Suchttherapie

Bayern: Modellprojekt für Naloxon-Abgabe

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Berlin -

Im vergangenen Jahr sind im Freistaat Bayern 321 Menschen infolge des Drogenkonsums gestorben – davon 256 durch den Konsum von Opioiden. Die CSU will die Zahl der Drogentoten reduzieren und setzt dabei als Vorreiter in einem Modellprojekt auf das Heroin-Gegenmittel Naloxon.

Bayern zählte für die ersten sechs Monate des laufenden Jahres 144 Drogentote. Die CSU im bayerischen Landtag will nun mit einem Modellprojekt dagegen wirken. In den vier Großstädten München, Nürnberg, Augsburg und Regensburg sollen Heroin-Abhängige in enger Zusammenarbeit mit den jeweiligen Drogenhilfeeinrichtungen Condrops, Mudra, Kompass und Drugstop das Gegenmittel Naloxon erhalten.

Am Modellprojekt können pro Stadt je 100 Abhängige über einen Zeitraum von zwei Jahren teilnehmen. Sind alle Mittel bewilligt, könnte das Projekt Anfang 2018 starten. Insgesamt werden sich die Kosten auf etwa 330.000 Euro belaufen, die allein vom Freistaat getragen werden.

Die Betroffenen sollen Naloxon als nasale Applikation erhalten, dazu soll das entsprechende Arzneimittel Narcan 4 mg aus den USA für etwa 200 Euro importiert werden. Indivior – ehemals RB Pharma – hatte sich zwar 2014 alle Rechte an einem Naloxon-Nasenspray der US-Firma AntiOp gesichert, bislang aber kein Produkt auf den Markt gebracht.

Für jeden einzelnen Teilnehmer soll das Medikament dreifach verordnet werden. Die Dosen sollen auf den Betroffenen, dessen nächsten Angehörigen und die Drogenhilfe verteilt werden. So können die Abhängigen sich untereinander im Notfall gegenseitig helfen. Die Betroffenen werden diesbezüglich in der Anwendung der nasalen Zubereitung umgehend geschult. Bayern will mit dem Projekt eine effektive Hilfe für Suchtkranke schaffen.

Das Modellprojekt wird wissenschaftlich betreut. Projektleiter ist Professor Dr. Norbert Wodarz, der Leiter des Zentrums für Suchtmedizin am Bezirksklinikum Regensburg. Ebenfalls beteiligt wird Professor Dr. Jörg Wolstein von der Otto Friedrich Universität in Bamberg sein. Die CSU-Fraktion hofft durch das Modell, die Zahl der Heroin-Toten zu reduzieren. Stellen sich die erwarteten Erfolge binnen der zwei Jahre ein, soll das Projekt fortgeführt werden und an die Krankenkassen und den Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) herangetreten werden.

Naloxon wirkt als kompetetiver Antagonist am Opioid-Rezeptor und kann daher bei einer akuten Opioidvergiftung eingesetzt werden. Rechtzeitig angewendet, können Folgeschäden und Todesfälle durch einen Atemstillstand verhindert werden. In Deutschland ist der Wirkstoff für den Notfall als Injektionslösung auf dem Markt und hat folgende Indikation: „Vollständige oder teilweise Aufhebung von Atemdepression und zentralnervösen Dämpfungszuständen verursacht durch natürliche und synthetische Opioide.” Bevorzugt wird eine intravenöse Gabe. Doch die Bundesregierung lehnt den Vorschlag ab, das Antidot freizugeben. In den USA ist das Mittel in einigen Apotheken rezeptfrei erhältlich.

In Bayern setzt man zudem auf die Ausweitung der Substitution durch die Ersatzdroge Methadon. Laut CSU wurde für die Ärzte mit der Änderung der Betäubungsmittelverschreibungsverordnung (BtMVV) ein Anreiz geschaffen Substitutionspatienten zu versorgen. Man ist „guter Dinge“, dass die neuen Grundlagen eine Erleichterung für die Ärzte sind.

Ein großes Thema ist auch die Prävention, dazu startet mit dem Beginn des neuen Schuljahres eine Befragung der 14- bis 17-Jährigen. So soll das Suchtverhalten der Jugendlichen ermittelt werden – sowohl in Bezug auf legale wie illegale Drogen. An fünf Standorten in Bayern wird die Befragung starten. Neben den Schülern sollen auch die Lehrer befragt werden.

Die Ergebnisse werden zum Ende des neuen Schuljahres erwartet. Die Kosten werden sich auf etwa 70.000 Euro belaufen. Anhand der Ergebnisse können Handlungsmaßnahmen zur Prävention erarbeitet werden.

Ein klares Nein kommt aus Bayern zur Einführung von Konsumräumen, genauso wie zur Legalisierung von Cannabis als Rauschmittel. In absoluten Zahlen hat Bayern die meisten Drogentoten, im Verhältnis zur Einwohnerzahl starben in Berlin, Hamburg und Bremen mehr Rauschgiftkonsumenten.

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