Viele Diabetiker hatten zu Beginn der Corona-Pandemie massive Angst vor einem schweren Verlauf. Mittlerweile ist die Datenlage klarer: Die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG) weist anlässlich des Weltdiabetestages erneut darauf hin, dass Diabetiker nicht zwangsläufig zur Risikogruppe gehören. Regelmäßige Kontrollen von Blutzucker und Ketonen können dazu beitragen das Risiko im Blick zu behalten. Mittlerweile gibt es sogar Blutzuckermessgeräte, die verschiedene Werte mit einer Messung ermitteln können.
In Deutschland gibt es mindestens sieben Millionen Menschen mit Diabetes und jeden Tag kommen rund 1300 hinzu. Bis 2040 wird mit zwölf Millionen Erkrankten gerechnet. Das Schlimme: Typ-2-Diabetes verursacht zunächst meist kaum Beschwerden. Daher wird er häufig erst spät erkannt – in der Zwischenzeit kann er jedoch bereits Schaden anrichten.
Eine regelmäßige Überwachung des Blutzuckers ist daher besonders wichtig: Denn nur so können Neuerkrankungen rechtzeitig erkannt und behandelt werden. Eine optimale Einstellung der Krankheit ist das A und O. Neben dem Glukose-Wert spielen auch die Ketone eine große Rolle beim Diabetes und dem damit verbundenen Risiko für schwere Covid-Verläufe: Denn bei einer Ketoazidose kommt es zu einer massiven Stoffwechsel-Entgleisung, die lebensgefährlich werden kann. Im Zusammenspiel mit einer Covid-Erkrankung steigt das Risiko noch weiter an.
Verschiedene Blutzuckermessgeräte können mittlerweile neben der Glukose auch andere Werte ermitteln. Die Geräte von ForaCare aus der Schweiz führen beispielsweise sechs Messungen in einer durch und geben so Aufschluss über Glukose, Hämatokrit, Hämoglobin, Ketone, Harnsäure und Gesamtcholesterin. Sie sollen Patienten bei der Überwachung der diabetischen Ketoazidose (DKA) und des hyperosmolaren Syndroms zu unterstützen. Die Validierungsstudie wurde im „Journal of Diabetes and Technology“ veröffentlicht.
Grundsätzlich gehören Diabetiker nicht zwingend zur Risikogruppe: „Man kann nicht alle Diabetes-Patienten über einen Kamm scheren. Vor allem bei jungen Menschen mit Typ-1-Diabetes, die mit ihrer Insulintherapie eine normnahe Einstellung erreichen und die noch keine Folgeerkrankungen haben, ist kein erhöhtes Risiko für einen schweren Verlauf einer Corona-Infektion gegeben“, erklärt Professor Dr. Baptist Gallwitz, Mediensprecher der DDG und stellvertretender Direktor der Medizinischen Klinik IV an der Eberhard Karls Universität Tübingen.
Ältere Patienten mit Typ-2-Diabetes und anderen gesundheitlichen Einschränkungen wie Herz-Kreislauf- und Gefäßerkrankungen, Bluthochdruck oder auch starkem Übergewicht seien deutlich mehr gefährdet. „Bei einer Covid-Infektion kommt es zu einer Entzündungsreaktion im ganzen Körper. Dadurch können noch zusätzliche Gefäßschäden entstehen. Auch das Risiko für Gefäßverschlüsse und Gerinnselbildung wird erhöht“, erläutert Gallwitz.
„Wenn der Stoffwechsel nicht gut unter Kontrolle ist und die Blutzuckerwerte deutlich über der Norm liegen, ist das Immunsystem geschwächt.“ Dies berge ein erhöhtes Risiko für zusätzliche bakterielle Infektionen, wie beispielsweise einen Harnwegsinfekt oder eine Lungenentzündung.
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