Die chronisch-entzündliche Darmerkrankung Morbus Crohn kann bis heute nicht geheilt werden. Die Therapie beinhaltet daher vor allem die Symptomlinderung. Außerdem sollen die beschwerdefreien Zeiten zwischen den Schüben verlängert werden. Eine neue S3-Leitlinie setzt nun neue Schwerpunkte – unter anderem was die Behandlung mit Mesalazin angeht.
Menschen mit Morbus Crohn können in ihrem Alltag massiv eingeschränkt sein: Am häufigsten betroffen sind der letzte Abschnitt des Dünndarms sowie der Anfang des Dickdarms. Die Erkrankung kann allerdings auch andere Bereiche des Verdauungstraktes beeinträchtigen – vom Mund bis zum Darmausgang. Es kommt zu Entzündungen in den entsprechenden Regionen, welche alle im Darm alle Schichten betreffen und Einwölbungen zur Folge haben. Der Verdauungsapparat kann dadurch nicht mehr wie gewohnt arbeiten. Es kommt zu den typischen Symptomen: Im akuten Schub treten plötzliche Durchfälle auf, die wochenlang andauern können. Außerdem reagiert der Körper durch die Entzündung mit Fieber und Abgeschlagenheit.
Die neue Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) zur Diagnostik und Therapie des Morbus Crohn beinhaltet verschiedene Neuerungen. Ziel der Therapie ist nicht die alleinige klinische Remission, sondern eine steroidfreie Remission, eine normale Lebensqualität und eine Reduktion von Komplikationen. „Neu an dieser Leitlinie ist, dass wir die künstliche Trennung zwischen Chirurgie und Innerer Medizin aufgehoben haben“, erklärte Professor Dr. Andreas Stallmach vom Universitätsklinikum Jena, einer der Leitlinienkoordinatoren. Chirurgische Therapien seien keinesfalls das letzte Mittel der Wahl – in einigen Fällen wird die Resektion des betroffenen Bereichs als gleichwertig mit einer zielgerichteten Arzneimittel-Therapie betrachtet.
Außerdem soll der Ultraschall als Diagnostikum mehr in den Fokus rücken – sowohl bei der Erstdiagnose wie auch bei der Verlaufskontrolle. Denn verschiedene Studien hätten gezeigt, dass der Ultraschall gleichwertig zu CT und MRT ist. Für Patient:innen ist die Untersuchung jedoch wesentlich einfacher und angenehmer durchzuführen.
Änderungen gibt es auch in der Arzneitherapie: Seit Jahrzehnten wird unter anderem der Wirkstoff Mesalazin eingesetzt, der als Klassiker in der Behandlung gilt. Er gehört zur Gruppe der Aminosalicylate und hemmt Leukotriene und Interleukine, welche für die Entzündungen von großer Bedeutung sind. Durch die Therapie können Schübe der Darmerkrankung häufig abgemildert oder unterdrückt werden.
Die neue Leitlinie gibt jedoch für einen akuten Schub mit leichter Krankheitsaktivität keine Empfehlung mehr für Mesalazin: Studien zeigen zwar vereinzelt eine Wirksamkeit – im Vergleich zu Placebo sei diese jedoch nicht signifikant. Bei hoher Krankheitsaktivität empfiehlt die Leitlinie systemisch oder lokal anzuwendende Steroide – gegebenenfalls in Kombination mit einem Biologikum, beispielsweise, wenn Steroide allein nicht ausreichend wirken oder nicht vertragen werden.
Ob und welche Therapien im akuten Schub eingeleitet werden, soll sich künftig an objektivierbaren Kriterien zur Bestimmung der entzündlichen Aktivität orientieren – darunter spezielle Laborwerte und bildgebende Verfahren. Bei einem akuten Schub mit leichter Krankheitsaktivität kann gemäß der Leitlinie erwogen werden, auf eine Therapie zu verzichten. Allerdings gibt es Ausnahmen.
Während der Schwangerschaft sollte ein akuter Schub aufgrund möglicher Komplikationen sofort und ohne Verzögerung behandelt werden: Die neue Leitlinie empfiehlt hier die Therapie mit Steroiden. Alternativ können auch TNF-Alpha-Antikörper zum Einsatz kommen.
Zur Remissionserhaltung spielen Steroide hingegen keine Rolle mehr: Je nach Krankheitsgeschichte und vorherigen Therapien kommen hier nun vor allem folgende Wirkstoffe in Frage:
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