Mistel von Mundipharma Nadine Tröbitscher, 06.01.2017 14:57 Uhr
-
Hinter dem Analgetika-Spezialisten Mundipharma steht die Familie um die einflussreichen Ärzte Raymond und Mortimer Sackler aus New York. 1967 als Schwesterfirma des US-Herstellers Purdue in Frankfurt gegründet, fuhr das Unternehmen in den 1970er Jahren mit Betaisodona die ersten Erfolge ein. Anfang der 1980er Jahre wurden Retardformen entwickelt und gezielt für die Verbesserung stark wirksamer Schmerzmittel genutzt. Foto: APOTHEKE ADHOC
Trennte sich Weleda Ende 2015 von Iscador, kommt Mundipharma im Januar mit einer Reihe von Mistelpräparaten auf den Markt. Bekannt ist das Unternehmen vor allem aus der Schmerz- und Substitutionstherapie. Jetzt soll das Portfolio des onkologischen Bereichs um die Komplementärmedizin erweitert werden. Geplant sind drei Neueinführungen für das laufende Jahr.
Mitte Januar werden 15 Mistelprodukte unter dem Namen Bremistal auf den Markt kommen. Kooperationspartner ist Iscador, der Hersteller produziert die Präparate für Mundipharma. „Für die Herstellung ist eine erfahrene Produktion nötig“, so eine Firmensprecherin. Die Präparate werden nach anthroposophischer Menschen- und Naturkenntnis zur Anregung von Form- und Integrationskräften zur Auflösung und Wiedereingliederung verselbständigter Wachstumsprozesse von zum Beispiel gut- oder bösartigen Geschwulsterkrankungen und deren Rezidivprophylaxe sowie Präkanzerosen bei Erwachsenen eingesetzt.
Die Präparate werden analog zu den ehemaligen Iscador-Produkten der Weleda fermentierte wässrige Auszüge von Eiche-(Qu)-, Apfel-(M)- und Pinien-(P)-Mistel enthalten. Die subkutanen Injektionen werden in verschiedenen Stärken und Serien erhältlich sein und nicht der Verschreibungspflicht unterliegen. Eine Erstattung ist jedoch in der Palliativmedizin möglich. Eine Kostenübernahme bei neoadjuvanter oder adjuvanter Therapie variiert zwischen den einzelnen Krankenkassen und muss beantragt werden.
Die Apfel- und Kiefernmistel stammen aus Frankreich, die Eichenmisteln werden in Frankreich und der Schweiz auf Plantagen kultiviert. Für die Präparate werden die in den vergangenen ein bis zwei Jahren gewachsenen Blätter, Stengel und Beeren der Schmarotzer verwendet. Sommer- und Wintersaft der Mistel werden in den Präparaten 1:1 gemischt. Während der Fermentation werden dem Extrakt spezielle Milchsäurebakterien zugesetzt, die die Mistellektine stabilisieren. Der richtige Einsatz der Präparate wird von einem erfahrenen Therapeuten bestimmt.
Die Therapie wird meist mit der geringsten Konzentration, der Serie 0 begonnen. Bremistal P, Qu und M sind in der Serie 0 zu 14 Ampullen erhältlich – ebenso Serie 1 und 2. Die Serienpackungen enthalten Ampullen unterschiedlicher Stärken und müssen daher von links nach rechts entnommen werden. Die einzelnen Präparate sind zusätzlich in den Stärken 10 und 20 mg erhältlich. In diesen sogenannten Sortenpackungen besitzen alle Ampullen die gleiche Stärke. Die Stärke in mg gibt die Menge an frischem Pflanzenmateriel an, die zur Herstellung einer Ampulle verwendet wurde.
Die neu gegründete Iscador AG gehört im wesentlichen dem „Verein für Krebsforschung“ und der „Gesellschaft für klinische Forschung“ mit Sitz in Berlin; die restlichen Teil hält ein Anwalt aus Basel. Gewinninteressen stünden nicht im Vordergrund, vielmehr gehe es darum, möglichst vielen Patienten Iscador zur Verfügung zu stellen, heißt es.
Weitere Mistelpräparate in der Krebstherapie sind AbnobaViscum von Abnoba, Helixor von Helixor Arzneimittel und Iscucin von Wala. Die Preise liegen bei ungefähr 60 Euro je sieben bis zehn Ampullen. Laut Dachverband Anthroposophische Medizin in Deutschland (DAMiD) ist Mistel das am weitesten verbreitete komplementärmedizinische Arzneimittel in der Krebstherapie.