AstraZeneca wird vermutlich im kommenden Jahr mit Moventig (Naloxegol) ein Präparat gegen opioid-induzierte Obstipation auf den Markt bringen. Die Europäische Arzneimittelagentur (EMA) empfiehlt die Zulassung, jetzt muss die EU-Kommission noch grünes Licht geben. In den USA kommt das Produkt nach der Zulassung durch die FDA unter dem Namen Movantik auf den Markt.
Naloxegol ist eine pegylierte Variante des Opioid-Antagonisten Naloxon und wurde von Nektar entwickelt. Das Molekül überwindet die Blut-Hirn-Schranke nicht und blockiert daher nur periphere µ-Rezeptoren. Wegen der verlängerten Halbwertszeit muss Moventig nur einmal täglich oral eingenommen werden. Das Präparat ist indiziert zur Behandlung von Erwachsenen, bei denen Laxantien nicht ausreichend wirken.
Wirksamkeit und Sicherheit wurden in vier Studien getestet. In zwei Studien erhielten die Teilnehmer 12 Wochen lang entweder 12,5 oder 25 mg Naloxegol oder Placebo. An eine Studie schloss sich eine Untersuchung der Sicherheit über weitere 12 Wochen an, außerdem gab es eine Langzeituntersuchung über 52 Wochen.
In der Verumgruppe kam es in Abhängigkeit von der Dosis zu einer Steigerung der wöchentlichen Stuhlgänge um 44 beziehungsweise 41 Prozent gegenüber 29 Prozent unter Placebo. Häufigste Nebenwirkungen waren Bauchschmerzen, Diarrhoe und Blähungen sowie Kopfschmerzen.
Obstipation ist eine häufige bis sehr häufige Nebenwirkung bei der Schmerzbehandlung mit Opioiden: Nach Angaben der Deutschen Gesellschaft für Schmerztherapie sind bis zu 90 Prozent der Patienten, die ein WHO-Stufe-III-Opioid zur adäquaten Schmerztherapie erhalten, betroffen.
Ein weiterer µ-Antagonist ist Relistor (Methylnaltrexon). Die Injektionslösung ist seit 2008 zugelassen und indiziert bei Patienten mit fortgeschrittener Erkrankung, die palliative Pflege erhalten und nur unzureichend auf übliche Laxanzien ansprechen. Das Naltrexon-Derivat kann wegen seiner höheren Polarität und geringeren Fettlöslichkeit die Blut-Hirn-Schranke nicht überwinden, sodass der schmerzstillende Effekt der Opioide erhalten bleibt und lediglich die peripheren Nebenwirkungen beeinflusst werden.
Ebenfalls seit 2008 in den USA zugelassen ist Entereg (Alvimopan). Das Mittel kann zwar oral gegeben werden, ist hierzulande aber nicht erhältlich. Seit 2006 ist mit Targin eine Kombination aus Oxycodon und dem peripher wirkenden µ-Antagonisten Naloxon zugelassen.
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