Herzinfarkt oder Herzmuskelentzündung?

Myokarditis: Erster Bluttest zur Diagnose

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Berlin -

Herzmuskelentzündungen sind seit dem möglichen Zusammenhang mit mRNA-Vakzinen in den Fokus gerückt. Da die Symptome einem Herzinfarkt ähneln, kann die Unterscheidung zunächst schwierig sein. Forscher:innen aus Spanien arbeiten derzeit an einem Bluttest, der die Myokarditis schnell und zuverlässig vom Herzinfarkt unterscheiden soll.

Bei einer Myokarditis muss – ebenso wie beim Herzinfarkt – schnell gehandelt werden. Die Beschwerden können ähnlich sein und auch bei einem ersten Blutbild zeigen sich häufig ähnliche Blutwerte. Werden die Herzmuskelzellen geschädigt, kommt es zu einer Erhöhung des Troponinwertes – egal durch welche Ursache die Schäden ausgelöst werden. Die untergegangenen Herzmuskelzellen bewirken außerdem einen Anstieg bestimmter kardialer Enzyme.

Für die Diagnosestellung und Unterscheidung wird häufig eine Koronarangiografie durchgeführt. Dabei handelt es sich um eine spezielle Form der Röntgenuntersuchung, bei der die Koronararterien abgebildet werden. Dabei können eventuelle Verschlüsse oder Stenosen ermittelt werden. Können diese nicht gefunden werden, wird in der Regel mittels Magnetresonanz­tomografie die Diagnose Myokarditis gestellt. Die Durchführung ist jedoch umständlich, die Technik nicht überall vorhanden – im Akutfall muss es jedoch schnell gehen.

Ein spezieller Bluttest könnte in Zukunft die Lösung sein: Ein Team des Centro Nacional de Investigaciones Cardiovasculares in Madrid hat sich mit den Unterschieden der Immunreaktion bei beiden Krankheiten beschäftigt und so einen Bluttest entwickelt, der anhand einer speziellen microRNA, die von bestimmten T-Zellen beim Angriff auf Herz­muskelzellen freigesetzt wird, zwischen einem Herzinfarkt und einer Myokarditis unterscheiden kann: Während bei einer Herzmuskelentzündung die Abwehrzellen die Angreifer sind, kommt es bei einem Herzinfarkt zu einer entzündlichen Folgereaktion auf die Zerstörung.

Zunächst wurde die These im Tierversuch erprobt: Bei Mäusen wurde entweder durch Injektion eines starken Antigens eine Immunreaktion ausgelöst oder eine Koronararterie abgebunden, um einen Herzinfarkt zu simulieren. Bei der künstlichen Erzeugung des Herzinfarktes kam es sofort zu einer Funktionsstörung des Herzens, bei der Autoimmunreaktion dauerte es jedoch etwa drei Wochen bis die Herzzellen angegriffen wurden. Bei genauerer Untersuchung der sogenannten „Th17-Zellen“ entdeckte das Team dann einen Biomarker, mit dessen Hilfe bei den Tieren klar zwischen den Erkrankungen unterschieden werden konnte. Es handelt sich dabei um die microRNA „miR-721“. Diese wird von den Th17-Zellen bei einem Autoimmun-Angriff auf die Herzmuskelzellen produziert.

Mithilfe einer Genomanalyse suchten die Forscher:innen nach einer ähnlichen microRNA beim Menschen – dabei kamen zunächst verschiedene Sequenzen in Frage. Mithilfe von Kohorten wurde schließlich untersucht, welche für die Unterscheidung von Herzmuskelentzündung und Herzinfarkt geeignet ist. Das Team stellte kürzlich erste Ergebnisse der Kohorten im „New England Journal of Medicine“ vor: Mithilfe von „miR-Chr8:96“ konnte klar zwischen den Erkrankungen unterschieden werden. Die Mediziner planen nun weitere Studien, um den Marker bei der Diagnose und Verlaufskontrolle einer Myokarditis zu untersuchen.

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