Multiple Sklerose

MS: Axonschäden sind reversibel

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Berlin -

Multiple Sklerose (MS) ist gekennzeichnet durch eine Schädigung der Axone, denn die Myelinscheiden der Nervenfasern werden im Rahmen der Erkrankung abgebaut. Neurowissenschaftler der Universitätsmedizin Mainz haben in internationaler Zusammenarbeit mit weiteren Kollegen kürzlich in einem Laborexperiment herausgefunden, dass ein bestimmtes Interleukin in der Lage ist, die Degeneration zu beheben. Die neuen Erkenntnisse wurden im Fachjournal „Science Translational Medicine“ veröffentlicht.

MS ist eine Autoimmunerkrankung des zentralen Nervensystems (ZNS), die mit einer chronischen Entzündung einhergeht. Bei den Patienten bewirken die entzündlichen Attacken im Gehirn pathogene Schwellungen beziehungsweise Schädigungen der Axone. Für die Wissenschaftler von der Universitätsmedizin Mainz lag der Gedanke nahe, dass es körpereigene Faktoren geben muss, die die Degeneration aufhalten oder sogar reparieren.

Die Arbeitsgruppe um Professor Dr. Frauke Zipp konnte zeigen, dass das Immunzytokin IL-4 in den Neuronen einen schnellen Signalweg in Gang setzen und die pathologischen Prozesse aufhalten kann. Dazu bedienten sich die Forscher der experimentellen autoimmunen Enzephalomyelitis. Das Modell bei Mäusen ist vergleichbar mit dem Krankheitsbild der menschlichen MS. Die Labortiere bekamen IL-4 injiziert; die Behandlung mit dem Zytokin führte im Experiment zu verringerten klinischen Scores, verbesserter lokomotorischer Aktivität und verminderten Axonschäden.

Auch beobachteten die Forscher, dass sich mittels IL-4 sogar Wachstumsprozesse der Axone aktivieren lassen, unabhängig vom Immunsystem. „Gegenwärtig verfolgen die meisten Strategien zur Behandlung von MS zwei Kernziele: Entweder gilt es zu verhindern, dass körpereigene, autoaggressive Immunzellen in das ZNS eindringen. Oder es geht darum, Entzündungsprozesse im ZNS zu hemmen“, erklärt Zipp. „Um eine neue therapeutische Strategie zu entwickeln, mit der sich die axonalen Schäden bekämpfen lassen, halten wir die neuronale IL-4-Behandlung für einen vielversprechenden Ansatz.“

Denn die Protektion oder gar Regeneration der Nervenbahnen könnte den chronischen Verlauf der MS erheblich verbessern. Im nächsten Schritt wollen die Wissenschaftler überprüfen, in welcher Form sich eine solche Therapie tatsächlich eignet, um bei Betroffenen axonale Schäden zu beseitigen.

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