Nahrungsergänzungsmittel

Vitamin D: Drogerie bleibt stärker

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Berlin -

Wenn Kunden in der Apotheke mit den günstigen Preisen aus der Drogerie argumentieren, hilft oft nur der Verweis auf Qualität und Dosierung. Bei Vitamin D sind Nahrungsergänzungsmittel aus dem Mass Market aber den apothekenpflichtigen Varianten überlegen, da sie vierfach höher konzentriert sein dürfen. Der Sachverständigenausschuss für Verschreibungspflicht konnte sich nicht auf eine Angleichung der gesetzlichen Vorgaben verständigen.

Colecalciferol ist als Arzneimittel auf 1000 I.E. pro abgeteilter Form gedeckelt; alle höherdosierten Produkte sind verschreibungspflichtig. Als Nahrungsergänzungsmittel sind jedoch Präparate mit bis zu 4000 I.E. erhältlich, dies entspricht der von der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) pro Tag für zulässig erklärten Menge. Eine Indikation darf dabei nicht angegeben werden.

Obwohl die Situation widersinnig und für alle Beteiligten unbefriedigend ist, konnte sich der Sachverständigenausschuss nicht auf eine Angleichung einigen. Für die Experten war die Datenlage nicht eindeutig genug, um die Dosis für die Selbstmedikation zu erhöhen. Dass bei Nahrungsergänzungsmitteln andere Grenzwerte existierten, falle nicht in die eigene Zuständigkeit, so der Tenor.

Dabei war eine Expertenkommission des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) und des Bundesamtes für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) vor einem Jahr zu dem Ergebnis gekommen, dass ab einer Dosierung von 20 µg beziehungsweise 800 I.E. pro Tag nicht mehr von einer ernährungsspezifischen beziehungsweise physiologischen Wirkung auszugehen sei. Nur Lebensmittel für besondere medizinische Zwecke könnten höhere Mengen enthalten.

Für Hersteller wie Merck ist die Situation doppelt unbefriedigend. Nicht nur die geringere Dosierung, sondern auch die medizinische Indikation machen es apothekenpflichtigen Produkten schwer im Wettbewerb mit Drogerieware. Vitamin D wird von immer mehr Verbrauchern bei Müdigkeit, Infektanfälligkeit und Antriebslosigkeit als ersten Anzeichen einer Unterversorgung eingesetzt.

Die Arzneimittel sind jedoch dafür nicht zugelassen, sondern nur zur Vorbeugung von Rachitis und Osteomalazie bei Kindern und Erwachsenen, zur Prävention von Rachitis bei Frühgeborenen sowie zur „Vorbeugung bei erkennbarem Risiko einer Vitamin-D-Mangelerkrankung bei ansonsten Gesunden ohne Resorptionsstörung bei Kindern und Erwachsenen“. Außerdem können die Tabletten eingesetzt werden zur unterstützenden Behandlung der Osteoporose bei Erwachsenen. All das sind keine Indikationen, die Verbraucher im Beipackzettel lesen wollen, die sich eigentlich nur etwas Gutes tun wollen.

Der Darmstädter Konzern hat daher neben Vigantoletten und der Rx-Variante für Säuglinge (Vigantol) neuere Produkte wie die Sticks oder aktuelle Vigantolvit bereits als Nahrungsergänzungsmittel auf den Markt gebracht.

Bei Selen konnten sich die Sachverständigen dagegen auf eine neue Obergrenze für OTC-Präparate einigen. Allerdings liegt der Kompromiss von 70 µg unter der zulässigen Menge für Nahrungsergänzungsmittel. Hier sind Präparate mit bis zu 200 µg „zur Unterstützung der normalen Funktion des Immunsystems und der Schilddrüse“ und „zum Schutz der Zellen vor oxidativen Schäden, zur Erhaltung normaler Haare und Nägel und zur normalen Spermabildung“ auf dem Markt. Die Arzneimittel für die Selbstmedikation können bis zu 50 µg enthalten.

Das essentielle Spurenelement ist Bestandteil wichtiger Enzyme und dient im Körper als Radikalfänger. Es besitzt somit eine antioxidative Wirkung. Wichtige Stoffwechselfunktionen und die Bildung des Schilddrüsenhormons sind vom Selengehalt im Körper abhängig. Selen kann sich positiv auf das Herz-Kreislauf-System auswirken und wird als Begleittherapie bei Krebspatienten eingesetzt.

Ein Selenmangel kann über einen Bluttest festgestellt werden, der Test ist jedoch meist kostenpflichtig. Liegt der Wert zwischen 120 und 160 µg, gemessen im Vollblut, spricht man von einem gesunden Spiegel. Eingenommen werden die Tabletten einmal täglich, zeitlich versetzt zu Vitamin C, da das Vitamin die Aufnahme von Natriumselenit negativ beeinflussen kann.

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