Die neue Omikron-Variante gilt als sogenannte „Immunfluchtmutante“: Sie kann sich durch zahlreiche Mutationen den gebildeten Antikörpern des Immunsystems entziehen. Die Booster-Impfungen laufen daher aktuell auf Hochtouren, um einen möglichst guten Schutz zu erhalten. Forscher:innen aus Kapstadt fanden nun jedoch heraus, dass die T-Zell-Antwort auch ohne Booster weitestgehend erhalten bleibt.
Bislang scheint es durch die Omikron-Variante vor allem zu milderen Erkrankungsverläufen zu kommen. Bei vielen Betroffenen stehen andere, neue Symptome im Fokus wie extreme Müdigkeit und ein schmerzender Körper. Für diese milderen Verläufe könnte die Entdeckung des Forscherteams aus Kapstadt eine Erklärung darstellen.
Die Immunabwehr ist sehr komplex: B-Zellen fangen die Viren bereits außerhalb der infizierten Zellen ab, T-Zellen hingegen greifen auch die Zellen an, in denen sich das Virus vermehrt. Eine bestimmte Gruppe der T-Zellen ist für die Zerstörung der infizierten Zellen verantwortlich, wodurch die Vermehrung des Virus verhindert wird. Eine weitere T-Zell-Gruppe regt die Antikörperbildung der B-Zellen an.
Aufgrund dieser Mechanismen kann die Aktivität von T-Zellen nur dann in Zellkulturen gemessen werden, wenn diese mit Virusantigenen in Kontakt gebracht wurden: Denn dadurch kommt es zur Ausschüttung von Zytokinen wie Interferonen. Durch diese lässt sich schließlich feststellen, ob eine Impfung die oben beschriebenen spezifischen T-Zell-Gruppen aktiviert hat oder nicht.
Das Forscherteam aus Kapstadt nahm die T-Zell-Reaktion bei Infektionen mit der Omikron-Variante unter die Lupe: Insgesamt wurden 70 Personen untersucht, die entweder mit den Impfstoffen von Janssen oder Biontech/Pfizer grundimmunisiert waren. Es zeigte sich, dass bei beiden Vakzinen eine 70- bis 80-prozentige T-Zell-Antwort auf das Spike-Protein der Virusvariante nachweisbar war. Das entspricht in etwa der Reaktion, die auch bei vorherigen Mutationen wie Beta und Delta ermittelt wurde.
Die Wissenschaftler:innen konnten auch bei hospitalisierten Patient:innen eine vergleichbare T-Zell-Antwort feststellen. Obwohl sich die Virusvariante den gebildeten Antikörpern der geimpften Personen entziehen kann, hofft das Team, dass die T-Zell-Antwort der Betroffenen zumindest ausreicht, um sie vor schweren Verläufen zu schützen.
Bislang scheint die neue Mutation tatsächlich für milde Verläufe zu sorgen. Vor allem in Südafrika, wo die Variante ihren Ursprung hat, wurde nur über leichte Erkrankungssymptome berichtet. Auch weitere Länder konnten dies bisher bestätigen. In Südafrika hat Omikron bereits Mitte Dezember den Höhepunkt erreicht. Es wurde jedoch kein Anstieg der Todesfälle beobachtet, wie es bei Beta und Delta der Fall war.
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