Verunreinigung

Nächster Rückruf: Valsartan/HCT Aurobindo

, Uhr aktualisiert am 15.08.2018 14:00 Uhr
Berlin -

Leicht erhöhte N-Nitrosodimethylamin (NDMA)-Werte wurden nun auch bei Aurobindo gefunden. Der Hersteller hatte zu Beginn der großen Rückrufwelle vor mehr als einem Monat seine Valsartan-haltigen Arzneimittel als sicher gemeldet.

Seit gestern Abend steht fest: Auch eine Charge der Kombination Valsartan/Hydrochlorothiazid 320/25 mg von Aurobindo enthält die als möglicherweise krebserregend eingestufte Verunreinigung. Darüber informiert das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM). Der Hersteller habe die aktive Substanz (API) beim chinesischen Wirkstoffproduzenten Zhejiang Tianyu Pharmaceutical bezogen.

Novartis, TAD, Aurobindo und Mylan dura hatten ihre Arzneimittel als sicher gemeldet, da sie die verwendeten Wirkstoffe zum Teil selbst herstellen oder nicht von Zhejiang Huahai Pharmaceutical beziehen, das ursprünglich für die Rückrufwelle verantwortlich war. Am Freitag folgte die nächste Hiobsbotschaft. Die Europäische Arzneimittelagentur (EMA) teilte mit, dass im Valsartan eines zweites chinesischen Lohnherstellers NDMA nachgewiesen wurde, jedoch seien die Werte geringer als in der API von Zhejiang Huahai Pharmaceutical – gemeint war Zhejiang Tianyu Pharmaceutical. Am Tag der Mitteilung konnte das BfArM einen weiteren Rückruf nicht ausschließen.

Die auf NDMA positiv getesteten Chargen seien nicht in den Verkehr gebracht worden, hieß es zu Beginn. Heute steht fest, die Rückrufe gehen weiter. Aurobindo habe „in enger Zusammenarbeit mit der zuständigen Landesbehörde, der Regierung von Oberbayern kurzfristig sein potentiell betroffenes Arzneimittel analysiert“. Die ermittelten NDMA-Werte seien deutlich niedriger als bei Zhejiang Huahai Pharmaceutical.

Betroffen ist die Charge VZM18001-23B, für die ein Chargenrückruf zu 56 Tabletten erfolgt. Dies sei die einzige Charge, die in Deutschland im Umlauf ist. Eine akute Patientengefährdung bestehe nicht. Das BfArM empfiehlt die Patienten auf ein nicht betroffenes Produkt umzustellen. Ärzte und Apotheker sollten zuvor abklären, ob das eingenommene Arzneimittel aus der betroffenen Charge stammt. Patienten sollten das Arzneimittel nicht ohne Rücksprache mit dem Arzt absetzen.

Bislang wurde im Valsartan von drei Wirkstoffherstellern NDMA entdeckt: darunter die chinesischen Unternehmen Zhejiang Huahai Pharmaceutical und Zhejiang Tianyu Pharmaceutical sowie Hetero Labs in Indien. Weltweit gibt es rund 40 Lieferanten für Valsartan. Die meisten Lohnhersteller der API gibt es jedoch in Indien, hier liefern knapp 20 Firmen den Wirkstoff. Jeweils ein halbes Dutzend Anbieter für Valsartan sind in China und Japan zu finden, Fabriken gibt es auch in Mexiko und Italien.

NDMA kann im Herstellungsprozess als Verunreinigung entstehen. Das Nitrosamin wird anhand von Studien an Nagetieren als potenziell krebserregend eingestuft. Das vorläufige toxikologische Risiko der Valsartan-haltigen Arzneimittel mit der API von Zhejiang Huahai Pharmaceutical wurde von EMA und FDA sowie AMK bewertet. Anhand der Konzentration schätzt die EMA ausgehend von 5000 Patienten, die über einen Zeittraum von sieben Jahren täglich mit der höchsten Valsartan-Dosis von 320 mg behandelt werden, dass es einen zusätzlichen Krebsfall geben könne. Experten der FDA schätzen daher ausgehend von 8000 Patienten, die über einen Zeitraum von vier Jahren täglich mit 320 mg Valsartan behandelt wurden, dass ein Patient zusätzlich an Krebs erkrankt. Die AMK beurteilt die Belastung als „besorgniserregend“.

Newsletter
Das Wichtigste des Tages direkt in Ihr Postfach. Kostenlos!

Hinweis zum Newsletter & Datenschutz

Mehr zum Thema
Kein Bewusstsein für Leistung vorhanden
Notdienst: Apotheker für 50 Prozent Luxus-Aufschlag
294 Euro für alle – mit Ausnahmen
Berlin: Eine Stelle für den Kammerbeitrag
Mehr aus Ressort
Benzolbildung verhindern
BPO besser im Kühlschrank lagern
FDA bezweifelt Wirksamkeit
Orales Phenylephrin vor dem Aus?

APOTHEKE ADHOC Debatte