Morbus Crohn

Zwei neue Wirkstoffe in Sicht

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Berlin -

Anhaltender Durchfall und krampfartige Bauchschmerzen: Mehr als 400.000 Menschen in Deutschland leiden an Morbus Crohn, viele von ihnen bereits seit dem jungen Erwachsenenalter. Heilbar ist die Erkrankung bislang nicht. Doch die Behandlungsmöglichkeiten könnten sich in den nächsten Jahren deutlich verbessern. Darauf weist die Deutsche Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) anlässlich des weltweiten Aktionstages „Chronisch entzündliche Darmerkrankungen“ hin. Die Experten der Fachgesellschaft rechnen mit der Zulassung von zwei neuen Medikamenten, die sich in Studien als wirksam erwiesen haben.

Morbus Crohn gehört zu den chronisch entzündlichen Darmerkrankungen, deren Ursache unbekannt ist und die bislang weder durch Medikamente noch durch eine Operation geheilt werden können. Die Erkrankung verläuft in Schüben, in denen die Patienten Kortison benötigen, das aber die Entzündung nicht immer ausreichend dämpfen kann. Seit einigen Jahren behandeln Gastroenterologen die Patienten zudem mit Antikörpern, die gezielt in die Entzündungsreaktion eingreifen.

„Diese Mittel haben die Behandlungsergebnisse vieler Patienten verbessert“, sagt Professor Dr. Britta Siegmund, Direktorin der Medizinischen Klinik für Schwerpunkt Gastroenterologie, Infektiologie und Rheumatologie an der Charité Campus Benjamin Franklin in Berlin. „Es gibt jedoch Patienten, die nicht auf die Therapien ansprechen oder bei denen die Wirkung im Alter nachlässt. Für diese Gruppe benötigen wir neue Wirkstoffe.“

Hohe Erwartungen setzt die Expertin derzeit auf Stelara (Ustekinumab). Der Wirkstoff ist seit 2009 zur Behandlung der Psoriasis zugelassen und hat sich dort als sicher erwiesen. Schon vor drei Jahren hatte eine klinische Studie gezeigt, dass das Mittel bei Patienten mit Morbus Crohn einen Schub beenden und danach die entzündungsfreie Phase aufrechterhalten kann. Inzwischen ist die klinische Entwicklung abgeschlossen. Experten rechnen damit, dass Ustekinumab im nächsten Jahr auch zur Behandlung des Morbus Crohn zugelassen wird.

Einen völlig neuartigen Behandlungsansatz verspricht darüber hinaus das Oligonikleotid Mongersen. „Bei Patienten mit Morbus Crohn sind bestimmte Proteine besonders aktiv, die antientzündliche Botenstoffe blockieren“, erläutert Siegmund. Die Wirkung antientzündlicher Botenstoffe sei deshalb so wichtig, weil sie Entzündungsvorgänge bei Morbus Crohn verringern könnten. Mongersen sorge dafür, dass die Zellen keine Proteine mehr produzieren, die Botenstoffe blockieren.

Somit verbessert sich die Entzündungskontrolle durch einen körpereigenen Mechanismus. Eine im vergangenen Jahr im Fachjournal „New England Journal of Medicine“ (NEJM) veröffentlichte Studie konnte zeigen, dass das Medikament bei Patienten mit Morbus Crohn und Befall des letzten Abschnitts des Dünndarms wirksam ist.

„Wir setzen uns dafür ein, dass die neuen Behandlungsmöglichkeiten den Patienten bald zur Verfügung stehen“, erklärt die DGVS-Expertin Siegmund. Neue Therapiestrategien sind in diesem Jahr das zentrale Thema des Aktionstages, der anlässlich des „World Inflammatory Bowel Disease“-Tages stattfindet. Die Gastro-Liga organisiert an diesem Tag bundesweit Veranstaltungen. Betroffene und Interessierte können sich über das Krankheitsbild und die Behandlungsmöglichkeiten informieren.

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