Hepatitis-Fälle bei Kindern beschäftigen derzeit Mediziner:innen weltweit. Nachdem verschiedene Behörden bereits eine Einschätzung gegeben haben, meldet sich nun auch das Robert Koch-Institut (RKI) zu Wort: In Deutschland sei bislang ein Fall aufgetreten – insgesamt seien die Fallzahlen ungewöhnlich und schwer einzuordnen, so das Institut.
Die genaue Ursache hinter den jüngst aufgetauchten Fällen von akuter Hepatitis bei jüngeren Kindern in verschiedenen Ländern ist weiter unklar. Mittlerweile hat sich als wahrscheinlichste Ursache ein Zusammenhang mit Adenoviren herauskristallisiert. Doch auch eine immunvermittelte Schädigung wird für möglich gehalten.
Von den Fällen war vor allem das Großbritannien betroffen. Anfang April hatte es die Weltgesundheitsorganisation (WHO) über die ungewöhnliche Häufung informiert, inzwischen wurden mehr als 110 Fälle gemeldet. Mittlerweile hat es auch in Deutschland den ersten Fall gegeben, wie das RKI erklärt.
Die in verschiedenen Ländern aufgetretenen Fälle zeigten klinisch eine schwere akute Hepatitis mit erhöhten Leberenzymwerten und Ikterus. Bei einigen Kindern sei es in den vorangegangenen Wochen auch zu gastrointestinalen Beschwerden wie Durchfall und Erbrechen gekommen. Die meisten Kinder zeigten kein Fieber. „Einige der Fälle mussten in spezialisierten pädiatrischhepatologischen Zentren behandelt werden und zehn wurden lebertransplantiert“, erklärt das RKI.
Beim Großteil der betroffenen Kinder konnte ein bestimmter Adenovirus-Serotyp mit dem Namen „41F“ nachgewiesen werden. Daher gehen Expert:innen aus Großbritannien von einem Zusammenhang aus. „Adenovirusinfektionen sind häufig und führen in der Regel zu einer leichten Erkrankung mit erkältungsähnlichen Symptomen, Erbrechen und Durchfall oder auch Konjunktividen“, erklärt das RKI. Bei den meisten Menschen, die sich mit einem Adenovirus infizieren, komme es zu keinen Komplikationen.
Zwar würden Adenoviren in der Regel keine Hepatitis verursachen – es handle sich jedoch um eine bekannte seltene Komplikation bei immungeschwächten Personen. „Bei den aktuellen pädiatrischen Fällen in Großbritannien könnte eine neue Variante zirkulieren, die bei Kindern eine schwere Hepatitis verursacht. Aufgrund von Effekten der Covid-Pandemie könnten gerade jüngere Kinder besonders empfänglich sein.“ Insgesamt sei die Ätiologie der aktuellen Hepatitis-Fälle unbekannt und werde weiter untersucht.
Das RKI merkt an, dass Fälle von schwer verlaufender akuter Non-A-E-Hepatitis bei Kindern selten sind. „Insofern sind die aus Großbritannien berichteten Fallzahlen ungewöhnlich. Die Zahl der bislang aus der EU berichteten Fälle ist schwer einzuordnen.“ Zwar würden einzelne Länder berichten, dass diese über der Zahl der zu erwartenden Fälle läge, allerdings hält das RKI auch einen Einfluss durch die erhöhte Aufmerksamkeit der letzten Wochen für möglich. Weiterhin sei die aktuell verwendete Falldefinition aufgrund der unbekannten Krankheitsursache noch wenig spezifisch. „Insofern könnten sich unter den zurzeit berichteten Fällen auch solche befinden, die in einer rückblickenden Betrachtung dem Ausbruch nicht mehr zugeordnet werden“, so das Fazit.
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