Statt Einzelimport für knapp 2000 Euro

MSD karrt Pneumovax aus Japan heran

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Berlin -

Eine Apothekerin aus Sachsen-Anhalt staunte nicht schlecht, als sie Pneumovax bestellen wollte: Weil der Impfstoff derzeit nicht lieferbar ist, versuchte sie es mit einem Einzelimport. Der sollte aber achtmal so teuer sein. Jetzt will der Hersteller MSD Sharp & Dohme selbst mit Ware aus Japan die Versorgung sichern.

Wer dem Aufruf von Experten folgen und sich gegen Pneumokokken impfen wollte, hatte in den vergangenen Wochen das Nachsehen. Der Ansturm auf Pneumovax war so groß, dass es zu Lieferengpässen kam. Das Bundesgesundheitsministerium hat bereits offiziell einen Versorgungsmangel ausgerufen – und damit den Weg frei gemacht für alternative Bezugsmöglichkeiten.

Die Apothekerin fragte bei einer internationalen Apotheke an. 1937 Euro zuzüglich 19 Euro Versandkosten sollte dort eine 10er-Packung aus den USA kosten. Zum Vergleich: Der Listenpreis für die deutsche Ware liegt bei 243 Euro. Damit weder die Verbraucher noch die Kassen solche exorbitanten Beträge zahlen müssen, bringt MSD nun selbst Ware aus dem Ausland auf den deutschen Markt.

Wie der Konzern mitteilt, werden in Kürze zusätzliche Impfdosen der Vakzine zur Verfügung stehen. Die Impfstoffdosen stammen aus Japan. „Um diese schnell in den Markt geben zu können, wird in Abstimmung mit den zuständigen Behörden auf eine Umetikettierung verzichtet. Die Impfstoffdosen werden deshalb mit japanischer Beschriftung in den deutschen Markt kommen“, teilt MSD mit.

Umfassende Informationen zu Pneumovax 23 mit japanischer Beschriftung mit Angabe der deutschen Gebrauchsinformation sowie einer Produktbeschreibung und Abbildung der Verpackung wurden in Absprache mit dem Paul-Ehrlich-Institut (PEI) auf dessen Homepage veröffentlicht.

Die Ständige Impfkommission (Stiko) hatte aufgrund der stark gestiegenen Nachfrage die Handlungsempfehlungen angepasst. Pneumovax 23 soll prioritär an Patienten mit Immundefizienz, Senioren ab einem Alter von 70 Jahren und Patienten mit chronischen Atemwegserkrankungen verimpft werden.

Mitte März hatte MSD über die eingeschränkte Verfügbarkeit von Pneumoax 23 informiert. „Derzeit kommt es für Pneumovax 23 zu Lieferengpässen“, teilt eine Sprecherin mit. Infolge der anhaltenden Sars-CoV-2-Infektionen habe sich die Nachfrage nach dem Pneumokokken-Impfstoff erheblich gesteigert. „Im ersten Quartal 2020 haben wir bereits rund die Hälfte der für dieses Jahr geplanten Impfdosen ausgeliefert. Das entspricht rund 75 Prozent des Bedarfs des gesamten Vorjahres.“

Darufhin hatte das BMG den Notstand bei den Pneumokokken-Impfstoffen erklärt. „Insoweit wird festgestellt, dass es sich bei Impfstoffen zum Schutz gegen Pneumokokken um Arzneimittel handelt, die zur Prophylaxe gegen lebensbedrohliche Erkrankungen benötigt werden, und dass ein Versorgungsmangel mit diesen Arzneimitteln vorliegt.“ Der erklärte Versorgungsmangel ermöglicht nun den zuständigen Behörden der Länder, gemäß § 79 Absatz 5 und 6 Arzneimittelgesetz (AMG) im Einzelfall ein befristetes Abweichen von den Vorgaben des AMG zu gestatten. „Damit kann flexibel auf die Umstände des jeweiligen Krankheitsausbruchs und den Bedarf an spezifischen Arzneimitteln reagiert werden.“

Prevenar (Pfizer) soll zwar ausschließlich für die Grundimmunisierung von Säuglingen (bis 2 Jahre) verwendet werden. Angesichts der Nachfrage hat Pfizer aber bereits zusätzliche Mengen in den deutschen Markt geliefert. Um darüber hinaus die Lieferfähigkeit weiterhin aufrecht zu erhalten, limitiert Pfizer nach Angaben einer Sprecherin derzeit die Bestellmengen in Deutschland entsprechend dem üblichen Bedarf für diesen Impfstoff. „Pfizer steht in engem Austausch mit den Zulassungsbehörden, um die Versorgung von Patienten mit erhöhtem Risiko für Infektionskrankheiten zu priorisieren.“

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