Experten warnen

Mpox: Pandemierisiko wächst

, Uhr
Berlin -

Ein britisches Forscherduo warnt im Fachmagazin Nature Medicine vor einem zunehmenden Pandemierisiko durch das Mpox-Virus. Besonders kritisch seien die hohe Übertragbarkeit zwischen Menschen, das schnelle Entstehen von Mutationen und die zahlreichen Ausbrüche verschiedener Viruskladen. Expert:innen fordern dringende Maßnahmen, da das Virus aufgrund tierischer Reservoirs und unzureichender Impfmaßnahmen schwer kontrollierbar bleibt.

Kritische Punkte sind laut der Forschenden die menschliche Übertragbarkeit, vier unabhängig anhaltende Ausbrüche verschiedener Viruskladen und die außergewöhnlich hohe Rate von Tier-zu-Mensch-Übergängen der Klade Ia. Zudem entwickelt das Virus spezifische genetische Mutationen, die durch menschliche Enzyme ausgelöst werden und seine Eigenschaften verändern.

Je länger diese Viren unter uns zirkulieren, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass diese Mutationen dazu beitragen, dass sich Mpox an den Menschen anpasst. Dabei erinnert die Geschichte der Pocken – einst eine der gefährlichsten Krankheiten – daran, dass abnehmende Schutzimpfungen (die auch vor Mpox schützten) den Rückhalt in der Bevölkerung reduziert haben. Das Mpox-Virus hat tierische Reservoire – Nagetiere und Affen – was bedeutet, dass es selbst mit großangelegten Impfkampagnen nicht vollständig ausgerottet werden könnte.

Lokale Ausbrüche, veränderte Übertragungswege und Risikofaktoren

Das Landesamt für Gesundheit und Soziales (LAGeSo) in Berlin meldete, dass seit Jahresbeginn mehr als viermal so viele Menschen infiziert wurden wie in den beiden Jahren zuvor – bis zum 23. März 2025 wurden 43 Fälle, überwiegend bei Männern im Durchschnittsalter von 34 Jahren, bestätigt.

Die derzeit kursierenden Mpox-Varianten verbreiten sich vor allem durch engen Körperkontakt, häufig beim Sex, was zu längeren Übertragungsketten führt. Auch in Deutschland wurden bislang 154 Fälle an das RKI übermittelt, wobei Expert:innen aufgrund des mit der Erkrankung verbundenen Stigmas von einer hohen Zahl unerkannter Fälle ausgehen. Ein besonderes Risiko besteht zudem für Kinder, da vermehrt Zoonosen der Klade Ia in der Demokratischen Republik Kongo beobachtet werden – dies betrifft vor allem Kinder, aber es gibt bisher keine Hinweise auf anhaltende Mensch-zu-Mensch-Übertragung durch Netzwerke im Kindesalter.

Herausforderungen in der Bekämpfung

Die Bekämpfung von Mpox erfordert dringende globale Aufmerksamkeit. Momentan fehlen in vielen Regionen adäquate Diagnoseinstrumente, antivirale Behandlungen und ausreichende Impfstoffvorräte – insbesondere in Afrika, wo das Virus heimisch ist und regelmäßig von Tieren wie Nagetieren und Affen auf den Menschen übertragen wird. Ein besorgniserregendes Risiko sehen Expert:innen in der fortwährenden menschlichen Übertragung, insbesondere durch den Wettbewerb zwischen verschiedenen Varianten, wie in Kinshasa (Demokratische Republik Kongo), was zu einer schnelleren Evolution des Virus führen könnte.

Die WHO stufte Mpox im Februar 2025 erneut als "Gesundheitliche Notlage von internationaler Tragweite" ein, um die internationale Reaktion zu intensivieren. Expert:innen warnen, dass der anhaltende Wettbewerb zwischen den Varianten, insbesondere in Kinshasa, und die fortwährende menschliche Übertragung ohne gezielte Maßnahmen das Risiko künftiger, umfassender globaler Ausbrüche erhöhen könnten.

Newsletter
Das Wichtigste des Tages direkt in Ihr Postfach. Kostenlos!

Hinweis zum Newsletter & Datenschutz

Lesen Sie auch
Neuere Artikel zum Thema
Mehr aus Ressort
Antikörper gegen Alzheimer
Wirkstoffcheck: Lecanemab
Änderung der Fach- und Gebrauchsinformationen
Bilastin: Risiko für Herzpatienten
Weiteres
Lauterbach erwartet steigende Beiträge
„Reformen auf gar keinen Fall verwässern“»
Bessere Vorbereitung in WHO-Mitgliedsländern
Pandemievertrag: Internationale Einigung ohne USA»
„Je höher der Zoll, desto schneller kommen sie“
Bislang ausgenommen: Trump plant Zölle auf Pharma-Produkte»
„Dann werden alle zu uns kommen“
Trump verteidigt Pharma-Zölle»
Antikörper gegen Alzheimer
Wirkstoffcheck: Lecanemab»
Änderung der Fach- und Gebrauchsinformationen
Bilastin: Risiko für Herzpatienten»