Irreführende Aussagen zum Schutz vor Sars-CoV-2

Nahrungsergänzungsmittel: Verbraucherzentrale warnt

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Berlin -

Neben den Hygienemaßnahmen und der sozialen Isolierung steht bei vielen Menschen derzeit die Stärkung des Immunsystems zum Schutz gegen Sars-CoV-2 im Vordergrund. Doch wie sinnvoll ist die Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln und wie ist mit der Empfehlung von derzeit angepriesenen Hausmittelchen gegen Sars-CoV-2 umzugehen? Die Verbraucherzentrale NRW gibt Hinweise und warnt vor irreführenden Aussagen.

Anbieter preisen Wundermittel gegen Corona an

Die Angst sich mit dem neuen Coronavirus zu infizieren ist groß: Viele Verbraucher wollen sich und ihrem Immunsystem daher etwas Gutes tun – sie greifen zu Nahrungsergänzungsmitteln. Die Verbraucherzentrale warnt jedoch davor, auf die derzeit kursierenden Angebote hereinzufallen. Im Moment würden immer mehr Anbieter ihre Supplemente als Wundermittel gegen Infekte – insbesondere Corona-Infektionen – anpreisen.

Irreführende Studien und Werbeaussagen

Nahrungsergänzungsmittel seien jedoch nicht zur Prävention, Linderung oder Therapie von Erkrankungen gedacht. „Sie werden weder zugelassen noch vor dem ersten Verkauf von Behördenseite geprüft“, erklärt die Verbraucherzentrale. Gesundheitsbezogene Aussagen wie „schützt vor Viren“ seien daher verboten, ebenso wie irreführende Aussagen. Entsprechende Aussagen seien demnach nur erlaubt, wenn sie nach aktuellem wissenschaftlichem Stand als nachgewiesen gelten. Da Sars-CoV-2 jedoch erst seit kurzer Zeit bekannt ist, gibt es solche Studien nicht. Oft würden Studien von anderen Coronavirus-Arten zitiert, welche dem Verbraucher jedoch vermitteln, es handle sich um das aktuelle Virus.

Achtung vor Hausmitteln und unseriösen Empfehlungen

Verschiedene Werbeaussagen würden auf diese Weise falsche Sicherheit suggerieren – zudem seien sie wissenschaftlich gesehen schlichtweg falsch. Derzeit würden sich im Internet oder bei Reformhäusern solch kritische Aussagen in Bezug auf Nahrungsergänzungsmittel mit Grüntee, Cistus, Propolis, Kapuzinerkresse oder die Blattknospen der Schwarzen Johannisbeere finden lassen. Auch zahlreiche Lebensmittel würden fälschlicherweise als hilfreiche Hausmittel angepriesen, ebenso werde Arsen in homöopathischen Dosen empfohlen. Außerdem würden „unsinnige Tipps“ dazu kursieren, dass man sich mit Miracle Mineral Supplement (MMS), welches häufig auch als Chlordioxidlösung (CDL) bezeichnet wird, vor Sars-CoV-2 schützen kann. Es wird aus der Chemikalie Natriumchlorit hergestellt. Doch die Verbraucherzentrale warnt: „Das ist ein Desinfektionsmittel und dient zum Bleichen von Textilien! Nicht einnehmen, gefährlich!“

Mikronährstoffe und Pflanzenstoffe

Die Abwehrkräfte könnten durch eine ausgewogene Ernährung in Kombination mit Bewegung gestärkt werden. Zudem gebe es für viele Pflanzenstoffe oder Mikronährstoffe Hinweise auf einen positiven Einfluss. Neben den Vitaminen A, C und D würden auch Folat, Vitamin B12 und B6 wissenschaftlich bewiesen zur Aufrechterhaltung des Immunsystems beitragen. Auch wenn die Wirkung bewiesen ist, warnt die Verbraucherzentrale davor, nun extra hohe Dosierungen zu sich zu nehmen. Es sollten die entsprechenden Obergrenzen beachtet und nicht überschritten werden. Ebenso könnten verschiedene Mineralstoffe wie Zink, Eisen, Selen und Kupfer helfen. Allerdings nur, wenn ein Defizit besteht. Auch hier gilt: „Ein Zuviel an Mineralstoffprodukten bringt die feinen Regelkreisläufe im Körper durcheinander.“

Vitalpilze und CBD ohne wissenschafltiche Beweise

Neben den Klassikern erwähnt die Verbraucherzentrale auch Vitalpilze: Als Immunsystem stärkend gelte beispielsweise die Sorte „Cordyceps“. Da die Studien jedoch mit bestimmten Pilzzubereitungen durchgeführt wurden, lasse sich eine Wirkaussage für einzelne Nahrungsergänzungsmittel daraus nicht ableiten. Ebenso sei Cannabidiol (CBD) mit Vorsicht zu genießen: „In der aktuellen Krise scheuen sich Anbieter auch nicht, das als Lebens- beziehungsweise Nahrungsergänzungsmittel nicht erlaubte CBD als Hilfsmittel gegen Corona anzubieten.“ Aufgrund der Stärkung des Endocannabinoid-Systems könnte es laut einiger Hersteller Potenzial haben – der wissenschaftliche Beweis steht jedoch aus.

Tipps für ein funktionierendes Immunsystem

Um das Immunsystem auch ohne Nahrungsergänzungsmittel zu stärken, gibt die Verbraucherzentrale folgende Tipps:

  • Bewegen Sie sich aktuell am besten viel im Freien, gehen spazieren und lassen Sie etwas (aber nicht zu viel) Sonne an Ihre Haut (notfalls auf dem Balkon oder am offenen Fenster). Das regt die körpereigene Vitamin D-Produktion an.
  • Essen Sie reichlich Gemüse und Obst, das liefert Vitamine und Mineralstoffe.
  • Trinken Sie genügend und lüften Sie gut. Trockene Schleimhäute sind ein Einfallstor für Viren.
  • Schlafen Sie ausreichend.
  • Halten Sie Ihre eigene Körperhygiene und auch die Hygiene bei der Lebensmittelzubereitung auf einem hohen Niveau.
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