird auf Immunzellen exprimiert; bindet der Rezeptor an bestimmte Liganden auf der Tumorzelle, kommt es zur Inaktivierung. Der Tumor wird nicht angegriffen. In den USA ist das Produkt auch zur Behandlung von zwei Arten des nicht-kleinzelligen Lungenkarzinoms (NSCLC) verwendbar.
Orkambi (Lumacaftor/Ivacaftor, Vertrex): Nach Kalydeco (Ivacaftor) kann Hersteller Vertex den gleichen Wirkstoff nun auch in Kombination mit Lumacaftor vermarkten. Orkambi wird zur Behandlung von Mukoviszidose-Patienten ab zwölf Jahren mit nachgewiesener F508del-Mutation eingesetzt. Damit ist erstmals eine Kausaltherapie für den Großteil der Fibrose-Patienten auf dem Markt. Ivacaftor und Lumacaftor normalisieren die Funktion verschiedener Varianten des CFTR-Proteins (cystic fibrosis transmembrane conductance regulator protein). Mutationen des Enzyms sorgen dafür, dass die Zellen der Schleimhäute zu wenig Salz und Wasser sezernieren. Dadurch wird nur noch zähflüssiger Mucus gebildet; besonders die Funktion der Lunge und der Bauchspeicheldrüse ist dadurch eingeschränkt. Die Patienten leiden unter Bronchialinfektionen, Obstruktion und Malabsorption.
Otezla (Apremilast, Celgene): Apremilast ist ein selektiver Inhibitor von Zytokin-Signalwegen. Der Phosphodiesterasehemmer vermindert die Ausschüttung von proinflammatorischem TNF-α und lindert damit die Entzündungsreaktionen. Vorteil des Präparates: Der Wirkstoff wird als Tablette oral eingenommen und muss nicht, wie andere Medikamente, gespritzt werden.
Praluent (Alirocumab, Sanofi): Sanofi hat mit Praluent einen neuen Lipidsenker auf den Markt gebracht. Der Antikörper ist indiziert zur Behandlung von Erwachsenen mit primärer Hypercholesterinämie oder gemischter Dyslipidämie, begleitend zu einer Diät in Kombination mit Statinen oder anderen Lipidsenkern. Alirocumab hemmt die Proproteinkonvertase Subtilisin/Kexin Typ 9 (PCSK9), ein Enzym, das die Zahl der LDL-Rezeptoren in der Leber senkt und damit die Ausscheidung von LDL-Cholesterol verringert. Die Entdeckung der regulatorischen Funktion von PCSK9 gilt als einer der wichtigsten Fortschritte der vergangenen Jahre. Im Gegensatz zu Statinen muss Praluent nicht täglich eingenommen werden. Das Präparat wird von den Patienten selbst alle zwei Wochen subkutan gespritzt.
Repatha (Evolocumab, Amgen): Auch Repatha ist eine Alternative zu Statinen: Wie Praluent ist auch das Produkt von Amgen ein PCSK9-Inhibitor. Das Präparat soll eingesetzt werden bei erwachsenen Patienten mit erhöhten Cholesterin-Werten, die entweder unzureichend auf Statine ansprechen oder für eine Behandlung damit nicht infrage kommen.
Raxone (Idebenon, Santhera): Raxone wird zur Behandlung von Sehverlust bei jugendlichen und erwachsenen Patienten mit der seltenen Krankheit Lebersche ererbte Optikusneuropathie (LHON) eingesetzt. Die mitochondriale Erkrankung konnte bislang nicht behandelt werden und führt unbehandelt in den meisten Fällen zur Erblindung. Idebenon ist ein synthetisches Benzochinon und kann über eine Enymkaskade die ATP-Produktion in den retinalen Ganglienzellen wiederherstellen. Dadurch verbessert sich das Sehvermögen der Patienten.
Soolantra (Ivermectin, Galderma): Zur Behandlung der Rosazea steht seit Juni Soolantra in Salbenform zur Verfügung. Der Wirkstoff Ivermectin ist nicht neu, er steht aber erstmalig in Deutschland für die Behandlung beim Menschen zur Verfügung. Gut bekannt ist der Wirkstoff in der Tiermedizin zur Behandlung von Infektionen durch Fadenwürmer und Ektoparasiten. Ivermectin rückte zuletzt im Rahmen der Versorgung von Flüchtlingen in den Mittelpunkt: In Hamburg war im September in einem Flüchtlingsheim Skabies-Infektionen aufgetreten. Da das Medikament in Deutschland nicht in oraler Form verfügbar ist, mussten 750 Dosen per Einzelimport aus Frankreich beschafft werden. Infectopharm arbeitet derzeit an der Einführung einer oralen Darreichungsform von Ivermectin.
Sivextro (Tedizolid, MSD): MSD hat das Medikament im Rahmen der Übernahme von Cubist ins eigene Portfolio übernommen. Das Antibiotikum ist zur Behandlung von bakteriellen Hauterkrankungen und im Krankenhaus erworbener Pneumonie indiziert. Der Wirkstoff ist als Phosphat enthalten. Im Körper wird das Prodrug zu seinem aktiven Metaboliten gespalten. Das Oxazolidinon bindet an die ribosomale 50S-Untereinheit und hemmt die Proteinsynthese in der Bakterienzelle. Das Produkt ist als Tablette à 200 mg sowie als Pulver zur Herstellung einer Infusionslösung erhältlich.
Strensiq (Asfotase alpha, Alexion): Strensiq ist ein Orphan Drug und für die Behandlung der sehr seltenen Hypophosphatasie indiziert. In Europa sind nur etwa 500 Patienten von der Stoffwechselkrankheit betroffen, bei der es durch ungenügende Mineralisation der Knochen zu Skelettfehlbildungen kommt. Asfotase alpha ist ein gentechnisch hergestelltes Fusionsprotein aus einem Antikörper-Fragment und der nicht-gewebsspezifischen Phosphatase, an der es den Patienten mangelt. Zugelassen ist das Medikament für Kinder ab einem Gewicht von 3 kg. Es kann mit ersten Symptomen der Krankheit eingesetzt werden.
Trulicity (Dulaglutid, Lilly): Mit Dulaglutid hat Lilly eine neue Option für Typ-2-Diabetiker auf den Markt gebracht. Der Wirkstoff ist ein Agonist an Rezeptoren des Glucagon-ähnlichen Peptids 1 (GLP-1) und stimuliert die Insulinfreisetzung. Dulaglutid soll angewendet werden, wenn der erhöhte Blutzuckerspiegel nicht durch eine Ernährungsumstellung und Bewegung ausreichend gesenkt werden kann. Der Wirkstoff kommt außerdem zum Einsatz, wenn Patienten Metformin nicht vertragen wird oder andere blutzuckersenkende Medikamenten nicht ausreichen, um den Blutzuckerspiegel zu kontrollieren. Das Präparat wird einmal pro Woche subkutan gespritzt.
Vargatef (Nintedanib, Boehringer): Für die Therapie von Erwachsenen mit fortgeschrittenem nicht-kleinzelligem Lungenkarzinom (NSCLC) im Drüsengewebe (Adenokarzinom), die bereits eine Chemotherapie erhalten haben, gibt es mit Vargatef (Nintedanib) von Boehringer eine neue Behandlungsoption. Nintedanib ist ein Tyrosinkinasehemmer, der zugleich auch verschiedene Wachstumsfaktorrezeptoren inhibiert. Das IQWiG erkannte einen Hinweis auf einen geringen Zusatznutzen: Dieser gelte in Kombination mit Docetaxel bei Patienten ohne Hirnmetastasen. Bei Patienten mit Hirnmetastasen gebe es allerdings mehr Nachteile als bei einer Chemotherapie allein mit Docetaxel.
Viekirax (Ombitasvir/Paritaprevir/Ritonavir) und Exviera (Dasabuvir, AbbVie): Für die Behandlung von Hepatitis C hat AbbVie ein Therapieregime, bestehend aus Viekirax und Exviera, auf den Markt gebracht. AbbVie versucht damit, Platzhirsch Gilead Konkurrenz zu machen. Beide Präparate durchliefen ein beschleunigtes Zulassungsverfahren: Die hohe Heilungsrate in Studien überzeugte die Experten. Viekirax und Exviera hemmen wichtige Enzyme, die für die Vermehrung der Viren verantwortlich sind, und sind indiziert mit oder ohne Ribavirin für Patienten, die mit Viren vom Genotyp 1 sowie vom Genotyp 4 infiziert sind. Preislich sind die Produkte weit im oberen Segment untergebracht: Für Viekirak wurde der Apothekernverkaufspreis für die Packung mit 56 Tabletten bei 16.995 Euro festgelegt. Exviera kostet dagegen „nur“ 1655 Euro.
Xadago (Safinamid, Zambon): Xadago ist als Zusatztherapie für die Behandlung mittlerer bis später Stadien von Parkinson bei Erwachsenen auf dem Markt. Die Effekte basieren laut Zambon auf der hochselektiven, reversiblen Hemmung von Monoaminooxidase-B (MAO-B) und der spannungsabhängigen Blockade von Natriumkanälen, durch die die Glutamat-Ausschüttung gehemmt wird. Das Präparat soll in Kombination mit Levodopa und gegebenenfalls weiteren Parkinsonmitteln dem Dopaminmangel im Gehirn entgegenwirken.
Zerbaxa (Ceftolozan/Tazobactam, MSD): Wie Sivextro wurde auch Zerbaxa ursprünglich von Cubist entwickelt und dann in das Portfolio von MSD aufgenommen. Das Kombinationsprodukt aus dem Cephalosporin Ceftolozan und Tazobactam, einem beta-Lactamase-Inhibitor, wird zur Behandlung von komplizierten Harnwegsinfektionen eingesetzt. In Kombination mit Metronidazol kann das Präparat auch zur Behandlung von komplizierten intraabdominellen Infektionen (cIAI) verwendet werden. Bislang zeigt Zerbaxa noch Wirksamkeit gegen Keime, die gegen andere Cephalosporine bereits Resistenzen entwickelt haben.
Zykadia (Ceritinib, Novartis): Zykadia ist zugelassen bei erwachsenen Patienten zur Behandlung des fortgeschrittenen, Anaplastische-Lymphomkinase (ALK)-positiven, nicht-kleinzelligen Bronchialkarzinoms (NSCLC), die mit Crizotinib vorbehandelt wurden. Ceritinib ist ein Proteinkinase-Hemmer; vor Einleitung der Therapie sollte der ALK-positive NSCLC-Status nachgewiesen sein. Die empfohlene Tagesdosis liegt bei 750 mg alle 24 Stunden. Da die Kapseln 150 mg enthalten, müssen Patienten fünf gleichzeitig nehmen. Die Zulassung wurde an Bedingungen geknüpft, da es bislang noch wenige Daten zu dem Präparat gibt. Novartis muss umfassende klinische Daten nachreichen. Da der Nutzen durch die sofortige Verfügbarkeit aber offensichtlich ist, erhielt der Hersteller die Zulassung.
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