MS-Mittel

Gilenya gegen Darmkrebs? APOTHEKE ADHOC, 11.01.2013 13:16 Uhr

Teufelskreis durchbrechen: US-Forschern zufolge kann Gilenya Entzündungen aufhalten, die zu Darmkrebs führen. Foto: Novartis
Berlin - 

Das orale MS-Medikament Gilenya (Fingolimod) könnte möglicherweise im Einsatz gegen Darmkrebs getestet werden. US-Forscher haben im Tierversuch herausgefunden, dass das Präparat des Pharmakonzerns Novartis chronische Darmentzündungen und in der Folge die Entstehung von Darmkrebs verhindern kann. Die Ergebnisse wurden im Fachmagazin „Cancer Cell“ veröffentlicht.

Fingolimod wirkt als Analogon des Gewebshormons Sphingosin-1-phosphat (S1P), das eine Rolle bei Zellwachstum und -migration spielt und die Apoptose hemmt. Der Wirkstoff bindet an den S1P1-Rezeptor auf T- und B-Lymphozyten und verhindert dadurch, dass diese entzündungsfördernden Zellen in Blut und Gewebe einwandern.

Während bei MS vor allem Neuronen geschützt werden sollen, haben die Wissenschaftler vom Virginia Commonwealth University Massey Cancer Center (VCU) den Effekt von Fingolimod auf die Entstehung von Colitis-assoziiertem Darmkrebs untersucht.

Auch hier führt S1P sowie das für die Aktivierung des Signalstoffs verantwortliche Enzym Sphingosin-Kinase-1 (SphK1) zu einer Aktivierung von Entzündungsmediatoren: Über die Transkriptionsfaktoren NF-κB und Stat3 wird die Bildung von Tumornekrosefaktor-α (TNF-α) und Interleukin-6 (IL-6) angeregt. Diese wiederum führen auch zur verstärkten Bildung von S1P und SphK1 – ein Teufelskreislauf.

Im Tiermodell konnten die Forscher die Wirksamkeit von Fingolimod auf die Expression von SphK1 und den S1P1-Rezeptor im Zusammenhang mit Darmentzündungen und -krebs zeigen. Selbst nachdem bereits Tumore gebildet waren, konnte die Kaskade durchbrochen werden.

Die Wissenschaftler hoffen nun, dass Fingolimod schnell in Kombination mit anderen Wirkstoffen zur Behandlung von Darmkrebs klinisch getestet wird. Novartis hatte Fingolimod auch als Immungsuppressivum nach Nierentransplantationen untersucht, die Versuche aber wegen unzureichender Wirkung und zu hoher Nebenwirkungen eingestellt.