Brutonkinase-Hemmer

MS: Phase-III zu Tolebrutinib gestartet APOTHEKE ADHOC, 28.04.2021 15:06 Uhr

Ein neuer Wirkstoff zur Behandlung der Multiplen Sklerose geht in die Phase-III der klinischen Prüfung. Foto: Ralwell/ Shutterstock.com
Berlin - 

Multiple Sklerose gilt als die Krankheit mit den 1000 Gesichtern. Entsprechend unterschiedlich ist auch die Wirksamkeit der aktuell verfügbaren Therapieoptionen. Um die Lebensqualität der Betroffenen zu steigern, wird weiterhin an neuen Behandlungen geforscht. Der Brutonkinase-Hemmer Tolebrutinib von Sanofi Genzyme startet nun mit der Phase-III-Studie.

Bei dem Wirkstoff Tolebrutinib handelt es sich um einen Brutonkinase-Hemmer. Das Enzym wird vor allem von den B-Zellen exprimiert und spielt eine wichtige Rolle bei der Reifung der Zellen. Auch in das anaphylaktische Geschehen und die Allergie-Entstehung greift es ein.

Tolebrutinib kann oral als Tablette eingenommen werden und ist ZNS-gängig. Nun sollen die Wirksamkeit und Sicherheit gleich in vier Phase-III-Studien untersucht werden. Der Arzneistoff soll zur Therapie der sekundär progredienten MS ohne aufgesetzte Schübe (SPMS) und der primär progredienten MS (PPMS) eingesetzt werden. In die Studien sollen Frauen und Männer zwischen 18 und 55 Jahren miteingeschlossen werden. Die Studiendauer variiert je Proband, die Behandlungsdauer liegt zwischen 24 und 48 Monaten. Eines der Hauptziele der Studie ist die Wirksamkeit bei der Verzögerung des Fortschreitens des allgemeinen Behinderungsgrades. Als sekundäre Studienziele sind unter anderem die Erhaltung der kognitiven Leistung und die Aufrechterhaltung der Lebensqualität angegeben.

Bereits zugelassene BTK-Inhibitoren sind unter anderem Ibrutinib und Acalabrutinib. Diese Arzneistoffe sind für die Behandlung von B-Zell-Lymphomen indiziert. In einem nächsten Schritt soll auch überprüft werden, ob die eigentlich in der Onkologie angesiedelten Wirkstoffe auch bei MS wirksam sein könnten. Denn B-Zellen spielen auch bei der Entstehung und Entwicklung der chronisch-entzündlichen Erkrankung eine große Rolle. Erst vor Kurzem konnte gezeigt werden, dass bestimmte B-Zellen jene T-Zellen aktivieren, die die Entzündung im Gehirn verursachen. In der Folge kommt es zur Schädigung der Nervenzellen. Die neuen Erkenntnisse zur Funktion der B-Lymphozyten haben dazu beigetragen, den sicheren Behandlungspfad für Patient:innen zu erweitern.