Expektoranzien

EMA: Ambroxol ist sicher

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Berlin -

Die Europäische Arzneimittelagentur (EMA) bewertet die Schleimlöser Ambroxol und Bromhexin als sicher: Die Risiken für schwere allergische Reaktionen seien gering, so die Experten aus London. Allerdings sollen die Fachinformationen und Packungsbeilagen um die möglichen Nebenwirkungen ergänzt werden.

Der Pharmakovigilanzausschuss für Risikobewertung (PRAC) hatte die beiden Wirkstoffe auf Antrag der belgischen Zulassungsbehörde AFMPS unter die Lupe genommen. Hintergrund waren Berichte über schwere allergische und hautschädigende Reaktionen; vor allem beim Einsatz bei Kindern unter sechs Jahren seien die Risiken womöglich größer als der Nutzen, hieß es

Nach dem Start des Verfahrens im Mai war die Entscheidung mehrfach vertagt worden, zuletzt nach einer Anhörung des Originalherstelllers Boehringer Ingelheim (Mucosolvan) im Dezember auf die erste Sitzung im neuen Jahr.

Laut PRAC ist das Risiko für allergische Reaktionen bekannt und gering. Jetzt sollen entsprechende Hinweise zu den Nebenwirkungen in die Produktinformationen aufgenommen werden; bei entsprechenden Symptomen soll die Behandlung abgebrochen werden. Die Entscheidung wird jetzt der zuständigen Arbeitsgruppe der Zulassungsbehörden aus den Mitgliedstaaten übermittelt, die letztendlich entscheiden muss.

Insgesamt hat es laut AFMPS europaweit 1200 Meldungen zu Überempfindlichkeitsreaktionen gegeben, 40 Prozent davon seit 2012. In 132 Fällen seien anaphylaktische Schocks berichtet worden. Meistens seien Hautreaktionen aufgetreten, darunter auch schwere Fälle, etwa das Stevens-Johnsons-Syndrom. Außerdem hätten Patienten über Ödeme, spastische Reaktionen und Reaktionen der Atemwege berichtet.

In einigen Fällen seien allergische Reaktionen in Zusammenhang mit Bromhexin aufgetreten, daher solle die Prüfung auf den Stoff ausgeweitet werden, hieß es bei der AFMPS. Bromhexin wird im Körper hauptsächlich in Ambroxol umgewandelt.

Nach Zahlen des Marktforschungsunternehmens Insight Health liegt Ambroxol hinter Xylometazolin auf Platz 2 der bei Erkältungskrankheiten eingesetzten Mittel. 12 Millionen Packungen mit dem Wirkstoff wurden 2012 abgegeben, die meisten davon entfallen auf Mucosolvan von Boehringer. Auf 59 Millionen Euro summierten sich zuletzt die Abverkäufe in den Apotheken – bei einem Gesamtmarkt von rund 75 Millionen Euro. Die 1979 eingeführte Marke ist die drittstärkste des Konzerns im OTC-Bereich – hinter Buscopan und Dulcolax. Weit abgeschlagen folgen Ratiopharm, Aliud und Hexal.

Die EMA hatte zuletzt bei mehreren etablierten Wirkstoffen für Rückrufe und Indikationseinschränkungen gesorgt: Im vergangenen April verschwanden zahlreiche Präparate mit mehr als 1 mg/ml Metoclopramid (MCP) vom Markt, im August 2013 alle Tetrazepam-haltigen Arzneimittel.

Wegen des Fibrose- und Ergotismusrisikos dürfen Präparate mit Dihydroergotamin seit Februar 2014 nicht mehr zur Prophylaxe von Migränekopfschmerz, bei orthostatischer Hypotonie und zur symptomatischen Behandlung bei venös-lymphatischer Insuffizienz verschrieben werden. In Deutschland wurde der Wirkstoff bis dahin nur in diesen Indikationen eingesetzt.

Einschränkungen gab es auch bei Methylsergid, Domperidon, Ivabradin und Bromocriptin. Derzeit wird noch das Antihistaminikum Hydroxyzin geprüft, das in Produkten wie Atarax und AH3 bei Angstzuständen und gegen Juckreiz eingesetzt wird. Der Wirkstoff steht im Verdacht, die Erregungsleitung am Herzen zu beeinflussen und dadurch Arrhythmien auszulösen.

Kritiker wie der ehemalige Präsident des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM), Professor Dr. Harald Schweim, werfen der EMA vor, alte Wirkstoffe nicht erfahrungsadäquat zu betrachten. Außerdem dürften Behörden eine Nutzen/Risiko-Prüfung veranlassen, in denen die betroffenen Wirkstoffe gar nicht auf dem Markt seien – wie bei Tetrazepam.

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