Galenik

Nanocarrier: Salbe statt Tablette

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Berlin -

Zu groß, zu kantig, zu bitter oder mit Laktose – es gibt viele Gründe, warum Patienten nicht gerne Tabletten einnehmen. Aus Berlin könnte eine neue Formulierung die oralen Arzneiformen künftig ersetzen, die Compliance verbessern und Nebenwirkungen mindern. Ein Team von DendroPharm entwickelte Nanocarrier, die Wirkstoffe über die Haut direkt an ihr Ziel bringen.

DendroPharm ist ein Spin-Off der Freien Universität Berlin. Das achtköpfige Team um Geschäftsführer Sam Moré hat eine Salbe entwickelt, die mittels winziger Transportmoleküle die Wirkstoffe in den Körper bringt. Die Nanocarrier schließen die Wirkstoffe ein und sind sowohl in der Lage, wasserlösliche und fettlösliche Wirkstoffe in die Haut, Tumorgewebe, Knochen und Knorpel zu bringen.

Am Zielort werden die Transporter zum Beispiel durch bestimmte körpereigene Enzyme oder den veränderten pH-Wert im kranken Gewebe zerstört und der Wirkstoff freigesetzt. Unerwünschte Wirkungen, die zum Beispiel den Magen-Darm-Trakt betreffen, bleiben laut Moré aus.

Die Eigenschaft der Carrier kann gezielt an die Bedürfnisse der Patienten angepasst werden. Die von DendroPharm entwickelten dendritischen Nanocarrier können neue Wirkstoffe schneller verfügbar machen. Anders als bei Nanopartikeln geht es laut Moré bei Nanocarriern nicht darum, durch Zerkleinerung eine möglichst große Oberfläche zu schaffen: Aus kleinen Bausteinen werden größere Moleküle mit amphiphiler Oberfläche, die eine positive Wirkung haben.

Damit die Transportmoleküle über die Haut eindringen können, müssen sie in ihrer Molekularstruktur angepasst werden. Das sei aufgrund des Baukastensystems möglich, so Moré. Für einen universellen Einsatz müssten die Moleküle sowohl in Salben als auch in Gelen löslich sein und dürften den menschlichen Organismus nicht schädigen. Die Bestandteile sind biologisch abbaubar und werden über die Niere verstoffwechselt: Die Moleküle werden durch Esterase-Enzyme zerlegt.

Die Technologie kam bereits zur Behandlung chronisch kranker Katzen zum Einsatz. Die Salbe mit den notwendigen Wirkstoffen wurde am Ohr aufgetragen, da eine fellfreie Stelle notwendig ist. Den Katzen seien bei der Anwendung am Ohr gutmütig und ihnen bleibe das Schlucken der Medikamente erspart, so Moré.

Der DendroPharm-Chef will künftig auch Menschen mit seiner Innovation helfen. In der präklinischen Entwicklung befindet sich ein Nano-Opiat, das zur Behandlung chronischer Schmerzen eingesetzt werden könnte. Für die Entwicklung hofft das Unternehmen auf Fördermittel von der EU, um das Projekt schnell voranzutreiben. „Die Kombination aus Nanocarriern und Opiaten kann weder suchterzeugend noch sedierend wirken, sondern einfach das tun, was gewünscht ist: Schmerzen lindern.“ so Moré.

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