Natriumchlorit

BfArM: MMS bedenklich und zulassungspflichtig dpa, 27.02.2015 10:04 Uhr

Bonn - 

Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte( BfArM) hat vor dem umstrittenen Mittel Miracle Mineral Supplement (MMS) gewarnt, das angeblich gegen mehrere Krankheiten helfen soll. Bei zwei überprüften Produkten – MMS und MMS2 – bestehe der „begründete Verdacht“, dass sie „bei bestimmungsgemäßem Gebrauch schädliche Wirkungen haben, die über ein vertretbares Maß hinausgehen“.

Nach Einnahme von MMS waren schwere gesundheitliche Schäden gemeldet worden. Das BfArM stuft die Produkte als „bedenklich“ ein und zugleich als zulassungspflichtige Arzneimittel – genauer: als Präsentationsarzneimittel, die eindeutige Heilversprechen machen.

Sie dürfen ab sofort bundesweit nur in den Verkehr gebracht werden, wenn ein Zulassungsverfahren ihre Wirksamkeit, Qualität und Unbedenklichkeit belegt hat. Die Länderbehörden – zuständig für die Kontrolle des Arzneimittelverkehrs – können nun Maßnahmen zum Schutz der Patienten einleiten und etwa die Einfuhr und den Vertrieb der Produkte untersagen.

MMS wird im Internet von verschiedenen Herstellern angeboten. Das Mittel soll angeblich Krebs, Hepatitis, Malaria oder chronische Infektionen heilen. Tatsächlich enthalten die MMS-Lösung das Oxidationsmittel Natriumchlorit und die MMS2-Kapseln die Chemikalie Calciumhypochlorit. Vermischt mit der – ebenfalls im Internet angebotenen – Zitronensäure entsteht das giftige Gas Chlordioxid. Industriell wird die Chemikalie zur Desinfektion von Wasser und zum Bleichen von Textilien und Papier eingesetzt.

Das Gas verursacht laut BfArM „schwere Verätzungen der Haut und schwere Augenschäden“. Den Giftnotrufzentralen liegen zudem Fälle von Erbrechen und Atemstörungen vor. Auch aus Frankreich, Großbritannien, der Schweiz, Kanada oder den USA seien ernste Schädigungen gemeldet worden – darunter Nierenversagen oder Verätzungen der Speiseröhre.

Das BfArM hatte schon 2014 vor MMS gewarnt. Über eine Einstufung als Arzneimittel konnte das Institut aber erst jetzt entscheiden, nachdem eine Landesbehörde einen Prüfauftrag gestellt hatte. Der britische Hersteller der beiden untersuchten Produkte kann binnen eines Monats Widerspruch erheben.

MMS wurde 2006 von dem amerikanischen Ingenieur und früheren Scientologen Jim Humble eingeführt. Mehrere Gesundheitsbehörden haben inzwischen vor dem Mittel gewarnt. Die US-Zulassungsbehörde FDA berichtete bereits 2010 von zahlreichen Meldungen über gesundheitliche Schäden. 2012 riet das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) dringend von der Einnahme und der Verwendung von MMS ab.