Muskelrelaxantien

Myopridin muss warten, Limptar holt auf

, Uhr
Berlin -

Rückenschmerzen und Verspannungen zählen zu den häufigsten gesundheitlichen Beeinträchtigungen der Deutschen. Der Markt der Muskelrelaxantien wurde in den vergangenen Jahren von Patentfällen, Indikationsstreichungen und erloschenen Zulassungen durchgerüttelt. Auf das aus dem Dornröschenschlaf geweckte Pridinol müssen Apotheker und Patienten vorerst weiter warten.

Pridinol kam 1998 als Myoson direkt (Strathmann) auf den Markt. Das zentral wirksame Muskelrelaxans war als fiktiv zugelassenes Arzneimittel jedoch nicht erstattungsfähig und verlor mehr und mehr an Bedeutung. Im August 2016 wurde das Arzneimittel schließlich vom Markt genommen. Da sich die Nachzulassung als Kampf mit dem Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) erwies, beantragte das Unternehmen parallel eine Neuzulassung für den Wirkstoff.

Im Dezember erhielt das Unternehmen aus Hamburg schließlich die Zulassung für Myopridin 3 mg Tabletten. Die Markteinführung lässt dennoch auf sich warten. Im Zuge der Übernahme durch Dermapharm sei der Termin zur Einführung verschoben worden, teilt das Unternehmen auf Nachfrage mit. Wann es soweit sein soll, ist derzeit noch nicht bekannt.

Dabei sollte Pridinol die Lücke von Mydocalm (Tolperison) schließen. Das Arzneimittel wurde in seiner Indikation beschnitten. Der Natriumkanalblocker darf nur noch „zur Behandlung einer krankhaft erhöhten Spannung der Skelettmuskulatur nach einem Schlaganfall bei Erwachsenen“ angewendet werden. Da Risiko und Nutzen des Arzneimittels auf Grund von Hautreaktionen in keinem Verhältnis stünden, wurde Mydocalm die Indikation „bei schmerzhaften Muskelverspannungen, insbesondere als Folge von Erkrankungen der Wirbelsäule und der achsennahen Gelenke“ entzogen. Mit der Einschränkung kam auch der Umsatzeinbruch. Mydocalm verlor an Bedeutung.

In den Apotheken spielen derzeit die rezeptpflichtigen zentral wirksamen Muskelrelaxantien Sirdalud (Tizanidin), Methocarbamol sowie Baclofen und Pridinol als Injektionslösung eine Rolle. Verschreibungspflichtig ist seit 2015 auch das Chinin-haltige Limptar. Das Ruhen der Zulassung für Tetrazepam wurde erst im November auf Juli 2019 verlängert.

In den vergangenen Jahre herrschte viel Trubel um Methocarbamol, das laut Arzneimittelverordnungsreport mit etwa 19 Millionen Tagesdosen (DDD) im Jahr 2016 das am häufigsten verordnete Muskelrelaxans war. Allein 18,6 Millionen DDD entfielen auf Platzhirsch Ortoton (Recordati), der restliche Anteil geht an DoloVisano (Dr. Kade), das seit März 2016 als Generikum rehabilitiert wurde. Seit Oktober mischt nun noch Methocarbamol Neuraxpharm mit. Die Mitbewerber in den Schatten stellt Limptar, das jedoch zur Vorbeugung und Behandlung von nächtlichen Wadenkrämpfen angezeigt ist. Entfielen 2015 nur etwa 7 Millionen DDD auf das Arzneimittel, waren es 2016 bereits 15 Millionen – ein Plus von etwa 108 Prozent.

Pridinol löst Muskelkrämpfe verschiedener Ursachen, auch Wadenkrämpfe und Halsmuskelverspannungen können gemindert werden. Die Substanz blockiert Acetylcholin-Rezeptoren und verhindert dadurch eine Muskelkontraktion – die Muskelspannung sinkt.

Newsletter
Das Wichtigste des Tages direkt in Ihr Postfach. Kostenlos!

Hinweis zum Newsletter & Datenschutz

Lesen Sie auch

APOTHEKE ADHOC Debatte